In den 60er Jahren lehte die Weltbank eine finanzielle Beteiligung am
Assuan-Staudamm am Nil ab. Darauf bot die friedliebende Sowjetunion
ihre Dienste an: Sie waren bereit, den Staudamm zu bauen. Politisch
war das Angebot leicht zu durchschauen, sie wollten einenen Fuß in
die Tür iin Ägypten bekommen. Und es gelang. Da die russischen
Ingenieure den Jenissej bei Bratsk aufgestaut hatten, wusste die
Welt, dass sie solche Großdämme durchaus bauen konnten. Die Ökologen
sahen ein Desaster vorraus. Der Nilschlamm, auf den die Bauern am Nil
angewiesen waren, würde sich im entstehenden Stausee ablagern. Ach
mutmaßte man damals, dass das Nildelta, das Herz Ägyptens von den
Strömungen des Mittelmeeres erodiert werden würde. Auch lieferte der
Nilschlamm Nahrung für die Fische im Mittelmeer.
Jetzt sind 40 Jahre seit dem Bau des Staudammes vergangen. Welche
Nachteile haben sich für Ägypten ergeben? Würde man wieder so einen
Staudamm bauen, oder war der Bau eine gute Investition?
In die Runde grüßt Alexander
Hi Alexander,
Die
Ökologen
sahen ein Desaster vorraus.
Die waren allerdings auch damals schon eine sehr sehr kleine Minderheit. Ich erinnere mich noch ausgesprochen gut an die Bilderstrecken und Texte in Zeitungen und Zeitschriften, die euphorisch über diese technische Leistung schrieben. Vor allem das Umsetzen der Steinmonumente durch Zersägen und weiter oberhalb wiederaufbauen wurde gefeiert.
Jetzt sind 40 Jahre seit dem Bau des Staudammes vergangen.
Welche
Nachteile haben sich für Ägypten ergeben? Würde man wieder so
einen
Staudamm bauen, oder war der Bau eine gute Investition?
Soweit mir bekannt, gibt es ein großes Problem mit dem Schlamm, der sich am Damm absetzt. Ob er den Bauern fehlt (was ich vermute) ist mir nicht bekannt. Ich denke, man würde so einen Staudamm eher nicht mehr bauen.
Liebe Grüße
Burkhard
sahen ein Desaster vorraus. Der Nilschlamm, auf den die Bauern
am Nil
angewiesen waren, würde sich im entstehenden Stausee ablagern.
Deshalb wird heute ein Großteil des erzeugten Stromes verwendet um Kunstdünger herzustellen. Weitere Nachteile:
Israel hat schon mal versucht, den Damm zu sprengen, um die Ägypter in das Mittelmeer zu spülen.
Klimaänderungen - es regnet deutlich mehr als früher.
Erdbeben durch den Wasserdruck
Mehr Krankheiten, da die Kanäle nich sauber gespült werden.
Enorme Reparaturkosten, da die Russen die Generatoren nicht mehr warten wollen/können und neue zu teuer sind.
tschüss
herbert
Servus!
Zum Fehlen des Nilschlamms auf den Feldern, den verschlammten Kanälen, der strategischen Bedrohung, Klima und Erdbebengefahr kommt noch:
- Landverlust im Delta, weil die jährliche Nilflut nicht mehr die Erosion an der Küste ausgleichen kann
- Versalzung des Deltas
- Streitigkeiten mit Sudan, weil der Stausee über die Grenze weggeht
- Übernutzung der Ufer, weil man jetzt bis ans Wasser hin das Land nutzt
Aber es gibt auch noch Vorteile des Damms:
- Trockenheiten können besser ausgeglichen werden, weil ja jetzt ein Reservoir da ist
- das Wasser kann gezielter und übers ganze Jahr verteilt werden (wobei allerdings viel auch wieder in offenen Kanälen verdunstet oder versickert, ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten aufgrund Korruption, Schlampereien etc.)
- touristische Nutzung von Damm und Stausee
- Schiffahrt auf dem See besser möglich als auf dem alten Nil, mit allen Folgen für Personenverkehr und Handel
VG
Christian
Hallo,
vielleicht noch eine kleine Zusatzinfo: Ich war im Dezember noch in Assuan. Auf
dem Weg nach Abu Simbel wird inzwischen eine riesige Fläche in der Sahara
vorbereitet, die besiedelt werden soll. Dazu wurde und wird ein Kanal vom Stausee
ins Landesinnere angelegt, der künftig Wasser und vor allen Dingen Schlamm in die
Wüste transportieren soll, um sie fruchtbar zu machen. Besonders die Nubier, die
durch den Stausee heimatlos geworden sind, bekommen sehr günstige Konditionen, um
sie als Siedler dorthin zu locken. Man will, so der Plan, eine Art zweites Delta
in Südägypten ermöglichen. Wann das Projekt abgeschlossen sein soll, weiß ich
leider nicht, aber ich bin gespannt, was aus dem Versprechen der „blühenden
Landschaften“ mal werden wird.
Gruß
Christian