Auch Wurzelbehandlung - Entzündung im Kiefer

Hi

Vor ca 1,5 Jahren ist mir plötzlich ein Backenzahn unten außeinandergesprungen, erst im Anschluss ergaben sich Schmerzen. Wie dem auch sei, der Arzt konnte gar nicht verstehen, wie sowas ohne Schmerzen vonstatten gehen kann, der ganze Zahn musste ausgeräumt werden. Ich bekam eine Entzühndungsbehandlung und dann eine Wurzelfüllung. Die war sehr schlecht gemacht, von da an hatte ich immer leichte aber pockernde Schmerzen in dem Bereich. Ich bekam eine provisorische Kunststofffüllung und sollte warten. Die Schmerzen wurden schlimmer und ich ging zu einem Endodontologen. Es folgte die Revision, man sah deutlich schwarze Schatten auf dem Röntgenbild um die Wurzeln herum.

Jetzt, wieder ein halbes Jahr später nach der Revision, stand der Termin für die Krone an (die ist unumgänglich, so viel kann ich auch als Laie sagen - nach zwei Wurzelbehandlungen ist nicht mehr viel von der eigentlichen Krone übrig, weil beide Ärzte immer was weggeschliffen haben). Es wurde wieder geröngt und es sind immer noch Schatten zu sehen (wurde mir auch erklärt) aber er meinte, man solle jetzt die Krone trotzdem draufsetzen.

Ich weiß inzwischen, dass diese Entzündungen sehr lange dauern können. Die Frage ist, wenn jetzt 6 Monate Ruhe war, heißt das, dass ich mir jetzt die Krone ruhig kaufen kann? Wenn das wieder aufflammt muss der Zahn raus (ich fange nicht auch noch mit Wurzelspitzenresektion an!), dann wäre die Krone umsonst.

Das Problem: ich hatte halt durchgehend sehr wenig Schmerzen. Wo die volle Entzündung wütete, brauchte ich keine Schmerzmittel, weder vor Öffnung, noch während der „Sterilisationsphase“, später habe ich alle weiteren Betäubungen abgelehnt, auch, wenn er die Länge des Kanals ausmisst. Da war ein kurzes Pieksen udn das wars.

Meine Schmerzen sind also kein Zeichen für die Schwere der Entzündung.

Was würdet ihr mir raten, weiter warten? Krone kaufen?

Danke und Grüße

Karana

Servus Karana,

wer ‚A‘ sagt, sollte mit dem ‚B‘ schon weniger Schwierigkeiten haben.

Am Anfang war die Karies. Auch wenn Du nix gemerkt hast: ein Zahn zerbricht nicht ‚einfach so‘. Du schreibst ja auch davon, dass noch einiges ‚ausgeräumt‘ werden musste. Wäre die Entzündung und die Wurzelbehandlung nicht dazugekommen, hättest Du vielleicht jetzt schon eine Krone auf dem Zahn - wer weiß? Jetzt ist - von Dir und Deinem ZA - eine ganze Menge Zeit und Mühe in den Zahn gesteckt worden - alles zahnerhaltende Maßnahmen. Jetzt vor Torschluß den Zahn ziehen zu lassen (das wäre ja dann die Alternative) schiene mir nur sinnvoll, wenn die Wurzelbehandlung im röntgenologischen Ergebis nicht OK wäre.

Ja, es kann trotzdem wieder zu einer Entzündung kommen. Alle Bakterien kriegt man trotz Desinfektion und Einlagen aus den Wurzelkanälen nicht immer heraus. Meistens wird der Körper damit fertig - wenn er kann. Er kann halt nur nicht bei allen Bakterienarten zu jeder Zeit. Ein Gleichgewicht zwischen Bakterienangriff und Körperabwehr kann Jahrzehnte klappen. Nur - wir werden heutzutage halt so furchtbar alt (ich weiß das :wink:) Auf diesem langen Weg kann allerhand passieren.
Aber, kann es das nicht auch, wenn Du den Zahn aufgibst?

Was kommt denn dann? Ein Implantat? Was für Fragen kommen dann, wenn Du Dir so eins ‚kaufen‘ sollst?

Oder eine Brücke? Zwei Zähne abschleifen, damit ein fehlender Zahn ersetzt werden kann? Soll ich die Fragen schon mal hinschreiben, die dann aufkommen?

Wenn Du jetzt keine irrwitzigen kosmetischen Ansprüche (Vollkeramik etc) für einen Zahn stellst, den außer dem ZA sowieso keiner sieht, geht die Sache mit der Krone (quasi die letztmögliche Erhaltungsmaßnahme) doch verhältnismäßig billig ab. Weh tut’s nicht mehr, der Nerv ist ja sicher draußen. Sonst hättest Du Dir den Zahn damals, als er eingebrochen ist, ziehen lassen müssen, oder?

