Ardap Spray - Permethrin und PBO

Hallo zusammen,

die Firma Ardap Care GmbH (Bocholt) vertreibt auf Amazon, Zooplus usw. diverse Insektengifte.
Ein Artikel ist das sogenannte Ardap Ungezieferspray (blaue Sprayflasche) mit den Wirkstoffen Permethrin, Pyrethrum und Piperonylbutoxid (PBO).
Auf der Sprayflasche steht, dass das Mittel nur max 6 Wochen Schutz bietet, also 6 Wochen insektizide Wirkung. Danach müsse man nachsprühen, so die Schlussfolgerung.

Ein befreundeter Biologe riet mir von einem Einsatz des Sprays ab, da 2 der 3 Inhaltstoffe neurotoxisch seien; Jedoch haben wir einen Schädlingsbefall in den eigenen 4 Wänden.
Ebenfalls bemerkte er, dass eine 6 wöchige maximal Wirkung unwahrscheinlich sei, weil die Stoffe schwerflüchtig, an Oberflächen klebend und im Fall des Permethrin und PBO über Monate sehr stabil seinen. Das Zeug würde sich an den Hausstaub bilden und dann atmet man es entsprechend Tag für Tag ein, selbst wenn die Spray Aktion schon Monate her sei. Über die Lunge gingen die Wirkstoffe direkt ins Blut und damit auch ins Gehirn sowie an die Nerven (sind ja auch Nervengifte). Wenn man dann alle 6 Wochen sprüht, könne er sich nicht ausmalen, was passiert (-> Innenraum Konzentrationen der Stoffe).

Haben Sie Erfahrungen mit dem Ardap Produkt bzw. den Inhaltsstoffen, auch in Hinblick auf Gesundheitsrisiken, die oben angesprochenen chemischen Eigenschaften, die Wirkungsdauer / Stabilität etc.?
Was sollte man tun, wenn man es bereits versprüht hat? Ideen?

Danke im Voraus

Nervengifte erst mal für Insektennerven entwickelt. Die Toxizität für Menschen ist nicht sehr hoch. Aber Pyrethroide sind schon unangenehme Substanzen. Du hast nicht gesagt, gegen was Du das Spray eingesetzt hast. Spray in Innenräumen ist immer schlecht, weil es eben als Aerosol in der Zimmerluft verbleibt. Gegen Kopfläuse z.B. genügt eine Kopfwäsche, ohne dass man viel von dem Wirkstoff anderswo herumstreut. In Asien gebraucht man Kreide mit Pyrethroiden versetzt. Man macht Striche am Boden über die die Insekten laufen und sich vergiften.
Auf eine andauernde Wirkung von länger als 6 Wochen kann man nie hoffen. In dieser Zeit sind je nach Insektenart schon mehrere Generationen geboren.
Suche nach der Ursache des Befalls, lass es bei der einen Anwendung bewenden und mache dir wegen der einmaligen bereits erfolgten Anwendung keine Sorge.
Udo Becker

Von außen schwer zu sagen, da die Ardap Produkte (noch) ohne Zulassung in der EU verkauft werden, zumindest Stand heute immer noch keine Aufnahme in die Zulassungsregister:
google mal „BAuA zugelassene Biozidprodukte“ - dann müsste ein Link zu einer Eingabe Maske kommen

EU weit gilt, dass Biozid Produkte einer Einzelzulassung genügen müssen. Früher reichte es, im Falle von Insektiziden, sich auf die Aufnahme in die sogenannte Produktart 18 zu verlassen (eher gut für den Hersteller). Permethrin gehört zu Produktart 18, lt. Internetquellen das PBO wohl auch, sehe ich im o.g. Link aber nicht.
Das ist aber für die Risikobewertung „ab nun“ völlig egal. Vielmehr muss Ardap seine Produkte, u.a. die Flohmittel und die „blauen“ Sprays einzeln in Zulassungsverfahren schicken. Warum ist dies besser für den Verbraucher? Weil erstmalig Wechselwirkungen der Inhaltsstoffe geprüft werden. Das PBO ist selber nicht insektizid, wird aber in Bezug auf karzinogene Eigenschaften diskutiert (Krebs). Wie beim Insekt - und das ist Fakt - hat PBO auch bei Warmblütern den Effekt, den Abbau von bestimmten Chemikalien im Organismus zu hemmen (PBO inaktiviert P450 Enzyme, sowie lt. ECHA Report auch einige Esterasen). Die vorgenannten Enzyme dienen auch dem Permethrin Abbau bzw. der Entgiftung.
Damit ist dein Produkt per-se giftiger als etwa reine Permethrin Produkte (bei gleicher Permethrin Menge pro Liter).
Lt. Internetquellen ist Permethrin ein Langzeitgift mit einer Wirkung weit über 6 Wochen, wird auch zum Schutz von Textilen eingesetzt, und ihm wird eine Beständigkeit über Jahre nachgesagt (in Häusern etc.).
Das toxische Fenster von Permethrin ist ggü. etwa Cypermethrin u.ä. Typ2 Pyrethroiden weit aus größer, sprich besser verträglich für Warmblüter. Der PBO Einsatz wirft aber ein Fragezeichen auf. Pyrethrum Produkte wie etwa von Neudorff sind da besser geeignet, will man Risiken minimieren und dennoch Insekten töten, weil nur einige Tage toxisch hoch aktiv und dann gerade bei direktem Sonnen-Licht Zugang sehr instabil.

