Asbest beseitigen - hilft der Staat?

Hallo liebe Experten,

Ich würde gerne die Asbestplatten auf dem Dach unseres Hauses auswechseln. Die ganze Unternehmung ist teuer, da die Platten zum Sondermüll gehören. Kann ich auf die Hilfe vom Staat hoffen (Rheinland-Pfalz)?

Danke im Voraus

jarolep

Hallo liebe Experten,

Ich würde gerne die Asbestplatten auf dem Dach unseres Hauses
auswechseln. Die ganze Unternehmung ist teuer, da die Platten
zum Sondermüll gehören. Kann ich auf die Hilfe vom Staat
hoffen (Rheinland-Pfalz)?

Hallo !

Er hilft, indem er Dir genaue Vorschriften vorgibt. Du also nicht viel Fragen mußt.
Mit Geld ganz sicher nicht! Warum sollte er auch?!

Weiss nicht
Hallo jarolep

Ob das Land RhPf bei der Finanzierung hilft, weiss ich nicht.
Warum willst Du denn die Asbestplatten vom Dach holen?
Solange sie da oben liegen, ist mit einem Faseraustrag kaum zu rechnen. Brisant wird es erst, wenn die Platten bearbeitet/zerschlagen/vom Dach geholt werden.

Ein Zitat aus der AsbestAbbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten TRGS 519 möge dies belegen:

"2.2 Sanierungsarbeiten
Sanierungsarbeiten umfassen das Entfernen asbesthaltiger Materialien und erforderlichenfalls das Ersetzen durch asbestfreies Material sowie Beschichten oder räumliche Trennung von schwach gebundenen Asbestprodukten einschließlich der erforderlichen Nebenarbeiten, um die Gefahr der ungewollten Faserfreisetzung zu beseitigen.

3.1 Zulassung
Abbruch und Sanierungsarbeiten an oder in bestehenden Anlagen, Bauten oder Fahrzeugen, die schwach gebundene Asbestprodukte enthalten, dürfen nur von Unternehmen durchgeführt werden, die von der zuständigen Behörde zur Durchführung dieser Arbeiten zugelassen worden sind. Die Zulassung ist auf schriftlichen Antrag des Unternehmers zu erteilen, wenn die Nachweise nach § 37 Abs. 4 GefStoffV im notwendigen Umfang vorgelegt wurden.

4.1 Expositionsverbot
(1) Arbeitnehmer dürfen asbesthaltigen Gefahrstoffen nicht ausgesetzt sein. Das gilt nicht für Abbruch , Sanierungs oder Instandhaltungsarbeiten an bestehenden Anlagen, Fahrzeugen, Gebäuden, Einrich-tungen oder Geräten, die asbesthaltige Gefahrstoffe enthalten, und die Abfallentsorgung, soweit die Einhaltung des Gebots nach Satz 1 nach dem Stand der Technik nicht möglich ist.

5.3 Arbeitsplan
Vor dem Beginn von Abbruch und Sanierungsarbeiten baulicher Anlagen und vor dem Entfernen von asbesthaltigen Materialien aus Gebäuden, Geräten sowie auf Schiffen ist ein Arbeitsplan aufzustellen und mit der Anzeige nach Nummer 3.2 der zuständigen Behörde vorzulegen. Der Arbeitsplan muss mindestens folgende Angaben enthalten:

  1. Art und voraussichtliche Dauer der Arbeiten,
  2. Ort und Ausführung der Arbeiten,
  3. vorgesehene Arbeitsweise und die vorgesehenen Schutzmaßnahmen,
  4. Angaben über persönliche Schutzausrüstungen,
  5. Einrichtungen zum Schutz und zur Dekontamination der Arbeitnehmer und anderer Personen, die im Gefahrenbereich tätig sind,
  6. Nachweis über die vorgesehene ordnungsgemäße Entsorgung.
    (Anleitung zur Erstellung des Arbeitsplanes siehe Anlage 6 zu dieser TRGS.)

8.1 (1) Der Arbeitgeber hat

  1. wirksame und hinsichtlich ihrer Trageeigenschaft geeignete persönliche Schutzausrüstung zur Ver-fügung zu stellen und diese in gebrauchsfähigem, hygienisch einwandfreien Zustand zu halten und
  2. dafür zu sorgen, dass die Arbeitnehmer nur so lange beschäftigt werden, wie es das Arbeitsverfah-ren unbedingt erfordert und es mit dem Gesundheitsschutz vereinbar ist.

(2) Die Arbeitnehmer müssen die zur Verfügung gestellten persönlichen Schutzausrüstungen benutzen.

