Arbeitgeber zahlt nicht

Hallo,

Ich hätte mal eine Frage. . .obwohl meine Situation eigentlich recht kompliziert ist:

Also, ich arbeite als Azubi in einem Betrieb und hätte jetzt im Mai meine Abschlussprüfung.
Mein Arbeitgeber hat angefangen das Gehalt der letzten Monate immer mit verzug zu bezahlen aber das Geld kam immerhin.
Nun ist es so das das Geld irgendwie gar nicht mehr kommt.
Immer wieder werden wir vertröstet und doch kommt nichts dabei rüber.
Ich habe mit meinem Arbeitgeber schon mehr als einmal geredet, hat aber nichts genützt.

Habe auch schon mit einem Anwalt gesprochen ABER der meinte ich solle mal noch nicht zur IHK gehen, weil die meinen CHef zwingen könnten Insolvenz anzumelden. . .aber andererseits könnte es ja auch so sein, das der Betrieb schon lange Insolvent ist und mein Chef diese nur „verschleppt“ bis gar nichts mehr geht.
Der Anwalt mit dem ich gesprochen hatte, meinte eigentlich nur ich solle die Füße still halten und gar nichts tun und nur meine Ausbildung beenden, auch wenn es jetzt monatelang kein Geld geben würde.

Ich würde es dann hinterher vom Staat bekommen, wenn der Betrieb dann letztendlich Insolvent wäre.

Aber damit kann ich mich nicht zufrieden geben, ich brauche mein Geld, gibt es da denn überhaupt keine Möglichkeit.

Denn, ich verdiene zwar nicht die Welt, knapp 500 Euro aber fehlen tun sie trotzdem. . .ich habe ja auch Rechnungen zu bezahlen und eine Freundin und ein Kind habe ich auch. . .
ich kann es mir einfach nicht leisten monatelang ohne mein Gehalt auszukommen.

Da muss es soch eine rechtliche Möglichkeit geben, an mein Geld zu kommen.

Hoffe hier auf Antworten.

Vielen Dank schon mal im vorraus

MFG
Ben

Hallo Ben,

Also, ich arbeite als Azubi in einem Betrieb und hätte jetzt
im Mai meine Abschlussprüfung.
Mein Arbeitgeber hat angefangen das Gehalt der letzten Monate
immer mit verzug zu bezahlen aber das Geld kam immerhin.

Klingt nach Krise…

Nun ist es so das das Geld irgendwie gar nicht mehr kommt.
Immer wieder werden wir vertröstet und doch kommt nichts dabei
rüber.

Klingt sehr nach Krise…

Ich habe mit meinem Arbeitgeber schon mehr als einmal geredet,
hat aber nichts genützt.

Wo ggf. nichts ist…:frowning:

Habe auch schon mit einem Anwalt gesprochen ABER der meinte
ich solle mal noch nicht zur IHK gehen, weil die meinen CHef
zwingen könnten Insolvenz anzumelden. . .aber andererseits
könnte es ja auch so sein, das der Betrieb schon lange
Insolvent ist und mein Chef diese nur „verschleppt“ bis gar
nichts mehr geht.

Insolvent ist man (zumindest bei Kapitalgesellschaften):
a) bei eingetretener Zahlungsunfähigkeit
b) bei eingetretener Überschuldung
c) bei drohender Zahlungsunfähigkeit (Gummiparagraph)

Zahlungsunfähig ist man, wenn man absehbar für die weitere Zeit nicht fähig oder bereit ist, seine fälligen Verbindlichkeiten zu begleichen. Man ist es nicht, wenn man einen kurzen(!) Zahlungsengpass hat.
Macht man trotz eigentretenem Insolvenzgrund ohne Maßnahmen weiter, bewegt man sich im Strafrechtsbereich(!) (Insolvenzverschleppung)
Insolvenz kann sowohl vom Geschäftsführer, den Gesellschaftern als auch von beliebigen Gläubigern (also auch von Dir) beantragt werden

Der Anwalt mit dem ich gesprochen hatte, meinte eigentlich nur
ich solle die Füße still halten und gar nichts tun und nur
meine Ausbildung beenden, auch wenn es jetzt monatelang kein
Geld geben würde.