Gruß

Kai Müller

Jetzt vor Torschluß den Zahn ziehen
zu lassen (das wäre ja dann die Alternative) schiene mir nur
sinnvoll, wenn die Wurzelbehandlung im röntgenologischen
Ergebis nicht OK wäre.

Das ist ja genau der Punkt. Ich bin kein Mediziner, ich kann nur sehen, dass auf dem Röntgenbild noch Schatten sind, die der Arzt als „immerhin weniger als vorher“ bezeichnete. Er sagte auch, da könne immer noch wieder was kommen.

Dass er Arbeit und ich Geld reingesteckt habe ist klar, das war der Versuch, aber jetzt ist es eben nicht 100%ig geworden so wie es sollte, aber vielleicht war die Wurzelumgebung schon durch die vorherige verhunzte Wurzelbehandlung vom anderen Zahnarzt zu viel für das Gewebe??

Ja, es kann trotzdem wieder zu einer Entzündung kommen. Alle
Bakterien kriegt man trotz Desinfektion und Einlagen aus den
Wurzelkanälen nicht immer heraus. Meistens wird der Körper
damit fertig - wenn er kann. Er kann halt nur nicht bei allen
Bakterienarten zu jeder Zeit.

Macht mir dass denn anderweitig Probleme? Man sagt ja, dass schwelende Entzüngungen auf die Oragne gehen kann. Aber hier ist das so abgekapselt dass nichts passiert? Oder finde ich mich jetzt jedes halbe Jahr zum Röntgen ein?

Was kommt denn dann? Ein Implantat? Was für Fragen kommen
dann, wenn Du Dir so eins ‚kaufen‘ sollst?

Ich will kein Implantat. Das habe ich schon - wie die Wurzelspitzenresektion auch - für mich ganz persönlich abgewogen und mich dagegen entschieden.

Oder eine Brücke? Zwei Zähne abschleifen, damit ein fehlender
Zahn ersetzt werden kann? Soll ich die Fragen schon mal
hinschreiben, die dann aufkommen?

Die Frage ist ja, ob es „sowieso“ bald dazu kommen würde. Dann könnte ich mir den Weg über die Krone sparen, weil ja offenbar die Entzündung nach 6 Monaten noch nicht weggegangen ist (was ja ursprünglich mal die Hoffnung war, zu Beginn der Revision)

Wenn Du jetzt keine irrwitzigen kosmetischen Ansprüche
(Vollkeramik etc) für einen Zahn stellst, den außer dem ZA
sowieso keiner sieht, geht die Sache mit der Krone (quasi die
letztmögliche Erhaltungsmaßnahme) doch verhältnismäßig billig
ab. Weh tut’s nicht mehr, der Nerv ist ja sicher draußen.
Sonst hättest Du Dir den Zahn damals, als er eingebrochen ist,
ziehen lassen müssen, oder?

Meinst du ziehen lassen, wegen der Schmerzen? Ich hatte nie besonders große Schmerzen, nur als der Zahn gesprengt war, hätte ich mir schon von alleine Essen in die Zahnhöhle gedrückt und DAS wäre dann sicherlich schmerzhaft gewesen. Wie gesagt, der erste Zahnarzt konnte nicht glauben, dass ich das nicht gemerkt habe. Und 6 Monate davor wurde ein Röntgenbild gemacht ohne Befund.

Erst als die Entzündung auch um die Wurzel herum verteilt war (nach der ersten Wurzelbehandlung), hatte ich Schmerzen, diese wurden erst wieder weniger, als ich mit der Revision begann, wo die Wurzelkanäle noch weiter ausgebohrt wurden bis unten in die Wurzelspitze hinein.

Es hätte ja sein können, dass man sagt, okay, bei so einer Entwicklung (mit den verbleibenden Schatten im Röntgenbild) macht es jetzt eh nicht mehr viel Sinn. Und es soll ja durchaus Zahnärzte geben, die machen einem dann noch Hoffnung, bei einer sehr geringen Chance, und er hat dabei nur die Dollarzeichen in seinen Augen…

Das ist ja genau der Punkt. Ich bin kein Mediziner, ich kann
nur sehen, dass auf dem Röntgenbild noch Schatten sind, die
der Arzt als „immerhin weniger als vorher“ bezeichnete. Er
sagte auch, da könne immer noch wieder was kommen.

