Erfahrungsbericht
Hallo Nic,
ich habe das für mich auch mal in Erwägung gezogen und habe eine Woche lang bei einer Patentanwaltskanzlei reingeschnuppert.
Der formale Weg zum PA ist, dass du ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium absolvierst. Dann bewirbst du dich zum PA-Kandidaten bei einem PA. Diese Ausbildung dauert drei Jahre und ist sehr anspruchsvoll. 12-h-Arbeitstage plus Hausaufgaben sind normal.
Du lernst, Gesetze zu lesen und Patentfragen zu beantworten. In einer größeren Kanzlei bist du mit anderen Kandidaten zusammen, so dass ihr gemeinsam lernen könnt. Es gab bei uns einmal in der Woche ein vierstündiges Seminar, in dem wir die Hausaufgaben durchgesprochen haben. Das war wirklich interessant. Das intellektuelle Niveau ist dabei sehr hoch.
Lesen, prüfen, recherchieren, diskutieren und schreiben wären deine Hauptbeschäftigungen.
Zur Übung bekam ich eine einfache Kupplung auf den Tisch gelegt mit der Aufgabe, sie detailiert zu beschreiben. Dies war wesentlich schwieriger als gedacht und eigentlich habe ich es nicht mit den Ansprüchen geschafft, die an diese Beschreibung gestellt wurden.
Jetzt stell dir mal vor, es handele sich nicht um einen einfachen Gegenstand, sondern um eine komplizierte Maschine und ein kompliziertes Verfahren. Dann musst du zunächst genauestens verstehen, wie die Maschine und das Verfahren funktionieren. Dann musst du recherchieren, ob es sowas schon gibt. Oft ist das der Fall. Dann musst du die relevanten Unterschiede zwischen der vermeintlichen Novität und dem schon Bestehenden herausarbeiten und einen Patentantrag schreiben. Dieser wird dann oftmals vom Patentamt abgelehnt. Dann fängst du an, mit denen zu streiten. Manchmal muss sogar das Gericht darüber entscheiden, ob die Novität ein eigenes Patent bekommt und wie umfänglich dieses ist.
Ich selbst habe mich gegen die Laufbahn des PA entschieden, weil mir der Job zu langweilig und zu anspruchsvoll ist. Besonders wenn du Partner in einer Kanzlei bist, deine eigenen Kunden und deine Bilanz hast, sind die Arbeitszeiten enorm. Er ist nur für jemanden zu empfehlen, der dauerhaft Feuer und Flamme dafür ist. Halbherzig ist das einfach nicht zu schaffen. Der Reiz in diesem Job liegt darin, dass du technisches Verständnis mit sprachlichen Fähigkeiten verknüpfen kannst. Übrigens verdient man während der Ausbildung kaum etwas. Beim fertigen Anwalt liegt das Einkommen zwischen 80 und 200 TEUR im Jahr.
Wenn dich dies weiterhin interessiert, könnte ich für dich einen Kontakt herstellen. Ich kenne zwei Leute, die die Ausbildung fast bzw. ganz abgeschlossen haben. Die könntest du ausfragen, aber bitte nur, wenn du wirklich interessiert bist und dich im Internet informiert hast, so wie du es jetzt ja schon tust 
Viele Grüße, Tychi