Arbeitsbedingte Erschöpfung

Hallo Frau Boerner!

Das ist ja echt süß, was du schreibst, und ich sag dir mal wieso:

In den letzten 2 Jahren, als ich so krank war, hab ich genau das für mich herausgefunden: Mehr Freizeit, weniger Schule. Ich habe wieder angefangen zu nähen, Klavierzuspielen, hab mir sogar ein Klavier gekauft, ich hab angefangen Kurzgeschichten zu schreiben, hab ein Lied komponiert, mache wieder moderat Sport, treffe mich mit Freunden, plane schöne Reisen.
Momentan hab ich am Tag mehr Freizeit als Unterricht, und das soll auch so bleiben. Ich habe sehr viel Freude und mir sagen alle, wie strahlend ich aussehe und wie gut es mir wohl gehe.

Ich hab nach den Sommerferien, nach 1,5 Jahren AU, wieder angefangen zu unterrichten.
In meinem Hauptfach (Friseure) mache ich nur noch 1 Stunde, da gab es einen hostile takeover meiner ehemaligen Referendarinnen, die die Friseurklassen unter sich aufteilen konnten.
Dafür hab ich 10 Stunden BF1 „zur Entlastung“ bekommen, weil ich da ja parallel arbeiten könne = weniger Vorbereitung. Stimmt nur nicht: In einer Klasse habe ich 4 Stunden, in der zweiten 2 Stunden und in der dritten Klasse nur 1 Stunde (2-stündige alle 14 Tage). Da ist also nix mit parallel vorbereiten.
Es gibt ja auch Tage, wo es gut läuft, aber insgesamt sind diese Klassen das Schlimmste, was wir an der Schule haben. Und wenn ein schlimmer Tag kommt, ist er für mich irgendwie immer besonders schlimm (Dramaqueen).

Bin ja grad erst vor 3 Jahren gewechselt, und ich kenne alle Friseurlehrer in Rheinland-Pfalz, da ist momentan nichts zu machen mit ner freien Stelle. Ich will auch nicht nach Kaiserslautern ziehen müssen oder so und alles hier zurücklassen, hab ja auch noch ein Leben außerhalb der Schule.

Hab ich schon! Ich bin von 24 auf 20 Stunden gegangen, die ich möglichst gleichmäßig auf 5 Tage verteilen will (Schulleitung macht so einigermaßen mit). Vorher hatte ich mal 26 Stunden an 4 Tagen - bis ich krank wurde.
Das ist ne gute Regelung, nur 4-5 Stunden am Tag. Noch hab ich einen Tag mit 6 Stunden und Montags 1./2. und 7./8. Stunde, aber da will ich noch was dran drehen.

Ich mache die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie und kann anschließend in die Unternehmensberatung eines Freundes einsteigen um mich langfristig selbständig zu machen mit Coaching. Aber die Ausbildung dauert 20 Monate + Prüfungen und daran lässt sich auch nichts drehen.
In den Ferien hab ich genug Zeit zum Lernen.
Ist ein guter Plan, auch dieses Lernen macht mir total viel Freude und gibt mir Energie.

Doch, sind sie ja in gewisser Weise, das wurde mir in den Schmerztherapien immer wieder gesagt: Die Freude muss deinem Schmerz die Schau stehlen.

Vielleicht muss ich wachsamer sein, wenn ich Tage habe, an denen ich mich angreifbar fühle, dass ich dann WIRKLICH NICHT zur Schule gehe.
Habe gestern übrigens einen neuen Hausarzt gefunden mit sehr viel Verständnis, der mir erzählte, dass alle seine Freund Lehrer geworden seien - und ob ich nicht nächste Woche noch zuhause bleiben wolle? :wink:

Danke dir!!!

Gruß, DramaDiva

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Hi DDD,

danke für Deine offene Antwort.

Wenn ich das richtig verstehe, hat man Dir zur „Entlastung“ die übelsten Burschen aufs Auge gedrückt, richtig? Und vermutlich lässt sich zumindest für dieses Halbjahr daran auch nix mehr ändern? Wie würde es denn aussehen für’s nächste Halbjahr? Siehst Du da eine Chance, dass Du diese Kurse loswirst? Denn das mit der Entlastung bei der Vorbereitung haut ja wohl nicht hin - und so wie sich das liest, ist die Vorbereitung eh Dein kleinstes Problem?

Und was ich auch zwischen den Zeilen lese, ist Deine Schulleitung wenig zugänglich? Und Du hast auch intern eher wenig Unterstützung?

