Arzt wechseln

Hallo liebe Experten!

Ich bin grad ein klein wenig am Verzweifeln und frag mal hier um Rat.

Vor ein paar Wochen hab ich einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt.
Grund: Seit einer Hüft-OP vor 4 Jahren habe ich Probleme und in deren Folge eine
Schmerzerkrankung entwickelt, die mich wirklich behindert.

Nun war ich heute bei meinem Hausarzt, der anscheinend Probleme hat, dem Versorgungsamt irgendetwas auf deren Anfrage hin zu schreiben und will lediglich Befunde aus der Diagnoseklinik zurückschicken, aus denen aber nicht hervorgeht, wie stark ich durch die Schmerzen eingeschränkt bin.

Er will lieber, dass mein Haus-Orthopäde etwas schreibt. Dort war ich vor drei Wochen, weil der mich ein Jahr nicht gesehen hat und nicht weiß, dass ich inzwischen kaum noch gehen kann.
Der wiederum ging auf den Antrag gar nicht ein, sondern verwies mich an einen anderen Arzt, weil er bei mir ein „Leaky-Gutt-Syndrom“ vermute, das mein „Rheuma“ verursache.

Es sieht also so aus, als ob keiner der Ärzte bereit, dem Versorgungsamt ist darzulegen, dass ich eine Gehbehinderung habe und ingesamt in meinem Leben stark eingeschränkt bin.

Aber wenn ich aufgrund dieser lapidaren Haltung der beiden Ärzte keinen Behinderungsgrad anerkannt bekomme, weiß ich nicht, wie ich es weitergehen soll.

Ich arbeite im 4.Stock ohne Aufzug und muss manhcmal mehrmals am Tag quer durch den ganzen Gebäudekomplex. Da die Schule, an der ich arbeite, absolut nicht barrierefrei ist, kann ich mich dort nur an Krücken fortbewegen, was für meine Haltung sehr schlecht ist und zu stärkeren Schmerzen führt, als es das viele Gehen ohnehin tut.
Bislang war es kaum möglich, hier Erleichterungen auszuhandeln.

Wenn ich also nicht mehr krankgeschrieben werde demnächst und auch keinen Behinderungsgrad anerkannt bekomme, dann muss ich wieder normal arbeiten gehen - und das kann ich einfach nicht mehr.

Ich kann auch nicht einfach mehr Schmerzmittel nehmen, weil die bei mir nur die Spitzen nehmen, nicht aber die ganzen Schmerzen.

Ein dreiviertel Jahr lang bin ich mit Krücken in die Schule und habe mich körperlich so runtergewirtschaftet, dass bei mir nichts anderes mehr ging, nur noch arbeiten (aber nicht mal gut), keine Freunde, keine Freizeit, keine Hobbies, kein Haushalt, kein Einkaufen. Das ist kein Leben, dass ich auf Dauer aushalten kann.

Welche Möglichkeiten gibt es denn noch? Kann ich den Hausarzt wechseln und dem Versorgungsamt neue Befunde einreichen, wenn der bereit wäre, etwas realistisches zu schreiben?

Wirklich, ich kann nicht mehr. Wochen- und monatelang von den Klassen stehen und Schmerzen haben und erschöpft sein, dass kann ich keine 10 Jahre mehr aushalten.

An wen kann ich mich noch wenden?
Hat jemand ne Idee, die mir weiterhelfen kann?

Danke und liebe Grüße

DropDeadDiva

Du kannst einen Antrag gestellt und kannst nach einer eventuellen Ablehnung dagegen klagen. Das Versorgungsamt wird nun erstmal aufgrund der Befunde und Angaben sowie wahrscheinlich einer durchzuführenden Begutachtung durch einen Gutachter des Versorgungsamts entscheiden. Freundliche Atteste und Briefe des Hausarztes haben dabei ohnehin nur eine sehr untergeordnete Bedeutung. Wenn du mit einer Entscheidung des Versorgungsamts nicht einverstanden bist, kannst du dagegen klagen. Dann wird ein vom Gericht bestimmter Gutachter eingeschaltet, auf Grundlage dessen Gutachten entscheidet dann das Sozialgericht.

Hallo und Danke!

Ein Gutachter wäre mir sogar ganz lieb. Meine Ärzte sind alle nicht bereit irgendetwas zu bescheinigen, weil sie mir anscheinend die Schmerzen nicht glauben.

Hätte nie gedacht, dass ich mal in eine so ohnmächtige Situation gerate, wo mir keiner glaubt.

Danke und Gruß

Hallo,

abgesehen davon, daß Rotalge in seiner Antwort mal ganz locker das Widerspruchsverfahren unterschlagen hat, kommt es bei der Praxis des Versorgungsamtes schon etwas darauf an, in welchem Bundesland Du lebst.