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Je nach Sprühmenge dürften sich über Jahre noch (größere) Rückstände finden lassen; im Grunde musst du bei den „6 Wochen“ aufpassen, sehr wahrscheinlich meint man „nur“ den unmittelbaren Kill- bzw. Knockdown Effekt, also wie lange hält eine Sofort-Barrierewirkung an. Sehr oft verenden Insekten in den Monaten nach den „6 Wochen“ dann eben binnen Minuten, und nicht mehr Sekunden.

Ich halte die „6 Wochen“ allerdings bei einem Langzeitpyrethroid, das on top mit PBO verstärkt wird, für gelinde gesagt zu kurz.
Der Abbau des Permethrin verläuft sehr langsam und ist lt. Fraunhofer in Hannover eher Sonnenlichtgetrieben, was in Räumen naturgemäß wegen der Fenster nur gefiltert ankommt.

Die EPA (Chemie Behörde USA) hat in der Studie „Remediating Indoor Pesticide Contamination from Improper Pest Control
Treatments: Persistence and Decontamination Studies“ jüngst gezeigt, dass ohne Lichteinfall / Lichtkontakt für Pyrethroide fast kein Abbau sichtbar ist. Gleichwohl gibt es lt. der Studie viele Dekontaminationswege, die oft aber in Richtung einer chemischen Reinigung gehen (Anwendung Pyrethroid zerstörende Oxidationsmittel etc.) und damit für den Endverbraucher schwer umsetzbar sein dürften. Generell steigt die Reinigungswirkung mit Zunahme von Tensiden im Reinigungskonzentrat, oder dem Einsatz von Alkoholen wie 2-Propanol und Hexane (Haushaltsbenzin etc.) oder anderen Fettlösemittel; letztere dürften aber nicht für Flächenreinigungen nutzbar sein (allein weil etwa Alkohole und Benzin stark flüchtig sind (nicht einatmen) und man damit kein Wohnzimmer dekontaminieren kann; auch weil gerade Benzin gut manch andere Oberflächen „löst“).

Pyrethrum Sprays bedeuten bei sachgemäßer Anwendung keine Rückstandsrisiken, mal drüber nachdenken (Neudorff etc.)

Nö. Dafür sind sie krebserregend.

Aber macht ja nix, ist ja nicht deine Wohnung, die damit unbewohnbar gemacht werden soll.

Ob Pyrethrine oder andere Pyrethrum Bestandteile Krebs erzeugen ist mE nicht beweisen.

Pyrethroide wirken auch bei Menschen oder Tieren, allerdings nicht in der gleichen Menge tödlich wie bei den Insekten (–> Konzentration pro kg Körpergewicht), aber teils sehr nachteilig und wegen der Beständigkeit der Wirkstoffe hat man im Innenraum eine Dauerexposition zu ertragen. Bekannt sind viele Fälle aus den 90er, als die Wirkstoffe (weil „total“ harmlos) völlig sinnfrei in puncto Konzentration und Häufigkeit versprüht worden sind (viel hilft viel).

Ich habe da ein Zitat aus Wikipedia:

Die US-Umweltbehörde EPA hat Permethrin bei oraler Aufnahme als wahrscheinlich krebserregend eingestuft. Dies geschah aufgrund reproduzierbarer Studien mit Mäusen, die nach Fütterung mit Permethrin Lungen- und Leber-Tumore entwickelten.[25]