(3) Vor Beginn der Arbeiten ist vom Arbeitgeber festzulegen, welche persönlichen Schutzausrüstungen zu benutzen sind (auf die Nummer 12 wird hingewiesen).

13.1 Abfallaufnahme
(1) Asbesthaltige Abfälle sind am Arbeitsplatz in geeigneten Behältern so zu sammeln, dass ein Umfül-len vermieden wird.

(4) Soweit asbesthaltige Abfälle gelagert werden müssen, sind sie feucht zu halten oder mit geeigneten Materialien abzudecken oder in geschlossenen Behältern aufzubewahren und gegen den Zugriff Unbe-fugter zu sichern."

Noch Fragen?

Der Wanderer

Oh Mann!
Hallo Wanderer!

Danke für die ausführliche Antwort.
Die Platten wollte ich herunterholen, weil sie schon „fällig“ sind: das Dach ist undicht. Aber wenn ich so etwas lese…
Na ja, ich frage dann lieber nicht weiter, sondern hole sie einfach weg.

Viele Grüße

jarolep

zu den Entsorgungskosten von Asbest
Hi Jarolep,

Die ganze Unternehmung ist teuer, da die Platten zum Sondermüll gehören.

das möchte ich so nicht stehenlassen, obwohl es immer wieder behauptet wird. Im Ostallgäu ist Asbest fast zum gleichen Preis wie Hausmüll (212,- Euro pro Tonne) zu entsorgen. Es muss nur in reißfeste Kunststoffsäcke verpackt werden, die der Deponiebetreiber verkauft. Ein Sack kann mit 1.000 kg belastet werden, es gibt sie in den Größen 260 x 125 x 30 cm und 90 x 90 x 110 cm .

Gruß Ralf

Auf der Deponie persönlich fragen,
Hi,

und nicht auf irgend einem Amt anrufen.

Beim uns läuft es so:
Man karrt das Zeug lose an und wirft es dann in einen grossen wassergefüllten Container.
Die Büroheinis hatten mir damals lauter Mist erzählt, zB. „luftdicht verpacken“, „nur ganze Stücke, keine Bruchstücke“, „Sondermüll“ blablabla.
Ich bin dann zur Deponie gefahren und hab die Leute gefragt, die täglich damit zu tun haben.
Dann hab ich das Zeug zu Hause befeuchtet und so zusammengehauen, dass es in den Kofferraum gepasst hat und hab’s auf der Deponie händisch einzeln, immer noch feucht, in den Wassercontainer geworfen.
Gruss,

Laß das bleiben!
Hallo Jarolep,

Aber wenn ich so etwas lese…

Na ja, ich frage dann lieber nicht weiter, sondern hole sie
einfach weg.

Genau das sollst Du eben nicht tun! Aufgrund der gesundheitsschädlichen Fasern von Asbest (es gibt übrigens verschiedene Sorten davon, nicht alle sind gleich gefährlich) darfst Du nicht einfach die Teile runterreißen und in den Müll schmeißen. Du mußt sie von Fachleuten entfernen und ordnungsgemäß entsorgen lassen. Alles andere kann unangenehm und teuer werden.

Gruß Kubi

http://www.krebsinfo.de
Hallo Helge!

Wenn ich die Ausführungen lese

==Man karrt das Zeug lose an und wirft es dann …
==Die Büroheinis hatten mir damals lauter Mist erzählt, zB. „luftdicht ==verpacken“, „nur ganze Stücke, keine Bruchstücke“, „Sondermüll“ ?==blablabla.
==…die täglich damit zu tun haben
werde ich nachdenklich.

Wissen die auf der Deponie nicht, was Sie da tun? Sind die "Büroheinis wirklich „Heinis“.

Lies mal das folgende Zitat aus der
Wochenzeitung; 2002-02-28; Seite 5 durch!!!
"
Das Vermächtnis einer Schweizer Firma

In Casale Monferrato nimmt sechzehn Jahre nach der Schliessung von Stephan Schmidheinys Faserzementfabrik Eternit Italia die Anzahl der Asbestopfer dramatisch zu. 500 Menschen sind in der kleinen Stadt im Piemont bereits an Asbestkrebs gestorben.
[…]
In Casale Monferrato sind aufgrund der Eternit laut offiziellen Angaben der Behörden bereits 500 Menschen an Asbestkrebs gestorben, und die Anzahl der Opfer nimmt sechzehn Jahre nach der Schliessung der Faserzementfabrik noch immer dramatisch zu. Jährlich sterben in der italienischen 37 000-Seelen-Stadt 25 Menschen allein an Brust- und Bauchfellkrebs (Mesotheliom), und bis zum Jahre 2020 wird sich aufgrund der langen Latenzzeit diese Zahl noch verdoppeln"

