Aprilscherze

Hallo allseits!

Als Information für alle, die die Geschichte und die Geschichten über die vermuteten Ursprünge der Aprilscherze kennen möchten, folgt ein ziemlich langer Text.

Viel Spaß
Barney

Der 1. April

"Der 1. April ist der Tag der „Aprilscherze“. Selbstverständlich lacht jeder Mensch gern, und nur auf anderer Leute Kosten zu lachen gilt als unhöf-lich und unpassend. Einmal im Jahr, am 1. April, gilt es jedoch statthaft - wenigstens bis um 12 Uhr mittags -, andere Menschen „in den April schicken“, d.h. auch Scherze mit ihnen zu treiben, die sonst als weniger fein gelten. Erklärungen für diese Narrenfreiheit gibt es viele.
Manche führen diese Sitte auf Noah zurück, und zwar aus folgendem Grund: Nachdem Noah lange Zeit in der Arche verbracht hatte, wurde er ungeduldig und ersehnte den Rückgang der Flut. Als er zu erkennen glaubte, daß es endlich so weit war, öffnete er die Luke und schickte eine Taube aus. Da sie aber nirgends Land entdecken konnte, kehrte sie zur Arche zurück. Sie war vergeblich ausgeschickt worden.
Dieser Erkundungsflug der Taube erfolgte an einem Tage, dessen Datum nach der jüdischen Zeitrechnung dem 1. April entsprechen soll. Seitdem, so sagt man, sei dieser Tag derjenige, an dem man jemanden in den April schicken darf, wie es auch mit Noahs Taube geschah.
Man behauptet sogar, dass sehr fromme Menschen andere in den April geschickt hätten - fortgeschickt etwa mit einem unausführbaren Auf-trag, wie Noah es mit der Taube tat -, um diese Menschen an den 1. April und an all das zu gemahnen, was er nach der religiösen Über-lie-fe-rung bedeu-tete, nach der die Sintflut eine verdiente Strafe für die Mensch-heit gewesen sein soll, so daß sich die Erinnerung an dieses bedeutsame Ereignis in den Köpfen der etwas Blamierten fest verankerte.
Als einer der wichtigsten Tage im Jahreslauf wurde in alten Zeiten die Frühlings-Tagundnachtgleiche gefeiert. Mit viel Gelächter und Späßen begrüßten die Menschen den Frühlingsanfang, der Anlaß zu allerlei Scherzen gab. Das Fest fiel ungefähr mit dem 1. April zusammen, und deshalb glaubten einige, einen Zusammenhang mit diesen alten heid-nischen Feiern sehen zu können. Auch die Inder feierten zum Frühlings-beginn das Hulifest, bei dem die Menschen in der bei uns am 1. April üblichen Weise das Opfer von Späßen wurde.
Es gibt auch die Ansicht, daß dieser Tag sich von den altrömischen Saturnalien herleite, einem Fest, daß ursprünglich am 17. Dezember gefeiert, aber später verschoben wurde. Auch dabei waren allerlei Scherze üblich, die Sklaven wurden von ihren Herren bedient, und die geselligen Feiern wurden durch einen „Saturnalienfürsten“ geleitet.
Nach einer Erklärung ganz anderen Charakters soll der Schabernak am 1. April nicht mit der Freude des Menschen über den Beginn des Frühlings, sondern im Gegenteil mit dem Gedenken an besondere Vorfälle in der Leidensgeschichte Christi zusammenhängen, die sich ungefähr zu dieser Zeit zutrug.
Die Feinde Christi, die ihn quälen und verspotten wollten, machten sich einen Spaß daraus, ihn von einer Stelle zur anderen zu schicken - von „Pontius zu Pilatus“, wie die Redensart lautet, welche den älteren Aus-druck „von Herodes zu Pilatus“ verdrängt hat. Die mittelalterlichen Mysterienspiele dramatisierten diesen traurigen Spott und zeigten, wie Jesus von einer Person zur anderen geschickt wurde, von Annas zu Kaiphas, von Kaiphas zu Pilatus, von Pilatus zu Herodes und von Herodes wieder zurück zu Pilatus.
Nach manchen Erklärungen soll durch diese mittelalterlichen religiösen Schauspiel der Brauch aufgekommen sein, mit Menschen dadurch Spott zu treiben, daß man sie ohne Sinn und Verstand - genau wie es Christus widerfahren war - von einer Stelle zur anderen schickte. Damit wären die Aprilscherze keine Belustigung gewesen, sondern eine ernste Erinnerung an den Spott, den man mit Christus zu dieser Zeit trieb.
Die Schotten nennen einen in den April Geschickten einen Kuckuck, die Franzosen nennen ihn Aprilfisch. In dieser Zeit des Jahres wirkt jemand, der sich in den April schicken läßt, wie einer der jungen Fische, wenn sie zum erstenmal in französischen Flüssen erscheinen. Da es ihnen noch an Lebenserfahrung fehlt, lassen sie sich leicht fangen.
Nach einer anderen Theorie stammt der Brauch der Aprilscherze von der Sitte, Geisteskranke am 1. April für einen Tag aus dem Gewahrsam zu entlassen, um das Volk zu erheitern, das die Unglücklichen aufforderte, Dinge zu tun, die gar nicht möglich waren.

