Es scheint dir unheimlich wichtig zu sein, Recht zu haben. Auf der Ebene befindest du dich, aber darum geht es hier nicht. Deshalb geht es auch keinesfalls darum ob du auf mich hörst oder nicht. Das spielt überhaupt keine Rolle!
Hier geht um richtige Hilfe einerseits und andererseits darum, zu warnen, wenn etwas gefährlich sein kann. Wenn hier Laien einen Rat geben, sollten sie spätestens dann zurückhalten, wenn sie den Hinweis bekommen, dass eine solche Reaktion gefährlich werden kann. Ich habe geschrieben kann! Beachte die Formulierung. Kann ist nicht muss.
Das spielt auch bei deinen Interpretationen eine Rolle.
Man muss unterscheiden zwischen Traumatisierung, Traumafolgestörung und PTBS. Ich habe an keiner Stelle behauptet, dass hier eine PTBS vorliegt! Ich gehe von einem traumatischen Erleben aus. Das Erleben einer lebensgefährlichen Situation ist ein solches. Es hat in jedem Fall auch psychische Folgen gehabt, sonst gäbe es das geschilderte Problem nicht. Alles darüber hinaus ist Spekulation! Allerdings ist es so, dass WENN, DANN zu reagieren ist! Insofern muss man so reagieren, als ob eine PTBS vorliegt! Wenn man den Verdacht hat, dass jemand allergisch auf ein Medikament ist, kann man auch nicht sagen: Ey, egal, wir wissen es nicht, also gehen wir mal davon aus, dass es nicht ist.
Das Problem, was vorliegt, kann man nicht mit Wahrscheinlichkeitstheorie lösen. Diese Frau ist sogar zwei Mal betroffen! Ich hatte dir bereits erklärt, dass hier das Sicherheitsgefühl eine zentrale Rolle spielt. Du bekommst das nicht mit dem Hinweis in den Griff „Sie haben einfach nur unglaublich Pech gehabt“
Frech sind deine Unterstellungen! Ich habe keinesfalls ein Gesetz abgeleitet, dass das immer passieren wird. Es wäre hilfreich, wenn du lesen würdest. Ich habe ebensowenig dazu geraten, keinen Arzt aufzusuchen. Genau das Gegenteil habe ich getan.
Noch zur Lebensgefährlichkeit: Solange man nicht weiß, was genau passiert ist, kann der Rat tatsächlich lebensgefährlich sein. Immerhin hat schon zwei Mal Lebensgefahr bestanden. Du scheinst dich gar nicht für die Hintergründe zu interessieren. Dabei spielt eine große Rolle, wie es zum Fehler kam. Ob es eine Wechselwirkung gewesen ist oder reine Unverträglichkeit. Ob das Medikament selbst eingenommen wurde oder verabreicht. Gerade was Fehler in der Medikation angeht, hat der Patient nämlich durchaus in gewissem Rahmen die Möglichkeit, Fehlerquellen zu reduzieren.
Last not least: Du willst, dass die Frau das Positive sieht? Das ist doch so Hohn und löst Ihr Problem nicht! Sie ist zwei Mal in eine lebensgefährliche Situation gebracht worden durch einen Arzt. Offenbar ist die Sache nicht verarbeitet. Sie ist akut sehr krank. Luftmangel und Schwierigkeiten zu atmen sind Zustände, die per se schon verbunden sind mit Ängsten, je nach Schwere Todesangst. Bei jemandem, der bereits gleich zwei solcher Erfahrungen gemacht hat, ist die Wahrscheinlichkeit da, dass diese Erlebnisse aktiviert werden und den Stress erhöhen. Sie müsste zum Arzt, das weiß sie wahrscheinlich selbst, hat aber Angst. Zumal sie ja gerade wieder die Erfahrung macht: Sie bekommt ein Medikament und es geht ihr schlechter. Ob es einen Kausalzusammenhang gibt, weiß man noch nicht. Aber das Risiko ist da. Tatsächlich besteht aber kein Vertrauensverhältnis zu einem Arzt, dass sie da hin könnte. Wo genau ist das Positive in der akuten Situation?
Die Frau hat gerade ziemliche Probleme und braucht konkrete Lösungen in kleinen Schritten und einen sicheren Rahmen.