Auf dem Scheideweg

Hallo zusammen,

ich bin fast 25 und im IT Geschäft einer größeren IT Firma als „kleiner“ Wurm tätig (Admin). Nun ergibt sich für mich fast paralelle die Möglichkeit den Weg in Richtung Teamleiter / Projektleiter (evtl. in 3-4 Jahren) oder aber Richtung Spezialist (Anwendungsmanager, AD Betreuung und Weiterentwicklung) zu gehen. Für den ersten Weg gibt es atm noch keine direkte Stelle aber auf Grund Personalmangels komme momentan nur ich in Frage. Eine Stelle wird in vlt. 1-2 Jahren bereitstehen. Für den „Spezialistenweg“ gibt es eine Stellenausschreibung für die ich inoffiziell einer der besten Kandidaten bin.

Im Vorfeld hatte ich mich eigentlich schon für Ersteres meine Zusage gegeben, allerdings gibt es hier noch keine direkte Stelle und ich würd weiter der Admin bleiben aber halt zum Großteil eine andere Tätigkeit (die mich durchaus mehr belastet) verrichten. Mehr Gehalt würde es hier warscheinlich auch erst einmal nicht geben. Auf die zweite Stelle habe ich eigentlich nur Chancen, da wir momentan Personalknappheit haben und nur interne Bewerbungen zugelassen sind.

Für was würdet ihr euch entscheiden? Ich denke beide Wege sind sehr arbeits und lernintensiv. Folgende Fragen schwirren mir dabei durch den Kopf:

  • Mit welchem Job kann ich in meinem späteren Leben (evtl. auch in einer anderen Firma oder als Selbstständiger) mehr anfangen?
  • Wo kann es nach der jeweiligen Tätigkeit noch weiter hingehen?
  • Wo verdient man (auch auf lange Sicht) mehr?
  • Wo ist der, ich nenns mal psychische Verschleiß geringer?

Würd mich freuen ein paar Gedanken dazu zu hören, die Entscheidung fällt mir etwas schwer.

Hallo zurück,

ich möchte mit einer Gegenfrage beginnen: Was erwartest Du überhaupt von Dir selbst?

Zuerst mal wird ein Team-/ Projektleiter mit jeder Menge administrativem Krempel zugeknallt, die - je nach Unternehmen - wenig Spaß machen bis einfach komplett nervtötend sind.
Die Freiheit zur persönlichen Entfaltung im Job nimmt ab und die Sachzwänge zunehmen - man muss mehr und mehr tun was die Position erfordert und immer weniger, was man persönlich eigentlich „möchte“: Termine, Meetings, Workshops, Budgetplanungen, Präsentationen, Quartalszahlen und so weiter.
Und natürlich hat man nicht nur die Verantwortung für seine eigenen Arbeitsergebnisse, sondern auch die der Anderen.
Dazu kommt, dass man über die Zeit immer weniger mit Maschinen und immer mehr mit Menschen zu tun kriegt. Irgendwann verliert man vielleicht völlig den Kontakt zur „fachlichen Basis“ - sogar in kleinen Teams.

Wenn Du da sagst „Ja paßt mir“, ist eine Leitungsposition sicher geeignet, aber wenn Du nur bei einem der Szenarien Bauchschmerzen kriegst, wirst Du das auch auf der Position kriegen.

Die Zeiten, wo eine Führungskraft dick Kohle abgreift und die Spezialisten mit einem Hungerlohn abgespeist werden, sind übrigens vorbei: Mit entsprechender Qualifikation und Verhandlungsgeschick kommt man auch als Experte in den AT-Bereich und dort kann teilweise sogar mehr bei rumkommen als für den eigenen Vorgesetzten.
Das Gehaltsargument kann man also auch nicht unbedingt gelten lassen.

Für was würdet ihr euch entscheiden? Ich denke beide Wege sind sehr arbeits und lernintensiv. Folgende Fragen schwirren mir dabei durch den Kopf:

  • Mit welchem Job kann ich in meinem späteren Leben (evtl. auch in einer anderen Firma oder als Selbstständiger) mehr anfangen?

Rückfrage: Was erwartest Du von deiner Karriere?
Schlechte Manager gibt es wie Sand am Meer, davon hat die Telekom gerade auch 1600 zu viel.
Gute Fachkräfte werden immer gesucht.

Aber im Prinzip ist das Stichwort „Gut / Schlecht“: In welcher Rolle kannst Du am ehesten glänzen?
Wenn Du eine „ruhige Kugel schieben“ willst, ist beides gleich schlecht für die Zukunft, wenn Du Dich profilierst, beides Gold wert.

  • Wo kann es nach der jeweiligen Tätigkeit noch weiter hingehen?

Rückfrage: Wo soll es denn hingehen?

Es gibt Menschen, die sagen „Die Welt ist nicht genug“ und arbeiten auch gezielt darauf hin, jeweils den nächsten Schritt zu machen: Gehörst Du dazu?
Wenn ja - dann hat man jederzeit Optionen. Während es beim Spezialisten eher in die Breite geht (Mitarbeit in immer wichtigeren Themengebieten) geht es beim Manager einzig und allein in die Höhe: Wer als Führungskraft nicht aufs Abstellgleis kommen will, wird den Rest der Karriere um Aufstiege kämpfen!

  • Wo verdient man (auch auf lange Sicht) mehr?

Siehe oben.

  • Wo ist der, ich nenns mal psychische Verschleiß geringer?

Das hängt von der Person und vielen anderen Faktoren ab.
Es gibt Leute, die zerbrechen daran, dass sie Sachzwängen unterliegen („30% Personalkostenreduktion vom Top-Management diktiert, bitte einmal umsetzen“) aber ein inkompetenter Vorgesetzter kann jede Experten-Tätigkeit zur Hölle machen.

Kurz gesagt: Man müsste Dich besser kennen, um irgend etwas definitiv zu beantworten. Ich kann nur ein klares „Hängt davon ab“ sagen.

Gruß,
Michael

Hallo Michael,

danke für deine ausführliche Antwort. Ich denke damit kann ich schon was anfangen :smile: Ich habe auf jeden Fall keine Lust in absehbarer Zukunft zu sagen „hey jetzt hab ich was gefunden was ich kann, warum sollte ich jetzt was anderes machen?“

Ich bin eigentlich immer auf der Suche nach Herausforderungen und interessanten neuen Dingen. Ich habe nur das Gefühl, dass bei beiden Wegen so eine Chance nicht so schnell wieder kommt, deshalb fällt mir die Entscheidung schwer.

Bei deiner Ausführung kommt allerdings das „Management“ nicht besonders gut weg :smile: Ich denke aber trotzdem, dass der Weg auf dieser Ebene evtl. auch auf Grund steigender Erfahrung in den unteren Bereichen in späteren Jahren einfacher wird. Sonst kann es evtl. leicht passieren, dass man irgendwann relativ weit oben landet aber von unten gar nicht wirklich (fundiert) was weiß und eher aus dem Bauch raus entscheidet.

Ich denke ich weiß nun, was zu tun ist.

Vielen Dank nochmal.