Arbeitspferde im Mittelalter

Hallo!
Ich frage mal hier und nicht im Mittelalter-Brett:
Hatten die „Ackergäule“ früher im Winter eigentlich so eine Art Urlaub, weil’s für sie nix zu tun gab?

Und musste man dann im Frühling, wenn’s wieder losging, nicht sehr aufpassen, dass man sie langsam aus der Untätigkeit an die Anstrengung gewöhnt hat? Ich weiß, dass z.B. früher Arbeitspferde oft am Montag krank waren, weil ihnen die Ruhe am Sonntag bei gleichem - vielleicht soger etwas reichlicherem - Futter nicht bekommen ist.

Gruß,
Eva

Hallo,

ein Pferd hatte noch lange nicht jeder. Daher konnte man sich mit einem vorhandenen Pferd einen Zusatzverdienst schaffen, wenn man es selbst für den eigenen Acker gerade nicht brauchte. Man konnte es z.B. gegen Geld oder Sachleistungen für Zug- oder Gespannarbeiten verleihen bzw. diese mit Hilfe des Pferdes für andere gegen Gebühr ausführen. Solche Arbeiten fallen das ganze Jahr an, lediglich bei hohem Schnee oder extremer Kälte ruht die Arbeit.

In den Aufzeichnungen eines meiner Vorfahren ist beschrieben, wie man sich Ende des 19. Jh. eine kleine Landwirtschaft kauft (bißchen Land, 2 Kühe, 1 Pferd) und mit Hilfe der Zusatzeinkünfte durch das Pferd (Fuhren) so gerade über die Runden kommt. Ich denke, im Mittelalter wird das ähnlich gewesen sein.

Gruß,

Myriam

Hallo.

Aus meiner Jugendzeit weiß ich noch, dass man mit Pferden, wenn sie im Frühjahr zum ersten Mal wieder raus durften, recht vorsichtig sein musste.

Sie neigten dann zu Kapriolen, wilden Sprüngen und zum Durchgehen.

Am Besten brachte man sie auf die gut umzäunte Weide und ließ sie sich erstmal austoben.

Gruß, Nemo.

Servus,

hier kann man sehen, was Pferde (gegendweise übrigens bis heute) im Winter machen:

http://www.panoramio.com/photo/1588616

(Das dort gezeigte Pferd, wohl ein Ardenner, dürfte in etwa mittelalterliches Stockmaß haben - die Kuscheltierchen, mit denen Vinzenz Danner zum Rücken ging, lagen bei 175 cm Stockmaß)

Und hier noch ein paar Aufnahmen von Schweizer Trainpferden, sozusagen im zivilen Ersatzdienst befindlich:

http://www.youtube.com/watch?v=NV4yLw8ee6o&feature=r…

Ab dem Hochmittelalter, wo es kaum mehr Bauernwald gab, dafür der Bedarf der Grundherren an jeder Art von Frondiensten ständig stieg, ist man sicherlich nicht auf eigene Rechnung, sondern für die Herrschaft in den Wald gegangen: Irgendwas hatten die Herren immer zu bauen.

Wobei - das wurde schon gesagt - vor tausend Jahren genauso wie noch 1950 galt „ein Ross frisst sich selber“: Ein Bauer, der nicht mit Kühen und Ochsen fuhr und ackerte, war schon etwas in Richtung Meier, Droste oder so.

Schöne Grüße

MM

Am Besten brachte man sie auf die gut umzäunte Weide und ließ
sie sich erstmal austoben.

Hi,

nein, nein, nein! Wenn ein Pferd wirklich lange Zeit in der Box stand und nicht rauskam, darf man es auf keinen Fall einfach auf die Koppel schmeißen. Auch Pferdemuskeln müssen aufgewärmt werden. Gab es keine Winterkoppel, dann müsste man das Pferd erst mal ablongieren oder bei temperamentvollen Pferden erst einmal Schritt führen und dann ablongieren.

Ein „kaltes“ Pferd auf die Koppel zu führen, birgt eine große Verletzungsgefahr für Bänder, Sehnen und Muskeln, heute wie damals.

Gruß
Tina

Hallo Tina.

Ich sprach von alten Zeiten, so um 1950 rum. Ich habe niemals einen Bauern gesehen, der seine Ackergäule an der Longe führte.
Wenn ich mich recht erinnere…
Sicher wurden die Pferde, so sie es sich gefallen ließen, erst mal über die Weide geführt.

Einmal war ich in Lebensgefahr, weil 2 Gäule, die im Übermut über den Zaun gesprungen waren, auf schmalem Weg direkt auf mich zu galoppierten. Kam grade noch unter dem Zaun durch.

Durchgegangene Pferde, die, mit dem Wagen im Schlepptau, die Dorfstraße entlang rasten, hab ich auch noch im Kopf.

Als ganz kleiner Steppke durfte ich noch auf einem Ochsen reiten. Wer kann das schon von sich behaupten. :smile:

Erinnerungen…

Damals fanden wir die Traktoren, die schnell immer mehr auftauchten, noch Klasse. :frowning:

Gruß, Nemo.

Hi Nemo,

Ich sprach von alten Zeiten, so um 1950 rum. Ich habe niemals
einen Bauern gesehen, der seine Ackergäule an der Longe
führte.

dazu kann ich nichts sagen, um die Zeit war ich noch nicht mal in flüssiger Form vorhanden.

Wenn ich mich recht erinnere…
Sicher wurden die Pferde, so sie es sich gefallen ließen, erst
mal über die Weide geführt.

Vermutlich wurden die Pferde regelmäßig, auch im Winter auf die Koppel gebracht oder haben Schlitten gezogen oder andere Winterarbeiten verrichtet. Ein Pferd, das wochenlang im Stall steht neigt dazu krankheitsanfällig zu werden.

Einmal war ich in Lebensgefahr, weil 2 Gäule, die im Übermut
über den Zaun gesprungen waren, auf schmalem Weg direkt auf
mich zu galoppierten. Kam grade noch unter dem Zaun durch.

Das kann immer mal passieren, vermutlich waren die Pferde aber schon eine zeitlang draußen. Mir ging es eher darum, daß Pferde die über eine längere Zeit im Stall standen, nicht einfach auf die Koppel gebracht werden können.

Durchgegangene Pferde, die, mit dem Wagen im Schlepptau, die
Dorfstraße entlang rasten, hab ich auch noch im Kopf.

Sieh mal an, es gab wohl schon immer Raser.

Als ganz kleiner Steppke durfte ich noch auf einem Ochsen
reiten. Wer kann das schon von sich behaupten. :smile:

Ich nicht.

Gruß
Tina

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Großen Dank @ alle
Hallo!
Eure Antworten decken sich in etwa mit meinen Vermutungen. Pferd hatte nicht jeder und es gab immer was zu tun.

Wünsche euch schöne Pfingstfeiertage. Wetter ist jetzt schon großartig hier bei uns. Fällt schwer, drinnen zu sitzen und zu arbeiten, während das Arbeiten draußen im Garten die wahre Freude wäre :smile:

Gruß,
Eva