All diese Erklärungen mögen mehr oder weniger amüsant sein, treffen aber wahrscheinlich nicht zu. Glaubhafter erscheinen einige andere Erklärungen. Eine davon ist das Ausfallen des für den 1. April 1530 angesetzten Reichstages zu Augsburg, das für die Geldspekulanten verhängnisvoll war. Eine andere führt uns in das Frankreich des 16. Jahrhunderts und verbindet den Brauch der Aprilscherze mit einer besonderen Kombination von Umständen, nämlich der Freude an den Neujahrsfeiern, der Einführung eines neuen Kalenders, der Vergeßlichkeit der Menschen und ihrer eigenartigen Vorliebe für Possen dieser Art.
Schon die alten Römer machten sich am Neujahrstag gerne das Vergnügen, Freunde zu besuchen und dabei Geschenke mitzubringen. Während des Mittelalters fiel der Neujahrstag auf den 23. März. Die Tatsache aber, daß dieses Datum häufig in die Passionswoche oder gar auf den Karfreitag fiel, führte dazu, daß die heitere Feier auf den 1. April verschoben wurde.
Als in Frankreich der reformierte Gregorianische Kalender eingeführt worden war, bei dem der Neujahrstag auf den 1. Januar zurückverlegt wurde, konnten viele Menschen sich an diese Änderung nicht gewöhnen und vergaßen den neuen Neujahrstag. Andere nutzten diese Unwissenheit aus und statteten ihnen am 1. April wie gewohnt zum Scherz einen Neujahrsbesuch ab. Sie wurden begrüßt und empfangen, als wäre erst jetzt der Jahresanfang gekommen, wie es die Besuchten ja auch ernstlich glaubten. Die Besucher versäumten aber nicht, sich darüber lustig zu machen.
Mit der Zeit merkten auch die einfältigsten Menschen, daß sich der Kalender geändert hatte und der 1. April kein Neujahrstag mehr war.
Der Brauch aber, sich über andere Menschen an diesem Tage lustig zu machen, hielt an, selbst als der Ursprung dieses Brauches längst vergessen war. Da er den Sinn des Menschen für gute oder schlechte Scherze ansprach, bedurfte er keiner „vernünftigen“ Begründung.

Wer jemanden in den April schickt, läßt deshalb auch seinem Egoismus freien Lauf. Er sieht die veralberten Freunde als Marionetten an, die seinem Willen gehorchen.
Aber vielleicht sollte man dies nicht so tragisch nehmen. Schließlich ist ein Aprilscherz ein ausgezeichnetes Mittel, sich von manchen Spannungen zu befreien, und jeder Mensch hat dabei wenigstens einmal im Jahr die Möglichkeit, der in ihm schlummernden Lust am Unsinn nachzugeben, ohne daß ihm dies verübelt wird."

Aus:
R. Brasch, Dreimal Schwarzer Kater.
Aberglaube, Sitten, Gewohnheiten und ihre merkwürdigen Ursprünge (Horst Erdmann Verlag für internationalen Kulturaustausch, Tübingen und Basel, 1968; Lizenzausgabe für R. Löwit, Wiesbaden).

Leider habe ich keine ISBN-Nummer, falls es sowas damals schon gegeben hat.

Und wieder, lieber Barney, hast du meinem Wissen einige Details hinzugefügt!
Danke und Gruß
Fritz

Servus Barney!
Ein ganz großes Dankeschön für diesen Artikel!*****
Hab ihn ausgedruckt, er kommt zu meiner Sachunterricht - Sammlung „Bräuche“.
Gruß Helene

Barney ich muß mit die schimpfen !!!

Nicht wegen dem Aprilscherz der Artikel kommt zu meiner Sammlung, nur wo ich deine Posting überall suchen muß.
Ich will doch keinen übersehen.

Kerbi
finsterblickend