Hallo, also ich wollte mal fragen wo es denn besser ist zu studieren. Wenn man den Master usw. an einer FH macht, hat man dann später den Titel : Architekt FH.
Ist das jetzt schlechter als ein Architekt von einer Uni? Ist die Qualifikation schlechter?
Servus!
Grundsätzlich bieten FH’s eine sehr maßgeschneiderte Ausbildung mit stark schulähnlichem System. Hat den Vorteil, dass die Absolventen schnell in einem Job einsetzbar sind.
An den Universitäten wird ein breiteres Spektrum mit wesentlich mehr Anforderung an Selbstorganisation geboten. In der Praxis bedeutet das eine breite Basis mit längeren Einarbeitungsprozessen.
In meinen Unternehmen habe ich festgestellt, dass Absolventen der TU mit neuen Aufgabenstellungen und den damit verbundenen Recherchen besser zu Rande kommen.
In einer Umgebung ständig sich ändernder Anforderungen an den Architekten würde ich eher einen Absolventen der Universität einstellen.
Beste Grüsse
Hmm, ist nicht so ganz einfach das zu beantworten, hängt sicher ein bisschen davon ab, was Du später damit machen möchtest. DieQualifikation FH ist nicht schlechter, die Schwerpunkte sind andere.
Baupraktisch orientierter Bereich, also z.B. Bauleitung, Baukonstruktion, Baumanagement, Projektsteuerung, Facillity-Management, Projektleitung/Werkplanung/Ausschreibung etc. im Architekturbüro
spricht eher für FH
Immobilienwirtschaft, Projektenwicklung, Lehre/Uni, Entwurfs/Wettbeserbsarchitekt im Architekturbüro
Spricht eher für einen Uni-Abschluß.
Die Betonung liegt auf EHER.
Das Studium an der Universität ist *eher* etwas theoretischer und wissenschaftlicher ausgelegt, das an der FH *eher* praxisorientiert.
Natürlich gibt es da keine exakte Trennung, und es hängt immer auch von der jeweiligen Hochschule und den von Dir gewählten Schwerpunkten und den betreffenden Professoren ab.
Wichtiger ist aber, wenn Du einen Master machen möchtest, in welche Richtung dieser dann geht.
Den Master kannst Du natürlich unabhängig von FH/Uni machen.
Eher musst Du Dir bitte unbedingt die Frage stellen, ob es die richtige Berufswahl ist.
Warum?
Viel Arbeit, schlecht bezahlt, hoher Marktdruck, wenig Solidarität.
Alleine In NRW gibt es mehr Architekten als in ganz Frankreich. Immer mehr ursprüngliche Architektenleistungen werden von den Baufirmen oder Projektentwicklern/Investoren selbst geleistet oder zu Dumpingpreisen an irgendwen vergeben, der gerade keine Aufträge hat.
Ich bin seit 15 Jahren Jahren als Architekt tätig, überwiegend fest angestellt in einem großen Architekturbüro, wo noch „einigermaßen“ gut bezahlt wird - gemessen an anderen Architekturbüros.
Mit anderen Ingenieuren in der freien Wirtschaft ist das nicht zu vergleichen.
Über 10% der Architekturbüros haben einen Umsatz von unter 80.000,–€ im Jahr.
Umsatz - d.h. da ist noch kein Computer von bezahlt, keine Software (sehr teuer), keine Büromiete, kein etwaiger Mitarbeiter, keine Steuern, keine Altersversorgung, Auto, etc…
Rem Koolhaas (Goggeln wenn Du Ihn nicht kennst) hat gerade in einem Interview im Spiegel gesagt, das nur etwa 5% aller Entwürfe die er bisher entwickelt hat gebaut wurden. Und der ist einer der Großen…
Weiterhin ist der Verantwortungsbereich immens groß, die Beratungspflichten gegenüber dem Bauherren sehr weitreichend. Wenn ein Architekt seine Hinweispflichten gegenüber dem Bauherren verletzt, sagen wir z.B. ihn auf den Ablauf von Gewährleistungsfristen hinzuweisen, ist er direkt in der Haftung. Und das, bei einem Honorar für ein normales Einfamilienhaus von etwa 20-30.000,–€ für die Leistung von A-Z, also den ersten Skizzen bis zur Abnahme des fertigen Hauses etwa 2 Jahre später. Um hier sicher Geld zu verdienen muss man schon sehr routiniert und strukturiert sein.
Der Beruf hat auch schöne Seiten, die unschönen werden immer mehr (Haftungen, Vorschriften, Verordnungen, Normen, es wird jedes Jahr komplizierter…).
Zum guten Schluß:
Ich möchte Dich nicht demotivieren. Wenn es Dein absoluter Wille ist, dann mach es. Aber nicht blind und ohne zu wissen worauf Du dich einlässt.
Es kann ein sehr schöner Beruf sein, aber auch ebenso frustrierend.
Schönen Gruss und alles Gute!
Eike Otto
Wenn du wissenschaftlich arbeiten willst, ist die Uni sicher der bessere Weg. Man lernt mehrere Methoden, wie man einen Entwurf beurteilt. An der Uni ist der Entwurf im Vordergrund, aber man lernt weniger das Praktische. Als Universitätsabsolvent bin ich in der Lage, die schwierigsten Anforderungen zu lösen, allerdings weiß ich wenig über die derzeitigen Normen bescheid. Auch Baurecht wird an Universitäten nur rudimentär gelehrt, ebenso Bauleitung ist für den Universitätsabsolventen ein Fremdbegriff. Man lernt dort, zu reden und zu gestalten und hat zwar eine Menge an technischen Fächern, aber an der konkreten Umsetzung hapert es. Dafür benötigt man FH-Absolventen.
Generell kann man sagen, dass es sehr schwer ist, als Architekt Arbeit zu finden und wenn man welche hat, ist sie oft sehr schlecht bezahlt oder man muss Bauherren in den Allerwertesten kriechen und ihren Horizont bestätigen, um an Bauaufträge zu kommen.
Ich persönlich bin sehr froh, dass ich an der Universität studiert habe, aber die meisten fühlen sich nach dem Studium nicht fit für den Beruf.