Tach!
Gibt es eventuell Leute hier, die im Vertriebsaußendienst
arbeiten und mir ein wenig über ihre Arbeit berichten können?
Ja.
Ich hatte ein sehr gutes Vorstellungsgespräch bei einer Firma,
die Werkzeuge von bekannten Marken vertreibt. Ich habe
eigentlich einen festen Job, indem ich meine geregelten
Arbeitszeiten habe und nicht schlecht verdiene. Aber es ist
durch die momentane Auftragslage nicht sicher, dass ich meinen
Vertrag verlängert bekommen werde.
Sicher ist heute sowieso nichts mehr im beruflichen Kontext.
Ein Job im außendienst bietet Dir zumindest die Gewißheit, dass Du kaum Deinen Job verlieren wirst, wenn Du und Deine Kollegen erfolgreich seid.
Du hast quasi direkten Einfluss auf den Unternehmenserfolg.
Da ich von der Firma beim Vorstellungsgespräch aber 3500€
(Brutto monatlich) + Provisionen und Firmenwagen (auch
Privatnutzung) angeboten bekommen habe, würde ich nun gerne
mehr über die Arbeit im Vertrieb im Außendienst erfahren, da
ich mich dann vielleicht einfacher entscheiden kann, falls
eine Zusage der Firma kommen sollte.
Vertrieb heute heisst v.a., Zielvorgaben zu erfüllen. Die Salesman Romantik, schön über Land zu gondeln und gemütlich in den Biergarten zu gehen, ist definitiv vorbei.
Man muss also damit leben können, rein nach seinen Umsatzzahlen gemessen zu werden, häufig sehr ambitionierte bis unerreichbare Ziele erfüllen zu müssen und häufig mit dem Chef über Forecasts zu sprechen.
Der Druck ist sicherlich höher, als bei einem Sachbearbeitjob im Büro. Das Einkommen und die Freiheiten im Job allerdings auch. Man sollte nicht nur das Risiko sehen, ohne Provision dazustehen, sondern auch die Chance, richtig zu „überpunkten“, also ab und an mal richtig Geld zu verdienen.
Nicht umsonst sagt man ja, dass ein guter Vertriebler mehr verdient, als sein Vertriebsleiter.
Diesen würde ich mir auch genau ansehen. Der Chef ist im Vertrieb sehr wichtig, da er Deine wichtigste Verbindung in die zentrale ist, die Du im Falle einer Home Office Tätigkeit nur selten besuchst. Ferner braucht man im Vertrieb einen Chef, der für seine Leute einsteht und nicht nur damit beschäftigt ist, seine eigene Position zu sichern und Probleme auf Kosten seiner Mitarbeiter zu „delegieren“.
Was das Eikommen betrifft, kann ich so nicht beurteilen, ob es i.O. ist. Generell sind 42.000 Eur brutto zzgl. Provision kein schlechtes Gehalt. Das deutsche Durchschnittsgehalt liegt ja irgendwo bei 35.000 Eur brutto. Extrem niedirg oder hoch ist das Angebot nicht. Das Auto kann man für seine eigene Kalkulation mit zusätzlichen 5 - 10 TEur ansetzen, je nach Fahrzeugklasse.
Viel wichtiger ist in diesem Zusammenhang das Provisionsmodell und die Zielvorgabe. Wenn man erst bei 130% Zielerreichung anfängt, etwas Provision zu verdienen und das Ziel nicht erreichbar ist, kann man das vergessen.
Ausserdem findet man sehr häufig im Gebietsvertrieb das Problem vor, dass altgediente Kollegen sich einzelne „Schmankerl-“ Accounts aus einem früher betreuten Gebiet zurück behalten oder es eine Key-Account- oder OEM-Struktur zusätzlich gibt.
Das nimmt Dir dann die Chance, auch aus dem Bestand heraus etzwas Geld zu verdienen. Du musst alles neu akquirieren und die schönen großen Accounts sind tabu für Dich. In gewissem Umfang ist das meist nicht zu vermeiden, allerdings sollte das nicht überhand nehmen und ich würde diesen Punkt sehr klar abfragen, bevor ich den Vertrag unterschreibe.
Spannend ist auch der Kundenkreis: geht es um B2B oder B2C, also Verkauf an andere Firmen, oder an den privaten Endkunden?
Ich selbst würde es tunlichst vermeiden, an Privatleute zu verkaufen. Es macht sehr viel mehr Freude, Technik an Fachleute zu verkaufen, die sie auch brauchen.
Ausserdem sehr wichtig: das Produkt: ist es von guter Qualität? Wie ist der Ruf des Unternehmens im Markt? Wie lange gibt es die Firma? Bekanntheitsgrad? Gibt es eine vernünftige Marketingabteilung? Wird zusätzlich z.B. telefonakquise seitens der Firma betrieben, oder liegt alles an Dir?
Du siehst, es gibt noch einiges bei der Firma abzufragen. Je genauer man das jetzt macht, umso wohler fühlt man sich späer.
Nicht umsonst ist die Fluktuation im Vertrieb sehr hoch, denn viele Unternehmen ordnen die Endkundenverkäufer zu niedrig ein und sehen deren Wert nicht.
Gruß,
M.