Ich habe kürzlich etwas über die Farbe „Atelier-Braun“ und die Bedeutung dieser Farbe in der europäischen Kunstgeschichte gelesen . Wer kann mir mehr dazu sagen, vielleicht beispielhafte Bilder nennen/ zeigen? Wie kommt es zu der Verbindung dieser Farbe mit dem Protestantismus?
Vielen Dank und viele Grüße
Jan Stefan
Hallo Jan Stefan,
Ich habe kürzlich etwas über die Farbe „Atelier-Braun“ und die
Bedeutung dieser Farbe in der europäischen Kunstgeschichte
gelesen . Wer kann mir mehr dazu sagen, vielleicht
beispielhafte Bilder nennen/ zeigen?
Du brauchst im Grund nur die Vertreter der sogenannten Ateliermalerei im 19. Jahrhundert durch zu suchen. (Im Gegensatz zu den Impressionisten). Also alles, was Du zum Beispiel unter Historismus findest.
Die Argumentation der Atelierkunst nachzuvollziehen wird heute insoweit schwierig, weil „ihre“ Vorlagen - d. h. die großen Werke von Rembrandt bis Rubens - den Atelierton (durch den braun nachgedunkelten Firnis) nicht mehr zeigen. Sämtliche Museen weltweit haben ihre Schätze inzwischen gereinigt. Für museale Bild-Restauration gilt heute: so nah wie möglich an den Zustand, den er Maler beabsichtigte. Daraus resultiert, dass Ölbilder, bzw. ihre Abbildungen in Bildbänden oder im Netz nicht mehr den Eindruck des „Atelierbrauns“ erwecken.
Wie kommt es zu der
Verbindung dieser Farbe mit dem Protestantismus?
mir ist nicht bekannt, dass es eine spezifische religionsgeprägte Verbindung gäbe. Allerdings gibt es pietistische Kunst und protestantische „Mode“, so dass Du auf Bildern aus dem deutschen Raum etwa ab 1600 verstärkt Menschen in „dunklen“ Farben abgebildet findest. Mehr dazu unter dem Stichwort Kostümgeschichte.
viele Grüße
Angelika
viele Grüße
Angelika
Hallo Angelika, vielen Dank für deine Antwort.
Konkret handelt es sich um Oswald Spengler, der in seinem „Untergang des Abendlandes“ vom Atelier-Braun der „alten“ Maler gesprochen hat.
Ist dies dann auf einen Irrtum zurückzuführen, weil diese Bilder ursprünglich gar nicht diese Farbe enthalten haben, bzw. auf Verschmutzung der Bilder?
Viele Grüße
Jan
Hallo Jan,
Konkret handelt es sich um Oswald Spengler, der in seinem
„Untergang des Abendlandes“ vom Atelier-Braun der „alten“
Maler gesprochen hat.Ist dies dann auf einen Irrtum zurückzuführen, weil diese
Bilder ursprünglich gar nicht diese Farbe enthalten haben,
bzw. auf Verschmutzung der Bilder?
exakt. Du darfst nicht vergessen, dass die Ursprünge der heutigen Chemie - die von Restauratoren zum Reinigen von Ölbildern u.a. eingesetzt wird - im 19. Jahrhundert liegen.
Maler wussten schon lange, dass der gebräuchliche Firnis aus Leinöl, Terpentin und noch ein paar Naturwachsen mit der Zeit nachdunkelt. Man hatte aber keine Ahnung, was man dagegen tun konnte. Daraus resultiere ein Kunstempfinden, wie es Spengler anspricht.
Und einige Riesenüberraschungen im 20. Jahrhundert, unter anderem die wieder entdeckte Farbigkeit der Gemälde von Rubens und Rembrandt.
viele Grüße
Angelika
Hallo Angelika,
nochmals vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Eine letzte Kleinigkeit: Ich erinnere mich an ein Rembrand-Bild in der Dresdener Galerie der Alten Meister - Abbild einer Frau - das hatte einen komplett braunen Hintergrund. Ist das dann Zufall oder noch nicht nach neuen Methoden restauriert?
Beste Grüße
Jan
Hallo Jan,
nochmals vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Eine
letzte Kleinigkeit: Ich erinnere mich an ein Rembrand-Bild in
der Dresdener Galerie der Alten Meister - Abbild einer Frau -
das hatte einen komplett braunen Hintergrund. Ist das dann
Zufall oder noch nicht nach neuen Methoden restauriert?
da ich nicht weiß, welches Bild Du meinst, kann ich dazu nichts sagen. Rembrandt gilt aber in der Tat als Meister des Hell/Dunkelkontrasts. Zudem gibt es einige „unvollendete“ Rembrandts.
viele Grüße
Angelika