Arbeiten bei solchen Bedingungen, geht das?

Hallo zusammen!
Ich erkläre kurz die Situation, weil ich nicht mehr weiter weiß:
Mein Partner arbeitet bei Minus 20 Grad (und manchmal kälter) im Kühlhaus.
Er macht auch bei 9 Stunden Arbeit max. 2 Pausen. Seine Gesundheit und Laune leidet sehr, es ist zu hart. Manchmal muss er noch länger schaffen.

Er hat einen Vertrag mit 80% Teilzeit aber macht täglich nur Überstunden.
Er sollte auch nachträglich einen Wisch unterschreiben, dass er länger im Kühlhaus arbeitet auf eigene Gefahr und Überstunden macht (sonst droht Kündigung).
Obwohl er einen unbefristeten Vertrag hat.
Ich denke der Chef meint, man findet einen Grund sonst.
Er ist einer der schnellsten Arbeiter und der Chef nutzt es aus. Er schafft 6 Tage die Woche immer.

Also ich denke, einiges ist daran nicht rechtens.
An wen kann man sich denn wenden, um ihm zu helfen? Einen Anwalt oder die Handelskammer z.B.?
Oder ist Kündigung der einzige Weg bei sowas?
Es handelt sich um eine große Supermarktkette und deren Zentrallager.

Ich hoffe ihr könnt mir einen Tipp geben…

Hallo,
er hat hoffentlich alles genau dokumentiert.
Sowohl die Tätigkeiten mit den Arbeitsbedingungen als auch die Forderungen seines Vorgesetzten.
Das wäre in einem Gerichtsprozess wichtig, denn darauf läuft es vermutlich hinaus.

3 Like

An die Gewerkschaft. Spätestens jetzt ist es Zeit, endlich einzutreten.

Ich schätze, die NGG wird da die richtige Adresse sein (je nachdem, was da gekühlt wird). Die Leute sind es gewohnt, gegen Sparringspartner anzutreten, die mit großer Klappe und dicker Hose auflaufen - die von der NGG betreuten Branchen sind im Lauf der letzten zwei - drei Jahrzehnte härter geworden als Bau.

Schöne Grüße

MM

4 Like

Ich denke in solchen Fällen auch immer zuerst an die Gewerkschaft.

Und ich finde es interessant, dass meistens gerade Leute, die eben nicht in einer Gewerkschaft sind und dadurch die Arbeitnehmerseite schwächen, sich dann später über unzumutbare Arbeitsbedingungen beschweren (in diesem Fall zwar nicht sondern seine Partnerin, aber immerhin) und nach dem Staat rufen.

Gewerkschaften haben auch ihre Schwächen denn schließlich sind die Akteure Menschen, aber in meinem Berufsleben konnte ich feststellen, dass vernünftige Arbeitgeber immer froh waren, wenn Sie auf der Gegenseite einen kompetenten Ansprechpartner in Form einer Gewerkschaft zur Verfügung hatten.
Arbeitgeber, die jede Gewerkschaft verteufeln, brauchen keine Arbeitnehmer sondern Sklaven.

4 Like

Hi,

ich kann hier nur schreiben, was ich selbst täte: Nämlich dem Chef klarmachen, daß ich umgehend kündigen würde, falls sich nichts ändert. In der heutigen Arbeitsmarktsituation sollte sich ein neuer Job doch leicht finden lassen.

Gruß T

3 Like

Man kann sich mit solchen Bedingungen abfinden, man kann dagegen per Gewerkschaft oder Anwalt vorgehen, um am Ende dann wegen jeder Kleinigkeit eine Abmahnung bis zur absehbaren Kündigung zu kassieren, oder angesichts des Arbeitsmarktes heute anfangen geeignete Stellen herauszusuchen und Bewerbungen zu schreiben. Dann kann man bestenfalls dem lieben Chef in Kürze ein letztes Mal Tschüß sagen.

2 Like

Hallo, @Missffm!

Hat die Firma einen Betriebsrat?

Gruß, Kudo

1 Like

Hi!

Diese 9 Stunden täglich… ist das mit oder ohne Pause? Und wenn mit, wie lang sind die Pausen?

Der Punkt ist, per Gesetz darf pro Tag maximal 10 Stunden gearbeitet werden, und im Durchschnitt 48 Stunden pro Woche. 60 Stunden (6 Tage, 10 Stunden) sind auch erlaubt, wenn zu anderen Zeiten entsprechend weniger gearbeitet wird.

Du schreibst von dauerhaft 6 Tagen pro Woche, 9 Stunden. Das ist zu viel, es sei denn, in diesen 9 Stunden ist 1 Stunde Pause drin, denn Pausen gelten NICHT als Arbeitszeit. Apropos: bei mehr als 6 Stunden sind insgesamt 30min Pause Pflicht, bei mehr als 9 Stunden insgesamt 45min. Ne Pause muss mindestens 15min dauern.

Diese Regeln sind das gesetzliche Minimum, auch wenn sie für diesen Job recht hart sind.

Hallo,
sollten diese beiden Aussagen wirklich zutreffen, dann ist dein Partner gegenüber seinem Chef in einer sehr guten Verhandlungsposition. So jemanden kündigt man nicht. Jedenfalls nicht, wenn man nich komplett bescheuert ist.
War denn dein Partner schon einmal bei seinem Chef und hat mit ihm gesprochen? Das ist erst einmal der erste Weg. Erst wenn ein solches Gespräch scheitert, kann man nächste Schritte unternehmen. Besser gesagt, sollte.

dem kann ich nur zustimmen.
Gruß

1 Like

Vor gut 20 Jahren machte ich meinem Chef auch mal deutlich, dass ich nicht sein Sklave bin. Daraufhin änderte sich was.
Ok, ich war quasi im Heimvorteil, als sein einziger Angestellter. :rofl:

1 Like

Zwei Anekdoten:

Chef sagt „Der Franz ist ein Idiot, da fragt der mich letzte Woche nach Urlaub! Dabei weiiß der doch, dass wir viel zu viel zu tun haben! Unfassbar. Ich habe den direkt gekündigt!“

(Nein, das ist kein Witz. Mir ist die Kinnlade heruntergefallen.)

