Eine Sache verstehe ich aber noch nicht. So ein Prophet weiß
doch vorher noch nicht, welche „Botschaft“ er empfängt, sei es
nun durch einen Traum, oder dadurch, dass er etwas einfach
„sieht“ bzw. „weiß“. Das heißt, er muss erst einmal diese
Botschaft bekommen. Und woher weiß er, dass sie ihn „auf das
bekannte Gesetz verpflichtet“, bevor er diese empfangen hat?
Tch Petra,
ich begebe mich in die Gefahr, dass Du nicht lesen wirst was ich schreibe. Aber das wäre Dein Schade, nicht meiner.
Meinst Du, ein Prophet könne entscheiden, was er sagen und verkündigen will? Ein wunderschönes Beispiel dafür, was mit einem Propheten geschieht, der dies glaubt, haben wir in der Geschichte vomProphete Jona.
Gleichgültig, ob dieser Jona eine geschichtlice Gestalt war (Ich behaupte, er war es nicht, und die Geschichte ist eine Fiktion), soll die Erzählung uns mit dem Wesen des Prophetenamtes bekannt machen: Ein Prophet ist man nicht so wie man Bäcker der Schuhmacher ist, der etscheidet, ober er Brötchen oder Hefezopf backt, rote Stiefeletten oder schwarze Straßenschuhe macht. Und selbst da handelt er entsprechend einem Auftrag. Nein, dem Amt und dem Auftrag als Prophet entgeht man nicht, und wenn der Herr ruft, dann folgt der Prophet diesem Ruf. Entweder für einige Zeit wie Amos, der Hirte und Maulbeerfeigenzüchter war oder für ein Leben wir Jesaja, Jeremia, Hosea.
„Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtet sich nicht? Der Herr HERR hat geredet, wer weissagt nicht?“
Amos 3, 8
Und der Prophet entscheidet nicht, ob er dem „bekannten Gesetz verpflichtet“ ist. Wem sonst? Das Gesetz ist von Gott, der Ruf zum Prophetenamt ist von Gott, die Botschaft ist von Gott - wie sollte sie da dem Gesetz nicht entsprechen?
Ich denke, man muss sich etwas ja erst einmal anhören, bevor
man entscheiden kann, ob es gut für einen ist oder nicht.
Ah ja, interessanter Gedanke! (Ja, ich weiß, das ist jetzt wieder der Ton, der Dich hindert,meine Beiträge zu lesen.) Der Prophet hört sich mit mildem Interesse an, was „die Stimme“ ihm sagt, bedenkt, ob ihm das gefällt, ob das mit seiner Weltanschauung und seiner Lebensplanung in Einklang zu bringen ist, überlegt dann, ob er in den nächsten Tagen Zeit hat, auf den Marktplatz zu gehen und das zu rufen, was er gehört hat.
Entschuldige Petra, aber es ist mir unmöglich, Deine Vorstellungen vom Prophetenamt anders als in diesem Ton zu beantworten.
Gruß - Rolf