beim Sinnieren über das Fugen-s bin ich über den Arbeitsgeber mit Fugen-s gestolpert, den ich in den zurückliegenden Monaten mehrmals hier herum gelesen habe. Der Herr Duden kennt ihn (noch?) nicht, ich hätte ihn ebenfalls als gänzlich unüblich abgetan, aber offenbar geht das anderen ganz anders.
Ist der Arbeitsgeber mit Fugen-s regional verbreitet? Ist er eventuell im Land der Dienstgeber zu Hause? Ist er eine Zeiterscheinung, eine jüngere Entwicklung?
Auch hier gilt scheinbar vielerorts: Stillschweigen = Anerkennung.
Ähnlich verlaufend die Aktion „Rettet dem Dativ!“, auch hier ist der mittelmäßig gebildete Deutschsprachler stets bemüht, wie es in Zeugnissen immer so schön heißt.
Pluralbildung (hier wird das „s“ gerne angehängt statt eingefügt), Groß- und Kleinschreibung; es scheint manchmal, als wäre der Aufdruck einer Chipstüte heute gleichsam kompliziert wie damals die Werke von Heinrich von Kleist.
Fugen-S…
solches Gedankensgut am besten in die Schubslade!
beim Sinnieren über das Fugen-s bin ich über den Arbeitsgeber
mit Fugen-s gestolpert, den ich in den zurückliegenden Monaten
mehrmals hier herum gelesen habe.
Ist er eine Zeiterscheinung, eine jüngere Entwicklung?
regional könnte sein. Im Wesentlichen aber schludrige Veränderung.
Im Osten aufgewachsen, irritiert mich, in Worten wie Essenausgabe jetzt grundsätzlich ein Fugen-S zu hören, aus dem Esstisch wurde ein Essenstisch, selbst Verschnaufpause und Bratkartoffel erhalten gelegentlich eines.
Die Rheinländer sind Schuld. Glaub ich.
den „Essenstisch“ halte ich für einen Vertipper, der wird wohl nirgends in D anders genannt als Esstisch.
Die Essen(s)ausgabe könnte gut eine West-Ost-Sache sein: Ich hätte auf BRDeutsch das Fugen-s nicht weggelassen - auch wenn es nach der Regel mit dem erkennbaren Verb zumindest nicht nötig ist.
An der Bratskartoffel ist, wenn ich mich recht entsinne, einer aus der Berliner Clique Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel schuld - das Wort ward aber von Anfang an nicht so ganz ernst gemeint.
ja - wo man der Ansicht ist, Eruptionen wie Polch, Kall, Löf, Bell oder Prüm seien zulässige Ortsnamen, wird sowas wie „Bratkartoffeln“ schon als Ausfluss unschicklicher Redseligkeit misstrauisch beäugt.
Zumal sie dann ihren eigentlichen Daseinszweck als Riifkooche knapp, aber unheilbar verpasst haben.
ja - wo man der Ansicht ist, Eruptionen wie Polch, Kall, Löf,
Bell oder Prüm seien zulässige Ortsnamen,
jemaach!
Diese Orte liegen in der Eifel oder dem Hunsrück, dort wird noch ökonomischer gesprochen, weil die Umwelt noch garstiger ist.
Zum ripuarischen Sprachraum gehört das streng genommen auch nicht mehr, die Eifler und Hunsrücker sprechen ihre eigene Sprache, die für uns Flachländer kaum verstehbar ist. Das ist keine Ironie, sondern eine Tatsache. http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Ripuarisch.png
wird sowas wie
„Bratkartoffeln“ schon als Ausfluss unschicklicher
Redseligkeit misstrauisch beäugt.
oder die Kommjon für Kommunion
Zumal sie dann ihren eigentlichen Daseinszweck als Riifkooche
knapp, aber unheilbar verpasst haben.
Fugenelemente - und damit auch das Fugen-s - sind, um es mit den Grimms zu sagen, historisch gewachsene Bestandteile der deutschen Sprache. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in Arbeitgeber standardsprachlich kein Fugenelement vorkommt.
Mir ist klar, dass mittelmäßig gebildete Deutschsprachler das mit dem Fugenelement in der Regel überhaupt nicht verstehen, und deswegen zu den absurdesten Rückschlüssen kommen, wo man angeblich Fugenelemente nicht setzen darf. Das hat auch dazu geführt, dass im Behördendeutsch Fugenelemente willkürlich getilgt werden, weil der Bürokratenverstand mit der Flatterhaftigkeit dieses sprachlichen Merkmals nicht zurecht kommt. Nichtsdestotrotz benützen wir alle - auch Du - tagtäglich hunderte von Figenelementen, es ist also mitnichten ein Gedankengut, das man verwerfen müsste. Es sei denn, man möchte das Deutsche komplett verhunzen.
Fazit: Bitte antworte künftig nur, wenn Du auch Ahnung hast.