widersprüchlich sind die Aussagen meines Erachtens nicht, sondern eher missverständlich. In der ersten Aussage sind mit „letzter Silbe“ meines Erachtens die Wortendungen gemeint, die in der geschriebenen Sprache (wenn überhaupt) nur durch Vokalzeichen ausgedrückt ( َ , ً , ُ , ٌ , ِ , ٍ ; d.h. -a, -an, -u, -un, -i, -in) und in der gesprochenen Sprache meist geschluckt werden. Diese können in der Tat weder lang noch betont sein.
Wenn man nur die immer ausgesprochenen Silben betrachtet, kann die letzte Silbe [vor der vernachlässigten Endung] durchaus lang sein und betont werden.
Um das an einem Beispiel zu zeigen:
Bei سَلامٌsalāmun („Frieden“) liegt die Betonung auf dem lā(m). Ob man diese Silbe nun als vorletzte Silbe des eigentlich dreisilbigen Wortes sa-lā-mun oder als letzte Silbe des zweisilbig gesprochenen Wortes sa-lām betrachtet, liegt wohl im Auge des Betrachters.
So zumindest würde ich mir (ohne weiteren Kontext zu den Aussagen) diesen anscheinenden Widerspruch erklären.
Interessehalber…
Hallo st-p,
Da du dich auskennst… ich hab mich schon immer gefragt, wie die Betonungsregeln des Arabischen überhaupt funktionieren. Kannst du das mal in Kürze erklären?
Ich glaube, lange Silben ziehen die Betonung an sich, sonst scheint mir die vorletzte Silbe die Betonung zu tragen, wenn die letzte nicht lang ist. Kommen hier noch geschlossene Silben zum Einsatz?
die Ausführungen bei Fischer-Jastrow bestätigen in etwa das, was Du da skizziert hast:
Für die Position des Worttons ist die Länge bzw. die Kürze der Silben verantwortlich. Lange Silben weisen entweder einen Langvokal oder einen Kurzvokal, gefolgt von zwei Konsonanten, auf. In der Standardaussprache liegt der Wortton entweder auf der vorletzten oder der drittletzten Silbe; dabei gelten folgende Regeln.
Die vorletzte Silbe wird nur betont, wenn sie lang ist: kit´ābun, maḥállun.
Andernfalls wird die drittletzte Silbe betont: kátaba, mucállimun, mucallímatun.
Einige einsilbige Präpositionen und Partikeln, die in der Orthographie mit dem folgenden Wort zusammengeschrieben werden, erhalten keinen Wortton: bi-mán, ɔal-ɔáḫu.
Bei Pausalformen bleibt die Betonung in der Regel unverändert: kit´āb, maḥáll, kátab, mucállim, ɔal-ɔáḫ. Nur in den Fällen, in welchen die betonte drittletzte Silbe kurz ist, rückt der Wortton in der Pausalform um eine Silbe zurück: mucállima.
– Quelle: Fischer-Jastrow 1996, S. 6
Was nun die Frage mit den geschlossenen Silben angeht, weiß ich nicht genau, wieso diese (Deiner Ansicht nach) einen Einfluss auf den Wortton haben könnten/sollten. Zudem gibt es ja, streng genommen, in der Standardaussprache nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Wörtern, die geschlossene Silben beinhalten.
Hallo,
Danke, super! Stern.
So in der Richtung hatte ich es mir auch gedacht, das System erinnert sehr ans Lateinische, vom Prinzip her.
Was nun die Frage mit den geschlossenen Silben angeht, weiß
ich nicht genau, wieso diese (Deiner Ansicht nach) einen
Einfluss auf den Wortton haben könnten/sollten. Zudem gibt es
ja, streng genommen, in der Standardaussprache nur eine
vergleichsweise geringe Anzahl von Wörtern, die geschlossene
Silben beinhalten.
widersprüchlich sind die Aussagen meines Erachtens nicht,
sondern eher missverständlich. In der ersten Aussage sind mit
„letzter Silbe“ meines Erachtens die Wortendungen gemeint, die
in der geschriebenen Sprache (wenn überhaupt) nur durch
Vokalzeichen ausgedrückt ( َ , ً , ُ , ٌ , ِ , ٍ ; d.h. -a, -an, -u, -un, -i, -in) und in der gesprochenen Sprache meist
geschluckt werden. Diese können in der Tat weder lang noch
betont sein.
