Artenschutz an Windkraftanlagen

Ich hätte mal eine Frage in die Runde durch durch ein Fernsehbericht habe ich erfahren dass sehr viele Fledermäuse Windkraftanlagen zum Opfer fallen jetzt meine Frage könnten die Rotoren nicht eingegittert werden ähnlich wie bei einem Standventilator

Hi, @Naturbursch!

Das wäre sehr teuer, so eine WKA hat enorme Aussmasse, das Gitter wäre entsprechend schwer, windanfällig bräuchte eine eigene Konstruktion, müsste öfter entstopft werden usw. .
Viel wirtschaftlicher (Vergiss nicht, es schafft Arbeitsplätze…) ist es, die Umwelt mit sog. Pflanzenschutzmitteln zu verpesten, in großen Monokulturen, alle unerwünschte Insekten zu killen und die für die Bestäubung relevanten in Intervallen mit Dieseltrucks anzufordern.

Wer würde bezahlen? Du?

Gruß, Kudo

Es wäre ja nicht damit getan, 20.000 Quadratmeter eines engmaschigen Netzes zu kaufen, sondern man bräuchte ja auch noch vier Pfosten oder vier Querlatten, um das daran aufzuhängen. Damit würde wohl jede Anlage auf Dauer unrentabel werden - nicht zuletzt auch, weil sich durch die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit weniger Ertrag hätte.

Tatsächlich wird ja an Lösungen gearbeitet, um die Zahl der toten Vögel und eben auch der Fledermäuse zu verringern: Wahl des Standorts, Beleuchtungssteuerung, akustische Signale usw.

Aus dem gleichen Grund aus dem Autobahnen und Zugstrecken nicht abgedeckt werden, es ist einfach zu teuer…und sinnfrei

Servus,

interessanter wäre die Frage, ob die Windkraftanlagen einen bedeutenden Druck auf die Populationen der einzelnen Arten ausüben, oder ob die Fledermäuse und Vögel, die ihnen zum Opfer fallen, dann eben nicht anderen Dingen zum Opfer fallen.

Ein hochinteressantes Gebiet für entsprechende Studien wäre die rheinhessische Hochebene, die nicht nur sehr gut windkraftgeeignet ist, sondern auch ungewöhnlich dicht mit verschiedensten Greifvogelarten besiedelt ist. Ich fände es nicht sehr überraschend, wenn genau zu diesem Thema schon etliche Masterarbeiten und Dissertationen vorlägen.

Schöne Grüße

MM

Ich habe vorhin mal nach entsprechenden Studien gesucht. Mir fiel bei Springer eine Übersichtsarbeit in die Hände:

Derzeit ist der Wissenstand über die Populationsentwicklung noch zu gering, als dass man Aussagen treffen könnte, ob und wie sich der Schaden auf die Gesamtpopulation auswirkt.

Aber derzeit ist wohl die „Entnahme“ durch Beutegreifer deutlich höher als der Verlust durch die WEA.

Was die Fledermäuse angeht, mag das sein. Die sind nicht so mein Spezialgebiet. Ich bin aber mehr oder weniger jährlich an der Nordsee und besuche dort Seminare rund um den Vogelzug. Die Diskussionen laufen immer ähnlich ab: es sterben viel mehr Vögel durch Hauskatzen, Autos usw. als durch Windkraftanlagen und deswegen sind Windkraftanlagen ja quasi unkritisch hinzunehmen.

Nur wird dabei übersehen, dass wir hier von verschiedenen Arten reden. Natürlich erwischen Autos und Katzen täglich viel mehr Vögel als Windkraftanlagen, aber wann hat man zuletzt eine Kornweihe, einen Knutt oder einen Rotschenkel überfahren und wann hat die Katze zuletzt einen Ortolan, eine Brandgans oder einen Trauerschnäpper angeschleppt?

Oder anders herum: wie viele Blaumeisen, Stare oder oder Heckenbraunellen werden von Windrädern erschlagen oder prallen nachts im Flug dagegen?

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Nicht zu vergessen; Vögel sehen gut, Fledermäuse orientieren sich überwiegend hörend.
Licht ist weitaus schneller als Schall;
Auch wenn oder gerade deshalb Fledermäuse Flugmanöver ausführen können, die Vogelknochen sofort brechen lassen würden.

