Arbeitsalltag eines Patentanwalts?

Hallo,
bin Student der Chemie und überlege gerade (nach einer zufälligen Anzeige) ob ein Patentanwalt nach dem Studium interessant für mich.

Kann mir jemand vielleicht ein paar Details auf dem „Arbeitsleben“ eines Patentanwalts schreiben?
Muss ich mir dass sehr trocken vorstellen ?

Danke für Hilfe.

Hallo,

Kann mir jemand vielleicht ein paar Details auf dem
„Arbeitsleben“ eines Patentanwalts schreiben?
Muss ich mir dass sehr trocken vorstellen ?

ein Patentanwalt absolviert nach einem berufqualifizierenden Studium eine abgespeckte juristische Ausbildung.
Das Arbeitsfeld ist ein reiner Bürojob und eher ‚trocken‘.
Man kriegt Anträge auf den Tisch und es muß geprüft werden, inwieweit dieser Antrag neu ist bzw. ob eben nicht, weil andere Erfindungen bereits existieren. Datenbankrecherche ist also ein nicht kleiner Teil der Arbeit.
Eine andere Arbeit besteht in der Formulierung von Patenten. Eine Sprache für sich. Man muß so viel schützen wie möglich und dabei so wenig wie möglich verraten.

Da man kein Volljurist ist, kann man nicht selbständig vor Gericht auftreten, als Gutachter kommt man allerdings schon mal dorthin.

Kundenkontakte sind auch möglich, muß aber nicht sein.

Regagenzglas & Co werden aber nie wieder gesehen oder gar angefasst.

Wers mag, mein Ding wäre es auf keinen Fall.

Gandalf
Kolbenschwenker

Das hört sich ein wenig zu dröge an!
Hi Gandalf,

da schilderst Du den Alltag eines Patentanwaltes aber langweilig.
Mein Bruder ist Anwalt und spezialisiert auf „Intellectual Propoerty“. Dabei arbeitet er regelmäßig mit Patentanwälten. Deren Arbeit beschränkt sich mitnichten auf prüfen und verfassen von Patentschriften. Die beiden haben (zusammen mit ihren Teams) dieses Jahr den spektakulärsten Patenstreit für sich entscheiden können, in dem sie eine einstweilige Verfügung aus einem vernichteten Patent erwirkt haben. Sie haben damit gegen ein Urteil des BGH angestunken und Recht bekommen.
Das war mitnichten trocken und theoretisch, das war Strategie, Taktik und Adrenalin pur (und 'ne Menge Reputation).

Es kann also auch extrem spannend und aufregend als Patentanwalt zugehen. Nur gut muss man sein, aber das ist überall so.

Gruß
C.

Hi Christoph,

Mein Bruder ist Anwalt und spezialisiert auf „Intellectual
Propoerty“.

und wahrscheinlich Volljurist.
Ein Patentanwlat ist das eben nicht und wie ich schon schrieb, kann er vor Gericht niemanden vertreten.

Das war mitnichten trocken und theoretisch, das war Strategie,
Taktik und Adrenalin pur (und 'ne Menge Reputation).

Aber das ist mitnichten der Alltag, auch nicht der eines Volljuristen auf diesem Gebiet.

Solche Spitzlichter gibt es sicherlich, aber das sind Ausnahmen.

Im Alltag wird viel in den Sessel gepupst.

Gandalf

und wahrscheinlich Volljurist.
Ein Patentanwlat ist das eben nicht und wie ich schon schrieb,
kann er vor Gericht niemanden vertreten.

Natürlich ist mein Bruder Volljurist, aber der mit dem er zusammenarbeitet doch nicht. Ich habe doch nur ein wenig ausgeholt :smile:

Das war mitnichten trocken und theoretisch, das war Strategie,
Taktik und Adrenalin pur (und 'ne Menge Reputation).

Aber das ist mitnichten der Alltag, auch nicht der eines
Volljuristen auf diesem Gebiet.

Doch, für meinen Bruder schon und für den Patentanwalt auch. Die machen so etwas tatsächlich den ganzen lieben langen Tag, wenn sie nicht Vorträge halten, Mandantenakquisition betreiben oder Gesetzeskommentare schreiben.
Beide sind Anfang 40 aber bereits auf der obersten Karriereleiter angekommen. Aber ich schrieb ja bereits, dass man dafür ziemlich gut sein muss.

Im Alltag wird viel in den Sessel gepupst.

Beim Durchschnitt ist das leider vermutlich richtig, aber wir gehen doch bei den Forumsteilnehmern davon aus, dass es nur um die Elite des jeweiligen Berufszweiges handelt, oder?

Gruß
C.