Das ist es nicht. Als ein Beispiel steht da nämlich ha dhā („dies“, falls die Umschrift unklar ist) mit Betonung auf „ha“.
Nach dem anderen Buch und deinen Erörterungen sollte das aber eher ha dhā sein, oder?
Und eine andere Frage hast du nebenbei auch schon geklärt, bevor ich sie gefragt habe: das „-un“ des männlichen und das „-tun“ des weiblichen Nominativs werden in der Regel nicht gesprochen, wenn ich das richtig verstanden habe?
Das ist es nicht. Als ein Beispiel steht da nämlich ha dhā
(„dies“, falls die Umschrift unklar ist) mit Betonung auf
„ha“.
Nach dem anderen Buch und deinen Erörterungen sollte das aber
eher ha dhā sein, oder?
Nein, sollte es nicht. Die richtig vokalisierte Schreibung des Wortes enthält nämlich ein kleines „Dolch“-Alif über der ersten Silbe: هٰذَا (in der Umschrift also h ā ḏā, nicht h a ḏā). Sprich: Das Wort hat zwei lange Silben, von denen in der Tat die erste und nicht die zweite betont wird. In jedem Fall würde ich هذا in die Kategorie „Sonderfälle/Ausnahmen“ einorden.
Und eine andere Frage hast du nebenbei auch schon geklärt,
bevor ich sie gefragt habe: das „-un“ des männlichen und das
„-tun“ des weiblichen Nominativs werden in der Regel nicht
gesprochen, wenn ich das richtig verstanden habe?
Fast: Abgesehen von Koranrezitationen, Fernsehnachrichten, Ansprachen und ähnlichen Anlässen für sehr förmliche Sprache werden die Endungen (egal ob sie nun Geschlecht, Kasus oder Bestimmtheit ausdrücken) in der Regel nicht gesprochen. Teilweise hörbar sind sie jedoch (je nach Dialekt, Sprecher und Situation) in feststehenden Ausdrücken und/oder Status-constructus-Verbindungen, z.B. الحمد لله (al-ḥamd u li-llāh, „Gott sei Dank“).
Nein, sollte es nicht. Die richtig vokalisierte Schreibung des
Wortes enthält nämlich ein kleines „Dolch“-Alif über der
ersten Silbe: هٰذَا (in der Umschrift also h ā ḏā, nicht h a ḏā).
Ja, habe ich inzwischen auch festgestellt, leider erst, nachdem ich mein Posting geschrieben hatte.
In jedem Fall
würde ich هذا in die Kategorie „Sonderfälle/Ausnahmen“
einorden.
Ok. Ich halte also fest: in der Regel wird die letzte lange Silbe betont (jedoch immer eine der letzten drei im Wort). Korrekt? (Ausnahmen gibt’s natürlich wie überall…)
Fast: Abgesehen von Koranrezitationen, Fernsehnachrichten,
Ansprachen und ähnlichen Anlässen für sehr förmliche Sprache
werden die Endungen (egal ob sie nun Geschlecht, Kasus oder
Bestimmtheit ausdrücken) in der Regel nicht gesprochen.
Teilweise hörbar sind sie jedoch (je nach Dialekt, Sprecher
und Situation) in feststehenden Ausdrücken und/oder
Status-constructus-Verbindungen, z.B. الحمد لله (al-ḥamd u
li-llāh , „Gott sei Dank“).
Fein. Nochmal danke. Und bereite dich vor - ich nerve bestimmt noch öfter