Aufträge für Komponisten
Hi Wolfgang!
Es ist sehr schwer, das mal vorweg. Jobs für Film/Fernsehen gibt es
immer weniger, und die paar Aufträge teilen sich die eingesessenen
Komponisten. Musik für’s Werbefernsehen ist gut bezahlt, aber wo sind
die Aufträge?
Für die Oper bekommt man einen Hungerlohn, wenn man überhaupt mal
etwas verkaufen kann. Dann müssen es auch noch Uraufführungen sein…
Vitamin B hilft am besten, d.h. dass ein Regisseur oder ein
Musikdramaturg unbedingt deine Musik wollen und dich mitziehen. So
bekommt man ein paar Aufträge, die sich gut im Portfolio machen,
einen warmen Händedruck bekommst du so auch noch, angemessene
Bezahlung steht wieder auf einem anderen Blatt; schließlich hat man
dir doch schon geholfen, indem du mitmachen darfst.
Versuch den Fuß in eine Agentur zu bekommen, die Aufträge hat und
auch an neue Leute vergibt; seitdem jeder ein digitales Orchester auf
dem PC hat, sind die Leute skeptisch. In Deutschland sieht es eh mau
aus bei Film und Fernsehen. Also: auf nach LA 
Ohne Agentur kommst du eh nicht unter, auch nicht als Notist oder
Arrangeur, was die ersten Jobs sein werden, egal wie gut du
komponierst. Es dauert, bis man seinen Namen unter die eigene
Komposition setzen darf. Pass aber bei den Agenturen auf, manche
lassen sich teuer Geld für’s Mastering in ihrem angegliederten
Tonstudio zahlen und Aufträge gibt’s immernoch keine. Es gibt auch
welche, die sind so renommiert, dass man einen Mitgliedsbeitrag
zahlen muss, nur um sagen zu können, „Auch ich bin in der Kartei von
blablabla“; die Abzocke ist groß, was nichts Neues ist. Ein
professionelles Demo brauchst du aber auf jeden Fall. Dabei helfen
natürlich die Agenturen, das will ich nicht klein reden, man kann
schon an der Aufmachung der Demotakes erkennen, wer noch am Träumen
ist und wer als Mitarbeiter in Frage kommt. Die Vorauswahl und
Präsentationsform der Agenturen sind daher sehr wichtig, lies dir
aber das Kleingedruckte durch.
Wenn du Komponist für Popmusik werden willst, musst du dir ein
Sternchen suchen, das deine Musik darbietet und in die Charts
bringt. So kannst du gut auf dich aufmerksam machen und dann Stücke
für die Library an die Label verkaufen, was aber auch nicht gut
bezahlt ist, weil man üblicherweise seine Tantiem-Rechte mitverkauft.
Das ist also nur etwas, zum Einsteigen. Noch eines: keine Newbies!!!
Dein Star muss jemand sein, der 4 Tage die Woche auf der Bühne steht,
sonst hat’s keinen Sinn. Schick deine Musik also an Leute, die Profis
sind und deren Image zu deinen Takes passt.
Trotzdem, es ist sehr sehr schwer, als Komponist zu landen, ich kenne
keinen, der davon leben kann, obwohl alle davon ausgezeichnete
Komponisten sind, mich selbst mit eingeschlossen. Am Potenzial liegt
es nicht, die arbeitslose Konkurrenz ist einfach sehr groß. Am besten
ist, wenn du deine eigenen Stücke persönlich regelmäßig aufführst, so
kommen wenigstens ein paar Kröten in die Tasche und such Vitamin B,
du wirst es brauchen.
Gruß
Sprite
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