ARBEITSZEUGNIS unter schwieriger Entlassung

ARBEITSZEUGNIS unter schwierigen Entlassung

Liebe/-r Experte/-in,

Ich hoffe Sie können mir bei der Entschlüsselung meines Arbeitszeugnisses weiterhelfen. Welche Noten/Aussagen sind hinter den einzelnen Formulierungen verborgen?

Da mir jegliche Änderung des Arbeitszeugnisses bereits in Aussicht gestellt wurde, würde ich mich gerne von etwas Erfahrerenen beraten lassen. Besonders bedenklich empfinde ich die Verwendung des Wortes „offen“.

Im Voraus ein großes Dankeschön
Shanendoja

P.S.: Es handelt sich um einen kleinen Betrieb, zu meinem ehemaligen Vorgesetzen habe ich eine freundschaftliches Verhältnis aufgrund dessen keine gute Angestellter-Chef-Beziehung mehr gegeben war und aus der sich auch Konflikte ergeben hatten.

____________________________

Frau X war vom 1.4.2009 bis zum 30.9.2010 in meinem Betrieb im Innendienst beschäftigt. Seit dem 1.10.2009 wurde Sie als Schichtleitung eingesetzt.
Zu Ihren Aufgaben gehörten neben den üblichen Tätigkeiten, wie Speisenzubereitung und Küchenarbeiten auch die Warendisposition und Lagerkontrolle.
Des Weiteren war Sie an Tagen meiner Abwesenheit auch eigenverantwortlich für den Geschäftbetrieb verantwortlich.
Somit hatte Frau X die Verantwortung für Personalplanung und Kassenabrechnung.
Frau X erfüllte Ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und war stets sehr ehrlich, pünktlich und Ihr Verhalten gegenüber Mitarbeitern war stets vorbildlich und Sie wurde von Ihren Kollegen sehr geschätzt.
Aufgrund Ihrer offenen Art und des überdurchschnittlichen Engagements hat Sie in besonderem Maße am bisherigen Erfolg meines Unternehmens beigetragen.
Ich schätze Frau X sehr als Persönlichkeit, welche stets offen und verständnisvoll jeglichen Betrieblichen Entscheidungen gegenüberstand.

Frau X verlässt meinen Betrieb auf eigenen Wunsch. Ich wünsche Frau X viel Erfolg auf Ihrem weiteren Arbeitsweg.

Mit freundlichen Grüßen
Y

Das ist alles?!?
Ist dies das ganze Zeugnis? Wirklich alles?

Zeugnisse können nur analysiert werden, wenn sie komplett - also alles, außer Namen - hier eingestellt werden.

Ja allerdings. Ich habe auch mal irgendwo gelesen, dass ein qualifizierendes Arbeitszeugnis 2 DIN A4 Seiten umfassen sollte. Da es sich bei meiner Tätigkeit um einen Minijob handelte, stört es mich persönlich nicht. Aber würde es mir, wenn ich mich damit bewerbe, allein schon aufgrund seiner Länge Nachteile bringen?

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… wenn im AZ Dinge genannt werden, die eigentlich als selbstverständlich angesehen wird, dann ist das auch ein Warnsignal. Z.B. das Attribut „ehrlich“ … bin aber kein Experte, sondern habe es irgendwo gelesen.

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Blödsinn

… wenn im AZ Dinge genannt werden, die eigentlich als
selbstverständlich angesehen wird, dann ist das auch ein
Warnsignal. Z.B. das Attribut „ehrlich“ …

KASSE!
Da steht was von Kasse - da MUSS dieses Attribut rein!

OK, das ändert auch nix an dem Grottenteil…

bin aber kein
Experte, sondern habe es irgendwo gelesen.

Ich habe irgendwo gelesen, dass Jelzin Präsident der Vereinten Nationen wird…
Jelzin wird Präsident der Vereinten Nationen

OK, das ändert auch nix an dem Grottenteil…

Was meinst du mit Grottenteil? Dieses Arbeitszeugnis ist sehr wichtig und ich wüsste gerne auf welchen Teil du dich genau damit beziehst…

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Hi,

OK, das ändert auch nix an dem Grottenteil…

Was meinst du mit Grottenteil? Dieses Arbeitszeugnis ist sehr
wichtig und ich wüsste gerne auf welchen Teil du dich genau
damit beziehst…

Ähm, so wie ich Guido kenne, meint er damit das ganze Zeugnis oder eben umgangssprachlich „Teil“ :smile:

Will sagen: wenn das Zeugnis auch noch wichtig ist, geh damit zum Arbeitsrechtler, da ist Dir mit kleinen Feinheiten (so zum Beispiel dass man „sie“ und „ihre“ in dem Fall klein schreibt, da keine persönliche Anrede) nimmer geholfen.

*wink*

Petzi

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Hi!

Wenn ich etwas weiter unten schon motze, dann will ich es auch
begründen.