Hmh… Anwalt wechseln?

Ich würde es dann hinterher vom Staat bekommen, wenn der
Betrieb dann letztendlich Insolvent wäre.

IMHO falsch. Maximal drei(!) ausstehende Gehälter sind vom Insolvenzausfallgeld abgedeckt. Ist der Rückstand größer, hast Du ein vorrangiges Recht auf die Insolvenzmasse, die aber mittlerweile theoretisch null sein könnte, da vor Dir noch Aus- und Absonderungen kommen…

Aber damit kann ich mich nicht zufrieden geben, ich brauche
mein Geld, gibt es da denn überhaupt keine Möglichkeit.

Rede Tacheles mit Deinem Arbeitgeber. Mach ihm klar, dass Du ohne Perspektive Maßnahmen ergreifen wirst, da Du Deine persönliche Situation massiv als gefährdet ansiehst (sowohl finanziell als auch ausbildungstechnisch). Denn es gibt sehr wahrscheinlich Gläubiger, die nicht so zimperlich sind (z.B. Sozialversicherungen oder das Finanzamt), so dass Du befürchtest, dass ggf. heute noch ein Insolvenzverfahren beginnt.
Du solltest nicht mit Insovenzbeantragung drohen (das überlass anderen), aber sage Deinem Arbeitgeber, dass Du vor hast, mit der IHK und ggf. dem Arbeitsamt über Deine Perspektiven reden wirst (bedeutet ja ggf. wie Dein Anwalt richtig schrieb, die Insolvenzbeantragung). Vielleicht gibt es ja auch in der Ausbildung Möglichkeiten wie Kurzarbeit, die Deinen Arbeitgeber entlasten könnten, was ihm vielleicht entgegenkommt, worüber man sich aber informieren muss…

Und: Gibt es keine konkrete Perspektive der Besserung, dann ergreif diese Schritte, denn ansonsten drohst Du kurz vor Ende Deiner Ausbildung in einem abzuwickelnden Betrieb zu stecken, der vielleicht März seine Tätigkeit einstellt…

Vielleicht kann man tatsächlich dealen, dass ein besserstehender Ausbildungsbetrieb Dich für die letzten Monate übernimmt, oder ggf. öffentliche Mittel während der Rest-Phase Dich finanzieren.

Nicht schön…
Grüße
Jürgen

Moin Jürgen,

Rede Tacheles mit Deinem Arbeitgeber. Mach ihm klar, dass Du
ohne Perspektive Maßnahmen ergreifen wirst, da Du Deine
persönliche Situation massiv als gefährdet ansiehst (sowohl
finanziell als auch ausbildungstechnisch). Denn es gibt sehr
wahrscheinlich Gläubiger, die nicht so zimperlich sind (z.B.
Sozialversicherungen oder das Finanzamt), so dass Du
befürchtest, dass ggf. heute noch ein Insolvenzverfahren
beginnt.

Mir ist nicht ganz klar, was das nutzen soll, und zwar sowohl für die Tatsache, dass er gerne sein Geld hätte (wie du schon sagtest, wo nichts ist…), als auch für die Tatsache, dass er dort seine Ausbildung beenden möchte (ein anderer Gläubiger kann so oder so möglicherweise jederzeit Insolvenz beantragen).

Vielleicht erklärst du das nochmal für Rothaarige :smile:
Gruß
Marion

Moin Rothaarige,

Vielleicht erklärst du das nochmal für Rothaarige :smile:

gerne doch…

Warum ich vorgeschlagen habe, ehrlich und offen Tacheles zu reden, um dann ggf. selber Maßnahmen zu ergreifen, hat folgenden Hintergrund.

Nach der Schilderung bestehen zwei Gefahren:

  1. Der Laden geht in Insolvenz und der Schreiber wird zum nächst-möglichen Zeitpunkt gekündigt wegen Geschäftsaufgabe aufgrund von nixmehrhabenaußerSchulden:wink:
  2. Der Schreiber steckt in einem Ausbildungsverhältnis und es droht der Abbruch der Ausbildung kurz vor dem natürlichen Ende der Ausbildung.