Servus,

die Flugmanöver werden wohl dadurch ermöglicht, dass die Flügelflächen riesig sind, das Gewicht des Rumpfes hingegen sehr gering. Mir kam mal so eine Fledermaus ins Schlafzimmer, deren Körper entsprach ungefähr meinem vorderen Daumenglied. Was das mit Licht oder Schall zu tun hat, erschließt sich mir nicht.

À propos Licht und Schall:

Lehrerin: „Ihr kennt ja den Effekt, wenn eine Salutkanone abgefeuert wird - erst sieht man den Rauch, dann hört man den Knall. Wie kommt’s?“ Fritzken: „Weil die Augen weiter vorne sitzen als die Ohren.“

@C_Punkt; Wie viele Blaumeisen, Stare oder oder Heckenbraunellen sind in der Höhe von Windrädern unterwegs und wie viele des Nachts?

Bei unseren beiden Windrädern ist noch nicht ein einziger Milan, keine Krähe und kein Bussard ums Leben gekommen. Das Storchengerippe, das man mal gefunden hat, war völlig unbeschädigt, das läßt eher auf Altersschwäche schließen.

ps: Im Fuchstal baut man gerade ein Frühwarnradar, das die Rotoren bei Gefahr für Vögel abstellen soll. Bin gespannt, wie oft das vorkommen wird. Ach ja - Erkenntnisse oder Zahlen zu erschlagenen Vögeln liegen nicht vor,

Gruß
Ralf

Ich habe gelesen dass durch einen Wildunfall ein Motorradfahrer verletzt wurde und ein Reh verendete.
Könnten nicht alle Autobahnen und Landstraßen mit einem 3 m hohen Zaun begrenzt werden?
(Satire aus)

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Satire ist da nicht zu erkennen.

Und dass es noch keineswegs angezeigt ist, zu urteilen, ob da langfristig ein gravierendes Problem besteht, konntest Du in diesem Thread lesen.

Glück auf!

MM

Darauf will ich ja hinaus: die Risiken sind für unterschiedliche Vogelarten völlig unterschiedlich verteilt, aber bei den entsprechenden Publikationen werden nur Zahlen über alle Vögel aufgeführt und da (natürlich) viel mehr Vögel durch Autos, Bürofenster und Katzen sterben als durch Windräder, wird dann gerne mal das Problem Windräder vom Tisch gefegt.

Hmnaja… Die Spitzen heutiger WKAs können deutlich über 300km/h schnell sein. Ob die Vögel diese Gefahr wahrnehmen?

Das grundsätzliche Problem ist, dass es einfach nicht genug belastbare Daten gibt. Wenn ein Vogel erschlagen wird, fällt er nur zufällig in unmittelbarer Nähe zu Boden; in den meisten Fällen wird die Leiche zur Seite beschleunigt und landet dann irgendwo. Der Körper bleibt dort natürlich auch nicht auf ewig liegen, sondern wird im Zweifel schon nach Stunden nicht mehr dort zu finden sein, weil ihn entweder ein anderes Tier zerlegt oder irgendwohin mitgenommen hat. Für Offshore-Anlagen gilt dieses umso mehr.

Was man weiß, ist, dass Störche so dämlich sind, dass die tatsächlich gegen den Pfeiler fliegen und dann mit Genickbruch zu Boden fallen. Das versucht man mit Bemalungen zu verhindern. Man weiß inzwischen auch, dass Zugvögel ihre Zugbahnen an neue Windkraftanlagen anpassen und sie zu umfliegen versuchen. Man hat auch herausgefunden, dass die Anlagen insbesondere bei Schlechtwetter zum Problem werden, wenn sich die Vögel nämlich nicht mehr an vertrauten Landmarken orientieren können und dann hilfsweise auf die blinkenden Lichter zufliegen. Dem will man dadurch begegnen, dass die Dinger zukünftig vielleicht nur noch dann blinken, wenn sich ein größeres Objekt - also ein Flugzeug - nähert. Man forscht auch an der Frage, ob die Gefahr dadurch für die Vögel steigt, dass ein Park immer im Gleichtakt blinkt.

Insgesamt ist das ein schwieriges Thema und weil daran nicht nur Wissenschaftler interessiert sind, sondern auch Leute, die ein Problem mit WKA haben und Forschungsergebnisse sofort instrumentalisieren, ist die Sache noch einmal extrakompliziert.

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