Hoffentlich verstehst Du meine Frage nicht falsch: Ist das Deine Meinung oder ist das ein genereller Konsens? Oft scheiden sich ja da die Geister :wink:

Wäre denn Dein Problem gelöst, wenn Du wieder (mehr) Friseur-Klassen hättest? Ellbogen ausfahren und Dich dort gegen die Ex-Referendarinnen wieder reindrängen? Andere Klassen, die Du unterrichten könntest, wenn das mit den Friseuren nicht klappt?

Und weniger ginge nicht? 15-16 Stunden an 4 Tagen?

Was mir eben einfällt: hast schonmal überlegt, Deine Missetäter quasi in der Polonaise zum Rektor zu schicken. Also jeder der im Unterricht nicht brav dahockt und mitmacht wird zum Rektor geschickt. Das hilft natürlich gar nix, aber vielleicht ist der Chef dann irgendwann so genervt, dass er Dir freundlichere Klassen gibt?

Ich denke, dass ist die einzige Lösung! Und mit einem verständnisvollen Hausarzt müsste das ja auch klappen.

*wink* und Kopf hoch, diese paar blöden Monate bis zum Abschluss der Zweitausbildung kriegste rum!

FJB

Danke, dass du dich so reinhängst mit mir!!

Ja, genau so wurde es mir verkauft. 3 von 4 BF1-Klassen unserer Schule, in 10 von 20 Unterrichtsstunden.

Die sind froh, wenn die Stundenpläne laufen, ist es schon schwierig wegen meiner Wiedereingliederung und dem nach-und-nach-Aufstocken.

Überhaupt nicht. Ich hab ein paar sehr schöne Klassen dazubekommen, die meisten habe ich allerdings nur 14-tägig. Da macht Unterricht aber endlich mal Spaß.

Ja, schon. Ich hab nichtmal ein Protokoll vom Wiedereingliederungsgespräch bekommen, da musste ich erst nachhaken.

Ja, gibt ne „allgemeingültige“ Rangfolge: Ganz unten BVJ/BGJ, haben wir nicht an unserer Schule. Dann kommen BF1 und BF2, dann die Berufsschulklassen aus dem Handwerk, dann aus der Technik/Industrie, dann die Werkstoffprüfer/Chemielaboranten/Wasserversorgungstechniker, darüber dann BOS und Berufliches Gymnasium. In den BOS und BGY-Klassen hab ich keine Chance.
Diese Rangfolge würde wohl jeder Kollege an unserer Schule (auch an anderen Berufsschulen) so unterschreiben.

Ich muss auch noch ein bisschen Geld verdienen.
Ich finde es einfach auch ungerecht, wenn einer soweit runterreduziert, nur weil er die beschissenen Klassen abgeladen bekommt.
Und wer sagt denn, dass von den 16 Stunden nicht immer noch 10 Stunden BF1 sind?
Die haben mich doch fest drin in den Teams und sind froh, dass sie ne Doofe gefunden haben.
Im. Leben lassen die mich nicht mehr aus der BF1 raus. Es will ja keiner machen und da ich 1,5 Jahre krank war kriege ich jetzt die Klassen, die übrig sind und die keiner will.

Das heißt noch nicht, dass ich weniger BF1 habe, sie können mir ja die guten BS-Klassen wieder wegnehmen.
Im Übrigen ist meine Kollegin schwanger und ich werde wieder mehr eingesetzt ab März, hab aber gleich deutlich gesagt, dass ich von Almosen nichts halte und das Einhalten von Vereinbarungen wichtiger finde. Der ABteilungsleiter hat zugehört und hat wohl den aufrichtigen Willen, mir mehr Friseurklassen zu geben, das hat aber keinen Einfluss darauf, welche Klassen ich in Deutsch haben werde.

Mache ich regelmäßig, da passiert auf Schulleiter/Abteillungsleiterebene genau gar nix! Die sagen „Ich war ja nicht dabei und weiß nicht was passiert ist. Geht und entschuldigt euch bei Frau Diva“.
Und dann verhalten die sich in der nächsten Stunde wieder genauso.

Diese Schüler sind völlig impulsgesteuert, die können im Grunde gar nichts für ihr Verhalten. Und ich kann nicht Unterricht machen und gleichzeitig mit 15 Schülern Verhaltenstherapie.

Der Chef ist dann irgendwann so genervt, dass er denkt, ich kriege meinen Job nicht hin und die Schüler denken, die ist so schwach, dass sie uns immer zu Papi schicken muss.