&Tschüß
Wolfgang

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Na, die Frage ist halt, WAS du bescheinigt haben willst.
Ich sehe z.B. kein Problem, dass dir der entsprechende Experte eine „anhaltende somatoforme Schmerzstörung“ bescheinigt.
Das wird dir keine Behinderungsgrade bringen, aber sicherlich eine umfangreiche Krankschreibung.
Der Hausarzt ist da vermutlich aber der falsche Ansprechpartner.

Wenn ich das so konfrontativ sagen darf … Ich glaube dir sofort, dass du wahnsinnig unter Schmerzen leidest und dich wahnsinnig hilflos fühlst. Nur glaube ich halt ebenso nicht, dass dir dieser angestrebte Rückzug in die anerkannte Behinderung tatsächlich etwas helfen wird.

Gruß
F.

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Hallo,

Deine Problematik kenne ich nur zu gut.

Die Op ist planmäßig verlaufen, medizinische Komplikationen gab es keine und trotzdem funktioniert man hinterher nicht, wie es die Mediziner und die Umwelt und man selbst es erwartet hätten.

Die gravierenden Beeinträchtigungen, die man hat, sind mit modernen Untersuchungsmethoden nicht nachweisbar.

Da wird man schnell in die Drückeberger- oder Psycho-Ecke gedrängt. Das weiß ich aus Erfahrung und einige Antworten in diesem Forum bestätigen diese Unkenntnis über die Funktionen des menschlichen Körpers. Sie strotzen vor Dummheit und Ignoranz und unterstellen, man wolle sich für den Rest des Lebens einen schönen Lenz machen.

Mein Rat: Ein Schmerztherapeut. Versuche, auf jeden Fall, einen Termin zu bekommen. Es geht um Deine Lebensqualität.

Bei mir war es nicht die Hüfte, aber ich konnte meinen Job und mein Leben nach einem medizinisch ordentlich verheilten Trümmerbruch auch nicht mehr verrichten. Ich hatte 5 Jahre Schmerzen und Beschwerden ohne Ende. Es war reiner Zufall, dass ich in meinem Bekanntenkreis vor einiger Zeit auf einen Schmerztherapeut traf.
Jetzt geht es mir sehr gut.

Alles Gute für Dich!
Matralena

Hallo,

es ist mE bemerkenswert, wie Du - offensichtlich ohne grundlegende Kenntnisse der Materie - die „Moralkeule“ schwingst.

Ich empfehle hierzu mal die Lektüre der „versorgungsmedizinischen Grundsätze“ der Anlage zu § 2 VersmedV.
http://www.gesetze-im-internet.de/versmedv/anlage.html
Eine somatoforme Schmerzstörung kann sowohl zu einem eigenständigen Einzel-GdB führen oder aber bei bestimmten Krankheitsbildern den speziellen Einzel-GdB erhöhen. Nachzulesen zB unter Teil A, Nr.2i oder Teil B Nr. 18.1.

Der Hausarzt wäre da eigentlich genau der richtige Ansprechpartner, da er eigentlich das Gesamtbild haben müßte und dieses darstellen sollte.

Glauben heißt nicht wissen. Gerade für Beschäftigte bietet eine Schwerbehinderung/Gleichstellung umfangreiche Ansprüche ggü. dem AG, die Arbeit bzw. den Arbeitsplatz „leidensgerecht“ zu gestalten - ggfs. mit Zuschüssen des Integrationsamtes.
Zum einstieg wäre hier die Lektüre des § 81 Abs. 4 SGB IX
http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_9/__81.html
sowie des § 102 Abs. 3 SGB IX
http://www.gesetze-im-internet.de/sgb_9/__102.html
hilfreich.

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Hi FHB!

Ich bin zur Zeit krankgeschrieben und will daraus keinen Dauerzustand machen; da käme ganz schnell die Frühpensionierung und das ist nun wirklich alles andere als das, was ich mir wünsche!

Ich will mich nicht in die Behinderung zurückziehen, sondern ich verspreche mir von einer anerkannten Behinderung, dass ich auf dieser Grundlage bestimmte Forderungen zur Gestaltung meines Arbeitsplatzes aussprechen kann, die da wären:

  • Nicht mehr im 4.Stock ohne Aufzug zu arbeiten, sondern im Erdgeschoss oder im 1.Stock, dort wo ich ständig ins Lehrerzimmer, Schulbüro oder in den Kopierraum muss. Zur Zeit liegt das in einem anderen Gebäudeteil, für den ich mit Krücken 8 Minuten brauche, um dorthin zu gelangen.
  • Keine Klassen mehr mit Praktika, weil ich dann 28 Wochenstunden habe um Stunden, die während des Praktikums ausfallen, vorzuarbeiten. Diese Belastungsspitzen machen mich fertig.
  • Keine 4-Tage-Woche mehr, denn dann habe ich an den 4 Tagen soviele Stunden, dass ich den freien Tag gar nicht nutzen kann, weil ich so fertig bin von den vollen 4 Tagen.