Befreundeter Facharbeiter ist zu Besuch. Ich lasse „zufällig“ den Ausdruck mit dem neuen Tarifabschluss offen liegen. Er: „Ist das echt?“ Ich: „Klar, ganz neu. Du müsstest in der Entgeltgruppe E5 sein, 19,23€ seit 01.08.“ Er: „Ähh, kann ich das mal haben und meinem Chef zeigen?“ Er zeigt es seinem Chef, der Chef reagiert nicht. Voraussichtlich wird er bald bei mir arbeiten.
Da gibt es also Handwerksmeister, die einen sehr guten Mitarbeiter unter Tarif bezahlen.

Fachkräftemangel - ja, der ist real. Aber anscheinend ist das bei einigen Chefs noch nicht angekommen und es wird lieber in die Leasingrate vom Dritt-Porsche investiert als in die eigenen Leute.

Es gibt also durchaus das Risiko, dass man an einen bescheuerten Chef gerät. Dann findet man als brauchbarer Arbeiter in einem nicht vollkommen exotischen Job wahrscheinlich direkt eine neue Stelle.

5 Like

Hallo x_Strom,
das ist ja unglaublich. Unfassbar, wie man mit so viel Unverstand einen Betrieb halten kann.
Ich selbst arbeite auf der komplett anderen Seite. Mein Chef bezahlt gut und ist viel zu gutmütig. Bei einem Kollegen hat sich der Krankenstand inzwischen gejährt.
Ich selbst ticke auch nicht ganz richtig, wurde mir schon öfters gesagt. Aus dem Krankenhaus entlassen worden und sofort in den Betrieb gefahren. Nicht nur einmal. Sobald ich auf Krücken laufen kann und mindestens eine Hand benutzen kann stehe ich parat und mach so gut ich kann. Viele nennen es Dummheit, ich nenne es Loyalität.
Gruß

Ich nicht. Ich war früher in Einer … ein bisschen aktiver als des Durchnitts-Mitglied, aber es reifte schnell die Erkenntnis, dass nur darum geht, die Mitglieder zu halten, indem man ihnen nach dem Mund redet und eigentliche Chancen nicht aufgreift. Als mir dann bei einem Entfall einer Zulage der Rechtschutz verweigert wurde (O-Ton: „Ist nicht im gewerkschaftlichen Interesse, weil übertariflich“), war das der Tag, an dem ich dort kündigte und stattdessen eine Arbeits-Rechtsschutzvetsicherung abschloss. Das mit der Zulage hatte dann übrigens ein Anwalt mit einem Schreiben erledigt inkl. Kostenübernahme durch den Arbeitgeber. Das ganze war übrigens vor nicht ganz 30 Jahren, aber dass Gewerkschaften heutzutage anders aggieren, sehe ich nicht, obwohl ich mich da regelmäßig informieren.

BTW: Bei der Berechnung des Mitgliedsbeitrages wurde natürlich nicht auf das Einbeziehen der Zulage verzichtet.

Daher sehe ich das so:

Brauchen Arbeitnehmer eine starke Vertretung: Ja.
Sind Gewerschaften eine starke Vertretung: Nein.

Wer wenig Gehalt hat, hat durch den Beitritt in eine Gewerschaft einen günsigen Basis-Rechtsschutz („besser als nichts“) Wer mehr verdient, ist IMHO mit einer Rechtsschutz-Versicherung besser bedient.

Das ist jetzt eher ein Vorurteil! Das passt bestenfalls bei Arbeitnehmern, die jeden Cent mehrfach umdrehen müssen. Aber die kann ich durchaus verstehen.

Eine Gewerkschaft ist so stark wie ihre Mitglieder, in der Anzahl und im Engagement.
Mitglieder, die eine Gewerkschaft als Versorgungsorganisation verstehen und ihre Funktionäre als Beamte darin, welche die Arbeit machen, werden darin nicht viel bewirken.

Aber es gibt ja auch andere.

Sektenartiges runterbeten des Gewerkschaften-Mantras um „Erlösung“ zu erhalten beim Ignorieren des nicht dazu passenden Inhalts.

Oder warum reagierst Du nur auf die letzen beiden Absätze und lässt alles andere Erklärende weg, wie ich zu meiner Ansicht komme ignorierst.

Ich glaube Dir durchaus Deine anekdotischen Erlebnisse mit den Gewerkschaften, ich war auch mal in einer, so lange bis ich mich selbstständig machte.
Jede Massenorganisation ist fehleranfällig.

Sowohl Du als auch ich könnten vermutlich tausende von entsprechenden, glaubwürdigen Berichten aufbieten die unsere jeweiligen Aussagen bestätigen, wenn wir uns die Mühe der Suche machen würden.
Ich kann Deine Sichtweise durchaus auch bestätigen, weil ich solche Vorgänge auch miterlebt habe. Vermutlich haben wir aber andere Schlussfolgerungen gezogen.

Richtig „sympathisch“ wurden die Gewerkschaften für mich erst nach meiner Mitgliedschaft in meiner Selbstständigkeit, denn da hatte ich es auf der anderen Seite meistens mit wirklich kompetenten Gesprächspartnern zu tun.

Wenn das Gesamtklima passt ist es ok und tut einem auch nicht weh.