Jede Gefahr für sich ist ärgerlich, insgesamt droht meines Erachtens dem Schreiber, dass er bei weiterem Zuwarten am Schluss keine abgeschlossene Ausbildung in den Händen hält, arbeitslos ist und auf Teilen seiner finanziellen Ansprüche sitzen bleibt.

Das sollte reichen, um klare und konkrete Perspektiven von einem Arbeitgeber einzufordern, ob der Laden nun bis Ausbildungsende noch existiert. Werden diese nicht gegeben, muss davon ausgegangen werden, dass er wohl bis dahin nicht mehr existieren wird.
Und das sollte wiederum reichen, um ganz massiv Maßnahmen zum eigenen Überleben hinsichtlich Ausbildungsende (Prio 1) und Finanzen (Prio 2) zu ergreifen.
Denn wenn der Arbeitgeber dieser Verantwortung nicht gerecht wird, dann ist es im eigensten Interesse des Bedrohten, sich schnellstmöglich über die Chancen im sich abzeichnenden worst case zu informieren. Nebenbei kann auch ein Angestellter einem Arbeitgeber Tipps wie z.B. Beantragung von Kurzarbeitergeld o.ä. geben, worauf vielleicht der Arbeitgeber in seiner Not selber nicht gekommen ist.

Ein ggf. zukünftiger Inso-Verwalter wird sicher nichts von alledem tun…

Nichts desto trotz kann es natürlich sein, dass vielleicht nur ein „größerer“ Zahlungsengpass vorliegt und das Unternehmen in der Substanz eigentlich nicht gefährdet ist. Dann sollte diese Information natürlich nicht nach außen dringen. Und darum schlage ich ein sehr(!) ernstes Gespräch mit dem Arbeitgeber vor, in dem selbstverständlich die sich ergebenden Optionen angesprochen werden sollten.

Grüße
Jürgen

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Danke
jetzt hab ich das auch verstanden :smile:

Gruß
Marion

Hallo Ben,

Der Anwalt mit dem ich gesprochen hatte, meinte eigentlich nur
ich solle die Füße still halten und gar nichts tun und nur
meine Ausbildung beenden, auch wenn es jetzt monatelang kein
Geld geben würde.

Was ist den das für eine Anwalt. Er hätte zumindestens den ausstehenden Lohn einklagen können.

IMHO falsch. Maximal drei(!) ausstehende Gehälter sind vom
Insolvenzausfallgeld abgedeckt. Ist der Rückstand größer, hast
Du ein vorrangiges Recht auf die Insolvenzmasse, die aber
mittlerweile theoretisch null sein könnte, da vor Dir noch
Aus- und Absonderungen kommen…

Das ist richtig. Hart aber Wahr.

Aber damit kann ich mich nicht zufrieden geben, ich brauche
mein Geld, gibt es da denn überhaupt keine Möglichkeit.

Wie empfohlen. rede mit Deinem AG Tacheles und solltest Du nicht sofort Bares bekommen, nicht weiter zögern.

Folgende Schritte sind von unserem damaligen Anwalt empfohlen worden:

  1. Sofort zum Sozialamt und Hilfe zum Lenbensunterhalt beantragen.
  2. Sofort zum Arbeitsamt und um Vermittlung in eine andere Lehrfirma bitten. Unbedingt den Namen des Sachbearbeiter notieren.
  3. Sofort zur IHK und den Vorgang dort melden. Die Ummeldung in einen anderen Lehrbetrieb beantragen und um Vorschläge bitten, welche Betriebe bekannt ist, wo die Lehre beendet werden kann.
  4. Sich umgehend mit der Krankenkasse in Verbindung setzen. Dort prüfen lassen bis wann die Beiträge bezahlt worden sind. Bei Ersatzkassen kann es vorkommen, dass diese sich bei Dir melden und die rückständigen Beiträge zur Renten- und Krankenkasse haben wollen.

Wenn Du diese Schritte einhälts, kann ich Dir versichern, hat Dein AG in den nächsten Tagen zuviel Ärger am Hals, dass er froh gewesen wäre, er hätte den Lohn bezahlt. Denn diese Kameraden lassen sich mit Ausreden hinhalten. Die wollen dann Bares.

Viel Erfolg bei Deinen Bemühungen.

Gruß Peter