Hallo,
hmm, einerseits würde ich natürlich so ein Praktikumszeugnis nicht überbewerten, andererseits stören mich an diesem Werk einige Punkte
massiv.
Herr x, geboren am x,
war vom x bis x in unserem Unternehmen am Standort x als
Praktikant in der Abteilung x innerhalb des Bereiches x
beschäftigt.
Hier fände ich gut, wenn noch ein paar Worte zur Art des Praktikums stünden. 7 Monate ist eh ein unüblicher Zeitraum? Also sowas wie „im Rahmen seines x-Studiums an der y-Hochschule in z“ oder so.
Herrn x wurden im einzelnen die folgenden Aufgaben übertragen:
Schreibt man „Einzelnen“ nicht heutzutage gross? *grübel
• Systemanalysen und daraus folgende Dokumentationserstellung
in deutscher und englischer Sprache
• Erstellung von x und Cognos Anleitungen für Mitarbeiter in
den xorganisationen
• Vorbereitung sowie Durchführung von Schulungen
• IBM Cognos Berichtserstellung u.a. mit Report Studio
• Druckberichterstellung mit dem x Tool
• Erstellung von Anforderungspapieren bezüglich x-Rollouts
• Unterstützen der Mitarbeiter bei auftretenden Problemen mit
den Applikationen x und Cognos
• Administration des x Systems
• Verwalten von x-Benutzerprofilen
Ist das erstens komplett und in der richtigen Reihenfolge? Ist das zweitens für jemanden, der sich mit der Thematik auskennt klar ersichtlich, was das alles heisst? Und warum stehen drittens von den ganzen Programmen keine Versionen dabei?
Die Arbeitsergebnisse von x waren, auch unter schwierigen
Bedingungen und unter Termindruck, stets von guter Qualität.
Er war auch in schwierigen Situationen immer gut belastbar und
handelte stets ruhig und überlegt.
DAS sehe ich nicht als entscheidende Eigenschaften für nen Praktikanten. Du warst doch dort um zu lernen und hier und da mal was „berusspezifisches“ selber zu machen und nicht um „unter schwierigen Bedingungen und unter Termindruck“ „gute Ergebnisse“ zu erzielen. Da hat entweder die Firma Dich als Arbeitskraft missbraucht oder das stimmt so nicht 
Dabei setzte er jederzeit seine guten Fachkenntnisse mit
großem Erfolg in seinem Arbeitsbereich ein.
Auch das ist nicht Dein Job als Praktiant. Da sollte eher das Ziel sein „das theoretische Wissen aus der Hochschule erfolgreich in die betriebliche Praxis umzusetzen“ oder sowas ähnliches.
Herr x arbeitete stets vollkommen selbständig.
Ein Praktikant, der stets vollkommen selbstständig arbeitet? Nun, das ist zu 99% gelogen. Und wärest Du genau dieses 1%-Wunderkind, dann liesse man Dich nicht ziehen. Das heisst also „Wir haben dem irgendeinen irrelevanten Scheiss gegegen und er hat seine Kollegen nicht über die Gebühr mit seinen dämlichen Fragen belästigt“ 
Er überzeugte durch kreative Ideen, gab wertvolle Anregungen
und ging Aufgaben mit Umsicht und einem hohen
Verantwortungsbewusstsein an.
Das ist der einzige Satz, den ich in einem Praktikumszeugnis erwarten würde. Wobei ich die „kreativen“ Ideen durchaus zwiespältig sehe, das kann je nach Firma entweder ein Totalverriss oder das totale Lob sein. So „langweilig“ wie der Rest vom Zeugnis aber klingt scheint es mir eher ersteres zu sein.
Er zeichnete sich durch eine hohe Arbeitsmotivation aus.
Immerhin, er war pünktlich und hing nicht wie Schluck Wasser in der Kurve am Schreibtisch und war nur am FB-spielen.
Sämtliche Arbeiten erledigte Herr x stets zügig, selbständig,
systematisch und somit jederzeit zu unserer vollen
Zufriedenheit.
Auch das gehört sich für nen braven Arbeitnehmer aber nicht für nen Praktikanten.
Wegen seiner freundlichen und zuvorkommenden Art war er bei
seinen Vorgesetzten und Kollegen sehr geschätzt.
Und die Kunden hat er hat permanent beleidigt und vergällt, darum erwähnen wir die halt nicht.
Wir danken Herrn x für seine sehr guten Leistungen und
wünschen ihm für seine berufliche und persönliche Zukunft viel
Erfolg und alles Gute.
Vielleicht hat er ja anderswo den Erfolg, den er bei uns nicht hatte… Denn einen so guten Mitarbeiter, der schon als Praktikant alles völlig selbstständig und auch unter Zeitdruck perfekt erledigt, den hält man sich. Und sei es auch nur „zunächst als Werkstudent, freuen uns aber, ihn nach Beendigung seines Studiums als Blafasel wieder einstellen zu können.“
Zu dem Punkt: Herr x arbeitete stets vollkommen selbständig,
habe ich zu sagen das bei meiner Arbeit keinerlei Teamarbeit
möglich war. Ich konnte nur bei diversen Meetings oder per
direkte Absprache mit meinen Vorgesetzten/Kollegen
irgendwelche Ideen/Anregungen zu Tage bringen.
Aha? Nun, dann sollte das irgendwie deutlich werden „Aufgrund der bei uns realisierten Sowieso-Struktur hat Herr x alles immer allein machen müssen…“
Kurz gesagt: das Zeugnis so wie’s ist, ist schrecklich unglaubwürdig. Klingt so, als ob das jemand (gar der Praktikant selber?) geschrieben hätte, der von sowas keine Ahnung hat und halt was „mittelprächtiges“ formulieren wollte. Ob es sich jedoch lohnt, wegen eines solchen Zeugnisses viel Aufstand zu machen weiss ich auch nicht. Das kommt drauf an, was der Herr x für ne Abschlussnote im Studium erwartet, wie generell seine Berufschancen stehen und natürlich auch wie „leicht“ es für ihn ist das Zeugnis zu ändern. Ein Termin beim Fachanwalt, ein nettes Mail an den Personaler, dann mach es. Etliche Anwalts-Termine, Gerichtsprozess etc. wäre die Änderung jedoch nicht wert, würde ich sagen.
*wink
Petzi