Hi,
Wie konnte es ueberhaupt so weit kommen? Argentinien hat doch
immense Bodenschaetze und Rohstoffvorkommen, Unmengen an Land
usw.
was mit den Rohstoffen/Bodenschätzen ist, kann ich Dir nicht sagen. An Land ist soviel da, daß wohl keiner bereit ist, dafür einen nennenswerten Preis zu bezahlen.
Was ist da jahrzehntelang falsch gelaufen?
Das läßt sich so einfach nicht sagen. Ich habe es in einem Artikel unter „Nachrichten“ kurz zusammengefaßt: Das Spielchen geht seit rund 20 Jahren so. War Geld da (auch IWF-Geld), wurde damit rumgeaast, d.h. nicht investiert, sondern konsumiert. Gerade unter der Regierung Menem ging viel Geld durch Korruption und Verschwendung verloren. Dann mußte der IWF wieder einschreiten und das Spielchen begann von neuem. Zur Ruinierung der Exportwirtschaft siehe meinen Artikel weiter unten.
Welche Rolle spielt
der IWF dabei? Hat nicht eigentlich genau der auch die Unruhen
ausgeloest, weil der IWF ja auf gewisse Schuldtilgungen
bestanden hat, die Argentinien jetzt endgueltig bankrott
gemacht haben? Welche Mitschuld traegt also der IWF?
Der IWF hat in der Tat die Auszahlung einer weiteren Kredittranche über rd. 1,3 Mrd USD dieser Tage verweigert, weil Argentinien die vereinbarte Höchstgrenze für Neuverschuldung von 6,5 Mrd. USD weit überschritten hatte. Inzwischen hat man wieder über 130 Mrd. USD Auslandsschulden angehäuft. Jeder Kreditgeber wird sauer, wenn Vereinbarungen nicht eingehalten werden und zahlt dann keine weiteren Kredite aus. Die Unruhen wurden aber nicht dadurch ausgelöst, sondern dadurch, daß der Finanzminister (inzwischen zurückgetreten) einen drastischen Sparkurs eingeschlagen hat, um die Bedingungen wenigstens einigermaßen zu erfüllen. Außerdem hat man neulich den staatlichen Pensionsfonds geplündert um Zinsverpflichtungen erfüllen zu können. Desweiteren waren den Unternehmen Steuererleichterungen gegönnt worden, die man nun wieder zurückgenommen hat, weil das Geld dafür einfach nicht da ist. Damit sind natürlich auch von den Unternehmen keine positiven wirtschaftlichen Impulse zu erwarten.
War es
ueberhaupt noch zu verantworten, einem Land wie Argentinien
noch Kredit zu geben? Hat die jetztige Regierung wirklich
versagt oder war einfach nichts mehr zu retten, weil die
Vorgaenger wirklich schon alles in den Sand gesetzt hatten?
Eigentlich haben alle Regierungen nach der Militärdiktatur versagt (letztere natürlich auch). Finanzkrisen gab es in Argentinien in den letzten 20 Jahren immer wieder. Dann kam der IWF und hat geholfen und wurde auf gutdeutsch verar***. Warum der immer wieder eingesprungen ist, liegt wohl daran, daß man den Versprechungen immer wieder geglaubt hat. Ohne Geld von außen hat Argentinien keine Chance. Die Frage ist, ob es a) jemanden geben wird, der Kapital zuschießt (jemand sehr dummen oder leichtgläubigen also) und b) eine Regierung geben wird, die mit diesem Kapital vernünftig umgehen kann, will und wird.
Und welche Loesungsvorschlaege haettet ihr um
a) Land und Leute wieder zu befrieden und
b) die Wirtschaft endlich wieder anzukurbeln?
Es muß (wie überall) eine Regierung her, die nicht zuerst auf kurzfristige Effekte setzt, sondern auch langfristig denkt. Da das weltweit eine seltene Erscheinung ist, habe ich wenig Hoffnung, daß die Lage in absehbarer Zeit dauerhaft in den Griff bekommen wird. Geld muß investiert werden und trägt dann erst mittelfristig Früchte. Wer dem Volk und der Wirtschaft nach dem Maul redet, läutet die nächste Krise ein.
So, das war erstmal ziemlich allgemein. Wenn Du noch spezielle Fragen hast: Du weiß ja, wo Du mich finden kannst. 
Gruß
Christian