Meine Krankheit behindert mich und v.a. meine Belastungsfähigkeit, ich will aber weiter arbeiten. Ich kann das aber nur unter bestimmten Bedingungen, durch die andere nicht zwangsläufig eingeschränkt würden.
Wenn also anerkannt würde, dass ich durch die Krankheit behindert bin, dann habe ich ein Recht auf Gleichstellung, was ich mir schon wünsche.
Der Teil, den ich selbst beitragen würde wäre eine Stundenzahlverringerung auf eigene Kosten.

Außerdem bedeutet die normale Arbeitsbelastung, dass ich keine Kraft mehr für jegliches Privatleben habe. Das habe ich jetzt fast ein dreiviertel Jahr so durchgezogen und kann nicht mehr. Das ist kein Leben, wenn man keine Kraft mehr hat für Hobbies, Freunde, Haushalt, Einkaufen, Musik…

Vielleicht kannst du das ja nachvolllziehen.

Kannst du mir - vielleicht in einer Privatnachricht - den Namen und die Adresse dieses Therapeuten geben? Veilleicht kann er auch mir helfen (egal wo der ist).

Danke und Gruß
DDD

Bundesland ist Rheinland-Pfalz

Ich danke dir sehr für deine Antwort.

Das doofe ist: Mein Hausarzt weigert sich quasi, einen Bericht zu schreiben. Er will das an den Orthopäden übergeben, weil es ein orthopädisches Problem sei. Auf meinen Einwand, dass die Muskulatur mehr Probleme macht als die Arthrose, geht er nicht ein.

Der Orthopäde lehnt auch einen Bericht ab, weil ich meine Beine noch 90° beugen kann und damit kein GdB möglich ist. Auch er geht auf die Schmerzen nicht ein.

Ich spüre deutlich, dass die mir nicht glauben. Ich fühle mich total ohnmächtig.

Soll ich jetzt nochmal den Arzt wechseln und das Versorgungsamt an den anderen Arzt verweisen?

Hallo DDD,

RLP ist eines der Bundesländer, die noch eine eigenständige Versorgungsverwaltung haben. Deswegen kannst Du damit rechnen, daß in der Sachbearbeitung und Begutachtung mehr Sachverstand vorhanden ist als zB in Ba-Wü oder NRW. Auch gibt es in RLP noch eine eigene persönliche Begutachtung durch den ärztlichen Dienst.
Du hast jetzt grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  1. Rufe bei der Sachbearbeitung an und schildere Ihr Dein Problem. Du kannst bei dieser Gelegenheit um eine persönliche Begutachtung durch den medizinischen Dienst bitten, weil Deine Ärzte nicht ihren Aufgaben nachkommen wollen.

  2. Deinen Hausarzt und den Orthopäden solltest Du sowieso wechseln. Diese Ärzte schaden dir jetzt und werden Dir auch in Zukunft schaden. Das ein Hausarzt sich vor einer Stellungnahme drückt (obwohl 3-4 knackige Sätze reichen würden) und ein Orthopäde offensichtlich keine Ahnung von den Bewertungsmaßstäben hat, dies aber nicht zugibt, ist leider nicht so ungewöhnlich.
    Wenn Du keine Begutachtung durch das Versorgungsamt bekommst, dann kannst Du den neuen Arzt immer noch im Widerspruchsverfahren benennen (bei dieser Gelegenheit: Ich hoffe, Du hast Rechtsschutz im Sozialrecht - zB durch Gewerkschaftsmitgliedschaft).
    Spätestens bei einem Widerspruchsolltest Du auch mal überprüfen, ob Dein Antrag wirklich vollständig war. Gerade in orthopädischen Angelegenheiten kommt es oft vor, daß ein jahrelanger Leidensweg durch Vermeidungsverhalten zu übermäßiger Belastung anderer Teile des Bewegungsapparates führt. Es wäre daher gar nicht so ungewöhnlich, wenn bei Dir aufgrund Deiner Schilderungen auch schon LWS und/oder Kniegelenke geschädigt wären.
    Das Du auch auf dem Weg in eine ausgewachsenen, fette Depression bist - über die Schmerzstörung hinaus - wäre auch nicht so ungewöhnlich und hat nix mit „in die Psycho-Ecke drängen“ zu tun.
    In einem Widerspruchsverfahren können auch noch grundsätzlich neue „Funktionseinschränkungen“ geltend gemacht werden.
    Vielleicht schaust Du Dir einfach mal den Katalog des Teils B der von mir verlinkten VersmedV an. Du wirst überrascht sein, wie hoch manche Erkrankungen (aus gutem Grund) bewertet werden, die Viele gar nicht „auf dem Radar“ haben, weil sie sich irgendwie damit arrangiert haben.