Servus Karana,

sorry für die späte Antwort - war weg. Also: Wenn um ein Wurzelende herum im Rö-Bild ein ‚Schatten‘ zu sehen ist, handelt es sich um eine chronische Entzündung im benachbarten Zahnhalteapparat und im Knochen. Er ist als Zeichen einer Abwehrreaktion auf Bakterientoxine zu verstehen, die aus den Mikroverzweigungen des Wurzelkanalystems kommen und die Überbleibsel der Infektion sind, die den Zahn umgebracht hat. Der Schatten ist erst einmal nichts anderes, als ein Zeichen dafür, dass Deine Köperabwehr aktiv war/ist. Eine Wurzelbehandlung ist dann erfolgreich, wenn es für Deinen Körper jetzt keine (oder sehr wenig) Gründe gibt, Knochensubstanz wegzuräumen, damit gut durchblutetes Bindegewebe den Abwehrjob übernehmen kann. Ist alles ganz gut gegangen, wird der ‚Schatten‘ wieder kleiner und verschwindet. Wenn Toxine fortbestehen, kann es zu einem Gleichgewicht kommen - im Rö-Bild bleibt der ‚Schatten‘ bestehen. Das alles passiert nicht innerhalb von Wochen, sondern braucht etliche Monate.

Dass er Arbeit und ich Geld reingesteckt habe ist klar, das
war der Versuch, aber jetzt ist es eben nicht 100%ig geworden
so wie es sollte, aber vielleicht war die Wurzelumgebung schon
durch die vorherige verhunzte Wurzelbehandlung vom anderen
Zahnarzt zu viel für das Gewebe??

Ja, es kann trotzdem wieder zu einer Entzündung kommen. Alle
Bakterien kriegt man trotz Desinfektion und Einlagen aus den
Wurzelkanälen nicht immer heraus. Meistens wird der Körper
damit fertig - wenn er kann. Er kann halt nur nicht bei allen
Bakterienarten zu jeder Zeit.

Macht mir dass denn anderweitig Probleme? Man sagt ja, dass
schwelende Entzüngungen auf die Oragne gehen kann. Aber hier
ist das so abgekapselt dass nichts passiert? Oder finde ich
mich jetzt jedes halbe Jahr zum Röntgen ein?

Es gibt internistische Grunderkrankungen, die durch eine chronische Entzündung des Wurzelbereichs riskanter und problematischer werden. Ich zitiere hier aus einem Artikel zu dieser Thematik:

Der Artikel ist hier zu finden:

http://www.icak-d.de/sites/default/files/artikelgund…

„bei Patienten mit HIV, mit Endokarditis oder Herzklappenimplantation in der Anamnese, bei Patienten vor dem Beginn einer Immunsuppressiva-, Zytostatika- oder Strahlentherapie und letztlich auch bei Patienten, bei denen eine Bisphosphonattherapie begonnen worden ist“

Ich füge hinzu: . . . ist der Verbleib von Zähnen, die eine chronische Entzündung des umliegenden Knochens annehmen lassen, riskant.

… schnipp …

Die Frage ist ja, ob es „sowieso“ bald dazu kommen würde. Dann
könnte ich mir den Weg über die Krone sparen, weil ja offenbar
die Entzündung nach 6 Monaten noch nicht weggegangen ist (was
ja ursprünglich mal die Hoffnung war, zu Beginn der Revision)

Außer Dir und Deinem ZA hat keiner die Rö-Aufnahme gesehen, den ‚Schatten‘ könnte man ‚von weitem‘ zu beurteilen versuchen, wenn man die jetzige Kontrollaufnahme und eine weitere nach 6-12 Monaten sehen könnte. Wenn Du mit der Krone solange wartest, ist alles mögliche Unerwünschte denkbar. Der Zahn kann ‚zerbröseln‘, die Deckfüllung über der Wurzelfüllung kann undicht werden etc.

Es hätte ja sein können, dass man sagt, okay, bei so einer
Entwicklung (mit den verbleibenden Schatten im Röntgenbild)
macht es jetzt eh nicht mehr viel Sinn. Und es soll ja
durchaus Zahnärzte geben, die machen einem dann noch Hoffnung,
bei einer sehr geringen Chance, und er hat dabei nur die
Dollarzeichen in seinen Augen…

Ja, ja - die $$zeichen :wink: Da kannst Du von mir keinen Rat erwarten. Ich kann Dir dazu nur sagen, dass ich ein paar Zahnärzte kenne, die gerade wegen der Dollarzeichen, ihre Finger von einer Einzelkrone lassen. Die sagen, dass man betriebskalkulatorisch dabei draufzahlt. Das ist in München, Stuttgart, Düsseldorf und ähnlichen Edellagen noch nicht einmal völlig von der Hand zu weisen. Wenn Dein ZA ein Gewinnoptimierer wäre, hättest Du jetzt schon eine Rechnung über etliche hundert €uronen im Briefkasten - für die Wurzelbehandlung.

Zusammengefasst: Wenn Du dem ZA bisher getraut hast, wenn er slbst mit dem Ergebnis der Wurzelbehandlung zufrieden ist, hast Du hier von keinem Grund berichtet, ihm in Zukunft nicht mehr zu trauen. Wenn er Dir die Krone empfohlen hat, gibt es sehr gute Gründe dafür. Ich halte es da mit Ottfried Fischer: „Mehr sog i net.“ :wink:)

Gruß

Kai Müller

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