Vorab: Es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gut gemeint, es fällt halt auf, dass der Autor mal so gar keine Ahnung hat…

Frau X war vom 1.4.2009 bis zum 30.9.2010 in meinem Betrieb im
Innendienst beschäftigt. Seit dem 1.10.2009 wurde Sie als
Schichtleitung eingesetzt.

Hier geht es schon los: Es wirkt etwas unglaubwürdig, wenn ein Minijobber nach einem halben Jahr zum Schichtleiter wird.

Deshalb muss ein kurzer Teil zur Beschreibung des Betriebs rein.

Zu Ihren Aufgaben gehörten neben den üblichen Tätigkeiten, wie
Speisenzubereitung und Küchenarbeiten auch die
Warendisposition und Lagerkontrolle.

Aufgaben müssen hierarchisch von wichtig zu unwichtig aufgelistet werden. Ein paar Details sind notwendig.

Des Weiteren war Sie an Tagen meiner Abwesenheit auch
eigenverantwortlich für den Geschäftbetrieb verantwortlich.
Somit hatte Frau X die Verantwortung für Personalplanung und
Kassenabrechnung.

Wo sie genau WAS gemacht hat?

Irgendwelche Erfolge?
Wenigstens irgendwelche Ergebnisse?!

Frau X erfüllte Ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit

aber nur manchmal und nicht stets

und
war stets sehr ehrlich,

Das muss hier rein.

pünktlich

Naja, das vielleicht eher nicht.

Dann sollte ein Absatz folgen…

und Ihr Verhalten gegenüber
Mitarbeitern war stets vorbildlich und Sie wurde von Ihren
Kollegen sehr geschätzt.

Und das Verhalten gegenüber dem Vorgesetzten war derart mies, dass es nicht erwähnt wird.
Gleiches gilt übrigens für die Kundschaft und anderen Externen.

Aufgrund Ihrer offenen Art

Sie sagt, was sie denkt.
Und das macht sie auch, wenn es niemand wissen will.

und des überdurchschnittlichen
Engagements

Sie mischt sich überall ein.

hat Sie in besonderem Maße am bisherigen Erfolg
meines Unternehmens beigetragen.

Was aber auch nur als Floskel zu verstehen ist, da auch hier nichts dazu gesagt wird, was genau sie denn dazu beigetragen hat.

Ich schätze Frau X sehr als Persönlichkeit, welche stets offen
und verständnisvoll jeglichen Betrieblichen Entscheidungen
gegenüberstand.

Hatte ein großes Maul und dann doch den Schwanz eingezogen.

Frau X verlässt meinen Betrieb auf eigenen Wunsch. Ich wünsche
Frau X viel Erfolg auf Ihrem weiteren Arbeitsweg.

Denn hier hatte sie keinen solchen.

Auf die Dinge, die u.a. in den FAQ:2027 aufgelistet sind (Form, Rechtschreibfehler, etc.), schweige ich mich mal aus.

Ich war jetzt ganz bewusst etwas betont negativ, aber viel besser kann man das Zeugnis nicht lesen.

Wenn man keine Ahnung hat und sich auf halbwegs sicherem Terrain bewegen mag, dann hilft das hier ein wenig
http://www.hrod.de/zeugnis.php

Allerdings ist der Vorschlag von Petzi natürlich der bessere Weg, wenn es ein sicher gutes Zeugnis werden soll.

Gruß
Guido

Ugh.

Ich hoffe Sie können mir bei der Entschlüsselung meines
Arbeitszeugnisses weiterhelfen. Welche Noten/Aussagen sind
hinter den einzelnen Formulierungen verborgen?

Ich bitte meine Offenheit zu entschulderitzen - aber daa Zeugnis in der Form kann man m.E. den Hasen geben. Ohne die Formulierungen auseinander zu klamüsern, fallen die wiederholten Fehler auf, wie das groß geschriebene „Sie“ oder …

Frau X erfüllte Ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und
war stets sehr ehrlich, pünktlich und Ihr Verhalten gegenüber
Mitarbeitern war stets vorbildlich und Sie wurde von Ihren
Kollegen sehr geschätzt …

und diesen Satz und das Zeugnis und den deutschen Sprache und und und das können wir gar nicht.

Frau X war vom 1.4.2009 bis zum 30.9.2010 in meinem Betrieb im
Innendienst beschäftigt. Seit dem 1.10.2009 wurde Sie als
Schichtleitung eingesetzt.

Eine Leitung ist ein röhrenartiger Gegenstand. Frau X war, wenn, dann Schichtleiterin. Und „als … beschäftigt“ bzw. „als … eingesetzt“ ist keine wohlwollende Formulierung.

Auf die Beseitigung der Rechtschreib-, Grammatik- und Stilbolzen hat die Zeugnisempfängerin einen Rechtsanspruch. Das ist m.E. eine recht gute Ausgangsposition, um bei der Gelegenheit ein wenig Druck hinter den Beurteilungsteil zu bekommen …

Empfehlung an den Zeugnisschreiber: Von jemandem schreiben lassen, der erstens die deutsche Sprache und zweitens die Zeugniserstellung mächtig ist.