Wenn das noch nicht deutlich genug ist:

„Die operative, sog. radikale Entfernung des Tumors bietet die besten Chancen auf eine Heilung. Ziel der Operation ist es, den Tumor mit einem Sicherheitsabstand gesunden Gewebes zu entfernen. Zusätzlich werden die örtlichen Lymphknoten der Lunge entfernt. In der Regel erfordert dies mindestens die Resektion (Entfernung) eines Lungenlappens. Gelegentlich muß aber auch ein kompletter Lungenflügel entfernt werden. Um in den Brustkorb zu gelangen, wird ein Schnitt seitlich unter dem Schulterblatt angelegt, der dem Verlauf der Rippen folgt. Üblicherweise wird die fünfte und sechste Rippe auseinandergespreizt und so der Zugang zur Brusthöhle geschaffen. Während der Operation wird durch den Narkosearzt nur die gesunde Lunge beatmet, so daß der Operateur ein übersichtliches Operationsfeld erhält. Die Lungengefäße und Bronchien zum tumortragenden Lungenteil werden dargestellt und durchtrennt. So kann der Lungenlappen oder auch der gesamte Lungenflügel entfernt werden. Abschließend werden Schläuche (Drainagen) in die Brusthöhle eingelegt, die Wundsekret ableiten sollen. Der Brustkorb wird mit Nähten verschlossen.“

Gruß
der Wanderer

Büroheinis als solche und Praktiker
Hi Helge,

wenn ich so was lese, kommt mir die Galle hoch!

und nicht auf irgend einem Amt anrufen.

Beim uns läuft es so:

Die Büroheinis hatten mir damals lauter Mist erzählt, zB.
„luftdicht verpacken“, „nur ganze Stücke, keine Bruchstücke“,
„Sondermüll“ blablabla.

Ich bin dann zur Deponie gefahren und hab die Leute gefragt,
die täglich damit zu tun haben.

also erstens hat die Asbestproblematik einen ernsthaften Hintergrund
und zweitens haben Leute, die täglich damit arbeiten nicht immer sooooo die Ahnung bzw. den Respekt vor den Sachen, der eigentlich nötig wäre!
Das ist übrigens eigene Erfahrung aus mehreren Betrieben, in denen ich gearbeitet habe.

Asbest ist gefährlich und besonders Staub davon. Wenn Du das Zeug zerkleinerst, selbst wenn es naß ist, entsteht eine Unmenge Staub, der durchaus gefährlich ist, wenn auch nicht akut.
Dann haben Deine ‚Spezialisten‘ sprich Männer der Praxis messerscharf geschlossen, das Zeug tut nicht weh, also ist es nicht gefährlich.

Die Büroheinis haben in diesem Fall leider recht, wenn sie zur Vorsicht mahnen, nimm es nicht auf die leichte Schulter.

Ein Beispiel aus einem Betrieb:
Es wurde eine Zeit lang (vor etwa 15 Jahren) mit einer Substanz gearbeitet, die krebserzeugend ist, aber akut völlig harmlos erscheint; sie riecht sogar recht angenehm fruchtig, ätzt nicht, macht keine akuten Probleme etc.
Einige Herren meinten deshalb, sie könnten mit dieser Substanz recht locker umgehen, wenn die Sicherheitsfutzies nicht aufpassen.
Das Ergebniss:
Von sechs dieser Arbeiter sind mittlerweile vier an typischen Krebsarten gestorben, der jüngste war 47, der älteste knapp 60.
Ist doch auch eine Perspektive, oder?!

Man karrt das Zeug lose an und wirft es dann in einen grossen
wassergefüllten Container.

Das ist ein totsicherer Tip!

Gandalf

P.S.
Ich arbeite auch fast täglich mit krebserzeugenden Substanzen, achte aber darauf, daß ich sicher damit hantiere, auch wenn es wesentlich einfacher wäre, damit rumzusauen.

2 Like

***
Wir haben Ende 2002 auch ca. 60 m² Asbestplatten vom Dach entfernt, in dichte Folientaschen gepackt und zur Deponie gefahren. Man darf es selbst machen, am besten gut angefeuchtet und/oder bei feuchter Witterung und sehr vorsichtig, damit nichts bricht. Außerdem kann man sich noch zum Schutz Atemmasken und Schutzkleidung besorgen (gibt’s im Baumarkt). Die Entsorgung dieser Platten hat ca. 150 € gekostet. Ich konnte die gesamten Kosten (einschl. der neuen Kunststoffplatten) von der Steuer absetzen … google doch einfach mal.

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