Unabhängig von Allem solltest Du aber auch mal bei Deinen Ärzten Einblick in Deine vollständige Patientenakte verlangen. Vielleicht steht da schon viel mehr Relevantes für deinen Antrag drin, als Deine Ärzte selbst blicken. Auf diesen Einblick hast Du ein einklagbares Recht und der Arzt darf dafür nicht mehr als etwaige Kopierkosten verlangen, wenn Du Unterlagen benötigst.

Alles Gute &Tschüß
Wolfgang

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Hallo,

ich verfüge leider nicht über wirkliche Sachkenntnis, vielleicht bringt mein Hinweis trotzdem was. Sonst ist vielleicht jemand Sachkundiges da, der sofort schreiben kann „hier nicht sinnvoll“.

Ich habe einen Fall mit etwas anderer Sachlage mitbekommen, bei der eine „Reha zur Feststellung der Erwerbsfähigkeit“ beantragt wurde.
Bei der Bekannten war es so, dass sie lange krankgeschrieben war und die Krankenkasse auf Wiedereingliederung drängte (viel zu früh!). Da kam allerdings eine Kündigung dazwischen. Bei ihr hat dann der Hausarzt diese Reha beantragt. Träger war, glaube ich, die Rentenversicherung.
In der Reha wurde die Belastbarkeit getestet. Bei der Bekannten kam eine Empfehlung zur vollen Erwerbsunfähigkeit raus. Die wurde anschließend auch unproblematisch bewilligt (war ja alles in der Reha schon geprüft) und der Schwerbehindertenausweis auch.

Vielleicht ist eine solche Reha, bei der dann konkrete Empfehlungen rauskommen, für Dich auch eine Möglichkeit.

Ansonsten: Denk mal über eine Mitgliedschaft im VdK nach. In allen Auseinandersetzungen mit Sozialversicherungen geben die wertvolle Hilfestellung.

Viele Grüße,

Jule

Danke für deine Antwort. Ich bin allerdings Beamtin, d.h. es gibt keine Reha (auch nicht über meine Krankenversicherung) und die Rentenversicherung ist auch nicht für mich zuständig.

Wahrscheinlicher ist, dass ich mich demnächst dem Amtsarzt vorstellen muss, weil ich dann 12 Wochen krankgeschrieben bin. Ich hoffe, dass der mir wenigstens zuhört. Von der Seite wird möglicherweise geprüft, ob eine eingeschränkte Dienstfähigkeit vorliegt.
Vielleicht sagt er, ich kann nur noch 18 Stunden in der Woche arbeiten bei entsprechend reduziertem Gehalt. Das wäre für mich okay. Ich kann mir ja immer noch ne Nebentätigkeit im Sitzen suchen :wink:

Naja, irgendwie wird es schon weitergehen.

Im Grund gibst du dir ja bereits selbst die Antwort darauf.
Wenn die beiden Ärzte nicht auf die Schmerzen eingehen (können), dann ist es ziemlich sinnlos, bei denen eine Linderung der Schmerzen zu erwarten. Ich glaube gar nicht, dass es um deren persönliche Unfähigkeit geht, sondern dass das halt schlicht deren Fachgebiet übersteigt, so dass dich der bloße Arztwechsel innerhalb des Fachgebiets nicht weiterbringen dürfte.

Ansonsten habe ich dir ja schon vorgeschlagen, dich auf der Basis z.B. der „anhaltenden somatoformen Schmerzstörung“ langfristig krankschreiben zu lassen. Diese Diagnose dürftest du bei einem der FA für Psychosomatische Medizin oder für Neurologie oder für Psychiatrie&Psychotherapie problemlos erhalten.

Gruß
F.

Es ist verblüffend, dass du hier eine „Moralkeule“ siehst.

Gruß
F.

Das kann ich vollkommen nachvollziehen.
(ansonsten habe ich dir oben nochmal geantwortet, weil mich die Forensoftware so verwirrt)

Gruß
F.

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Hallo,

dann ist der Amtsarzt ja vielleicht der entsprechende Weg. Ich wünsche Dir, dass Du eine praktikable Lösung findest!

Viele Grüße,

Jule

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Hallo,

Und was war das dann ?

Sachlich begründet war es jedenfalls nicht.

Sachlich schon, näher begründet nicht.
Könnte ich dir bei größerem Verlangen aber per PN nachliefern.

Gruß
F.