Aga,
CBB

Inzwischen sieht das Zeugnis, so aus:

ARBEITSZEUGNIS

Frau X war vom 1.4.2009 bis zum 30.9.2010 in meinem Betrieb im Innendienst beschäftigt. Seit dem 1.10.2009 wurde Sie als Schichtleitung eingesetzt.

Zu ihren Aufgaben gehörten neben den üblichen Tätigkeiten, wie Speisenzubereitung und Küchenarbeiten, auch die Warendisposition und Lagerkontrolle.
Des Weiteren war sie an Tagen meiner Abwesenheit auch eigenverantwortlich für den Geschäftbetrieb zuständig.
Somit hatte Frau X die Verantwortung für Personalplanung und Kassenabrechnung.

Frau X erfüllte ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und jederzeit ehrlich, sorgfältig und pünktlich. Ihr Verhalten gegenüber Kunden und Mitarbeitern war stets vorbildlich. Sie wurde von Ihren Kollegen sehr geschätzt.
Aufgrund ihres aufgeschlossenen Wesens und des überdurchschnittlichen Engagements hat sie in besonderem Maße am bisherigen Erfolg meines Unternehmens beigetragen.

Daher schätze ich Frau X sehr als Persönlichkeit, welche stets interessiert und verständnisvoll jeglichen betrieblichen Entscheidungen gegenüberstand.

Frau X verlässt meinen Betrieb auf eigenen Wunsch. Ich wünsche Frau für die Zukunft alles Gute und würde sie jederzeit wieder einstellen.

Mit freundlichen Grüßen
Y

Murmeltier hilf …

Inzwischen sieht das Zeugnis, so aus:

*seufz* Nochmal: Die Fehler müssen, müssen, müssen RAUS!

Frau X war vom 1.4.2009 bis zum 30.9.2010 in meinem Betrieb im
Innendienst beschäftigt. Seit dem 1.10.2009 wurde Sie als
Schichtleitung eingesetzt.

Nochmal: „War als … beschäftigt“ ist kein guter Anfang und „wurde als … eingesetzt“ keine gute Fortsetzung.
Nochmal: Schichtleitung ist die Aufgabe; die Person darauf ist Schichtleiterin.

Des Weiteren war sie an Tagen meiner Abwesenheit auch
eigenverantwortlich für den Geschäftbetrieb zuständig.

„Frau Dingeris hat in meiner Abwesenheit den Geschäftsbetrieb stellvertretend geführt“ — DAS wäre mal ein Wort.

Somit hatte Frau X die Verantwortung für Personalplanung und
Kassenabrechnung.

Wieviel Personal (bzw. „Personalplanung = kurzfristige Schichteinteilung“ oder „= Personalentwicklung, Bildung, Weiterentwicklung usw. pipapo“) und wieviele Kassen, und geschah das alles mit fliegenden Blättern oder mit System? Wenn letzteres, mit welchem? Macht auch einen gewissen Unterschied.

Frau X erfüllte ihre Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und
jederzeit ehrlich, sorgfältig und pünktlich.

„Pünktlich“ ist an dieser Stelle schon eine Verarsche. Und bei der randvollsten Zufriedenheit fehlt das „stets“.

Ihr Verhalten gegenüber Kunden und Mitarbeitern war stets
vorbildlich. Sie wurde von Ihren Kollegen sehr geschätzt.

„Sehr geschätzt“ heißt zu Deutsch: „ward gern von hinten aus großer Entfernung gesehen“.

Aufgrund ihres aufgeschlossenen Wesens und des
überdurchschnittlichen Engagements hat sie in besonderem Maße
am bisherigen Erfolg meines Unternehmens beigetragen.

„am Erfolg beigetragen“ ist messerhell hinter das Ziel formulalisiert.

Daher schätze ich Frau X sehr als Persönlichkeit, welche stets
interessiert und verständnisvoll jeglichen betrieblichen
Entscheidungen gegenüberstand.

Übersetzung: Hat dumm grinsend dabeigestanden und genickt, aber nix gepeilt.

Frau X verlässt meinen Betrieb auf eigenen Wunsch. Ich wünsche
Frau für die Zukunft alles Gute und würde sie jederzeit wieder
einstellen.

Der Glaube an dieser Stelle durch abhandenes Gekommensein zu glänzen mich däucht.

Mit freundlichen Grüßen

Mit reichlich Blumenkohl in heißem Leinöl, ginge auch. Ein Zeugnis wird unterschrieben, der Leser aber mitnichten und ohne Neffen gegrüßt.

Ich bleibe dabei: Der Stümper Zeugnisersteller sollte jemanden beauftragen, der es kann. So denn tatsächlich ein gutes / sehr gutes Zeugnis beabsichtigt ist …

Aga,
CBB