Ich werde nicht vollständig aussteigen können. Ich hab viel zu wenig Dienstjahre, weil ich erst mit 34 angefangen habe, und dann wäre auch m eine Pension weg. Mit Mitte 50 kann ich nicht mehr viel reißen, wenn ich dann erst anfange, mir mit ner Coaching-Praxis ne Rente aufzubauen.
Und ich sehe nicht ein, mich finanziell so „bestrafen“ zu lassen.
Ich war jahrelang das Aushängeschild meiner Schule, weil das Friseurteam so toll funktioniert hat und ich alles im Griff hatte. Jetzt hab ich mir meine Gesundheit dabei kaputtgemacht und soll mit ner Handvoll Brotkrümel von dannen trotten. Nee!

Am interessantesten finde ich, dass hier noch nicht ein einziges Mal als Antwort kam, dass diese Klassen wirklich eine totale Katastrophe sind, das Schulsystem dieser Klientel überhaupt nicht gerecht wird und Lehrer in den Klassen verheizt, anstatt Unterrichtskonzepte anzubieten, von denen Lehrer und Schüler profitieren (halbe Klassengröße, doppelt so viele Lehrer = 10 Schüler, 2 Lehrer).

Dann könnte man diesen Schülern noch was für die Zukunft mit auf den Weg geben und sich individueller um ihre vielen Probleme kümmern.

Allein dieses Förderunterrichtskonzept ist ein Witz: Die ganze Klasse - mit einer Handvoll Flüchtlingen, 1-2 funktionalen Analphabeten, einer Handvoll „Asozialer“, einer Handvoll Lernwilliger mit ausreichenden Vorkenntnissen - wie soll denn da gefördert werden, 22 Schüler gleichzeitig? In manchen Klassen dann aber auch nur alle 14 Tage nachmittags?

Aber alle betrachten das als akzeptabel und sehen die Fehler beim Lehrer, der es nicht gebacken bekommt. Soll der doch erstmal einen Hörtest machen.

Bitte sehr.

Dir trotzdem vielen Dank!

Gruß

Ergebnis des Hörtests: Ich kann noch ausgezeichnet hören. Keine Beeinträchtigungen.

Ergebnis des Hörtests: Ich kann noch ausgezeichnet hören.

Die Hörgeräte-Akustikerin hält es nicht für außergewöhnlich, dass ich unter den beschriebenen Bedingungen den am weitesten entfernt sitzen Schüler nicht verstehen konnte, wenn drei Grüppchen, die näher sind, durcheinanderreden.

hallo,

dann ist das halt als mögliche Ursache ausgeschlossen.

&Tschüß
Wolfgang

Es gibt wohl leider keine Mittel gegen Respektlosigkeit von pubertierenden Teenagern, aber es gibt pflanzliche Mittel, die du dir selbst zulegen kannst, damit du, wenn es stressig wird, entspannt bleibst und nicht so leicht reizbar bist. Ich selbst nehme eine Mischung aus Johanniskraut und Baldrian wenn ich in der Arbeit mal wieder nicht weiß wo mir der Hals steht und ich vor lauter Stress gar nicht mehr zur Ruhe komme. Damit kann ich wieder besser schlafen, die Unruhe ist weg und ich bin generell entspannter. Könnte in deinem Fall auch eine sehr gute Hilfe sein. Die andere Möglichkeit wäre, dass du härter durchgreifst, aber das wird auch lange Sicht gesehen auch keine wirkliche Alternative sein, da Strafe meistens leider auch nicht zum Erfolg führt. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles gute und viel Kraft für schwere Tage!

Hast du denn schon einmal pflanzliche Mittel gegen den Stress ausprobiert? Also etwas, dass dir deine Unentspanntheit nimmt und dich ruhiger und ausgeglichenere werden lässt? In der Apotheke bekommst du dort viele verschiedene Produkte mit vielen unterschiedlichen Wirkstoffen. Ich selbst habe Sedariston genommen. Das setzt sich aus Johanniskraut und Baldrian zusammen. Auf Dauer muss man natürlich den Stress selbst reduzieren um wirklich was zu verändern. Aber wenn es mir mal schlecht geht und ich deswegen dann wieder Schlafprobleme und innere Unruhen bekomme, dann hilft mir Sedariston aus diesem Loch heraus.

Natürlich ist es schwierig, dass du den Job wechselst, aber ist es nicht möglich, dass du dich vielleicht versetzen lässt und an einer anderen Schule lehrst und unterrichtest, wo der Stress geringer ist? Wenn du das so weiterpraktiziert, dann wird dich das über die Dauer aufarbeiten und kaputt machen, deswegen musst du dir irgendwie eine Lösung suchen, wie du mit dem ganzen klar kommst. Ich wünsche dir alles gute und hoffe dass du etwas findest, dass für dich gut ist!