Schief und schiefer
Hallo Christian,
Das Argument von Levay ist sehr treffend und dein Beispiel
schief. Du kannst gerne entscheiden, welches Auto dir besser
gefällt, aber wenn ich z. B. als jemand, der von Motoren
keinen blassen Schimmer hat, bei VW entscheiden würde, welche
Schläuche oder Zündkerzen oder Schrauben wie in den Motor
gebaut werden sollten, wäre VW nach zwei Wochen pleite!
Ich finde dieses Argument völlig schief. Ein Auto mit „falschem“ Motor fährt nicht, eine Sprache aber kann keine „falschen“ Regeln haben. Man kann nicht messen welche Sprachregeln „besser“ sind. Sicherlich kann man messen, welche Regeln mehr Fehler produzieren, aber dann wäre die optimale Variante gar keine Regeln mehr zu haben (keine Regeln=keine Regelverstöße).
Die Abwägungen, für welche orthographischen Regeln man sich entscheidet, sind nunmal (IMO) primär ästhetische. Und Ästhetik ist nunmal subjektiv, es gibt kein Maß dafür. Insofern kann nur die Mehrheitsmeinung für eine algemeinverbindliche Regelung entscheidend sein. Und die Mehrheitsmeinung ist nunmal (nach meiner Erfahrung) eher gegen die neuen Regeln.
Aber bei der Rechtschreibung glauben leider alle, Experten zu
sein! Anstrengend!
Weil alle, bis auf Analphabeten, eben Experten sind! Diese bekloppte Überheblichkeit „ich hab’ das studiert, meine Meinung ist besser als Deine“ ist doch überhaupt erst der Grund, warum diese Reform niemals von der breiten Masse angenommen wurde!
Übrigens: „Delphin“ ist nach der neuen R. die Hauptvariante
und Delfin nur die mögliche Nebenvariante! Du darfst also nach
der neuen R. beides schreiben (während du nach der alten
festgelegt warst)!
Festlegungen sind nicht unbedingt schlimm. Totale Beliebigkeit nicht unbedingt gut. In Deutschland gibt es wirklich andere Bereiche, die dereglementiert werden müssten, nicht gerade die Sprache.
Grüße,
Anwar
PS: Bevor mich jemand drauf stößt: Das Komma nach den Grüßen ist eine Eigenheit von mir, kein „Fehler“ im Sinne einer unbewussten Mißachtung der Orthographie.