Hallo,

guck auch http://berufenet.arbeitsagentur.de/berufe/start?dest…

Gruß
Otto

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Erfahrungsbericht
Hallo Nic,

ich habe das für mich auch mal in Erwägung gezogen und habe eine Woche lang bei einer Patentanwaltskanzlei reingeschnuppert.
Der formale Weg zum PA ist, dass du ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium absolvierst. Dann bewirbst du dich zum PA-Kandidaten bei einem PA. Diese Ausbildung dauert drei Jahre und ist sehr anspruchsvoll. 12-h-Arbeitstage plus Hausaufgaben sind normal.
Du lernst, Gesetze zu lesen und Patentfragen zu beantworten. In einer größeren Kanzlei bist du mit anderen Kandidaten zusammen, so dass ihr gemeinsam lernen könnt. Es gab bei uns einmal in der Woche ein vierstündiges Seminar, in dem wir die Hausaufgaben durchgesprochen haben. Das war wirklich interessant. Das intellektuelle Niveau ist dabei sehr hoch.

Lesen, prüfen, recherchieren, diskutieren und schreiben wären deine Hauptbeschäftigungen.
Zur Übung bekam ich eine einfache Kupplung auf den Tisch gelegt mit der Aufgabe, sie detailiert zu beschreiben. Dies war wesentlich schwieriger als gedacht und eigentlich habe ich es nicht mit den Ansprüchen geschafft, die an diese Beschreibung gestellt wurden.
Jetzt stell dir mal vor, es handele sich nicht um einen einfachen Gegenstand, sondern um eine komplizierte Maschine und ein kompliziertes Verfahren. Dann musst du zunächst genauestens verstehen, wie die Maschine und das Verfahren funktionieren. Dann musst du recherchieren, ob es sowas schon gibt. Oft ist das der Fall. Dann musst du die relevanten Unterschiede zwischen der vermeintlichen Novität und dem schon Bestehenden herausarbeiten und einen Patentantrag schreiben. Dieser wird dann oftmals vom Patentamt abgelehnt. Dann fängst du an, mit denen zu streiten. Manchmal muss sogar das Gericht darüber entscheiden, ob die Novität ein eigenes Patent bekommt und wie umfänglich dieses ist.

Ich selbst habe mich gegen die Laufbahn des PA entschieden, weil mir der Job zu langweilig und zu anspruchsvoll ist. Besonders wenn du Partner in einer Kanzlei bist, deine eigenen Kunden und deine Bilanz hast, sind die Arbeitszeiten enorm. Er ist nur für jemanden zu empfehlen, der dauerhaft Feuer und Flamme dafür ist. Halbherzig ist das einfach nicht zu schaffen. Der Reiz in diesem Job liegt darin, dass du technisches Verständnis mit sprachlichen Fähigkeiten verknüpfen kannst. Übrigens verdient man während der Ausbildung kaum etwas. Beim fertigen Anwalt liegt das Einkommen zwischen 80 und 200 TEUR im Jahr.

Wenn dich dies weiterhin interessiert, könnte ich für dich einen Kontakt herstellen. Ich kenne zwei Leute, die die Ausbildung fast bzw. ganz abgeschlossen haben. Die könntest du ausfragen, aber bitte nur, wenn du wirklich interessiert bist und dich im Internet informiert hast, so wie du es jetzt ja schon tust :smile:

Viele Grüße, Tychi

Ein Patentanwlat ist das eben nicht und wie ich schon schrieb,
kann er vor Gericht niemanden vertreten.

das stimmt nicht. ein Patentanwalt kann sehr wohl auch allein vor Gericht vertreten, zB Bundespatentgericht, und hat beispielsweise auch die Berechtigung vor dem BGH aufzutreten (was nur wenigen RAs vergönnt ist …)

bei einer Scheidung o.ä. natürlich nicht, aber warum sollte er das auch wollen?

auf www.kandidatentreff.de gibt es ein paar Erfahrungsberichte/Diskussionen (Kandidaten = Patentanwalts-Azubis)

Als PA arbeitest Du entweder direkt für (deutsche) Mandanten oder für ausländische Kollegen, selten für ausländische Direktmandanten. Für die deutschen Direktmandanten beauftragst Du wiederrum ausländische Kollegen. Hauptsprache für alle ausländischen Sachen ist Englisch

Außer den technischen Schutzrechten gibt es auch noch Marken und Geschmacksmuster (Designs)

Die Aktenarbeit umfasst sicher den größten Teil der Zeit. Daneben gibt es Besprechungen (persönlich oder telefonisch) mit Mandanten, Verhandlungen während des Prüfungsverfahrens vor den Patentämtern, Einspruchs- bzw. Widersspruchsverfahren nach Erteilung bzw. Eintragung, Verletzungsverfahren und Streitsachen vor Gericht (aktiv und passiv)

Abhängig von der Kanzlei dann noch Büroorganisation, Unterschreiben von vorbereiteten Formalsachen, Mandantenpflege und -akquise (auf Messen, Erfinderberatungen etc) und Sonstiges

Wie der Arbeitsalltag und der spätere Verdienst genau aussieht und wieviel Freizeit Du noch hast hängt sehr stark von der Kanzlei ab. Ich würde den Beruf aber schon als eher „trocken“ beschreiben und auf jedenfall als seeehr anspruchs- und v.a. auch verantwortungsvoll

LG

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