Hallo Edith,
gestern hab ich mir im TV wieder mal einen der unzaehligen
US-Ami-Gerichtsfilme angeschaut. Da muss der Zeuge doch immer
auf die Bibel schwoeren. Ich fragte mich, was die eigentlich
machen, wenn ein Zeuge nicht-christlichen Glaubens ist. Haben
die da fuer alle Lebenslagen „beschwoerbare“ religioese
Schriften im Schrank, oder ist das bloss eine symbolische
Handlung, und auch der Moslem, der Buddhist und der Hindu
muessen die Hand auf die christliche Bibel legen?
Bis zum Bürgerkrieg konnten Atheisten und Nicht-Christen (von denen es damals extrem wenige in den USA gab) vor Gericht nicht als Zeugen aussagen, da sie ja nicht schwören konnten „… so wahr mir Gott helfe“ ("… so help me god.")
Mitte des 19. Jhd. wurde dann eine Regelung getroffen, unter der als Alternative zum religiösen Eid eine weltliche Schwurformel, genannt „Affirmation“ (=Beteuerung) angeboten wurde.
Der Wortlaut ist:
„You do affirm that all the testimony you are about to give in the case now before the court will be the truth, the whole truth, and nothing but the truth; this you do affirm under the pains and penalties of perjury?“
(Hierbei wird die rechte Hand gehoben)
Der Richter gibt der Jury vorher eine kurze Belehrung, dass das seine Richtigkeit hat und dass die „Schmerzen und Strafen eines
Meineides“ dem Zorn und der Rache Gottes gleichzusetzen sind.
Nach Absprache kann eine andere religiöse Eidesformel und ein anderes Ritual verwendet werden, z.B. habe ich von Chinesen gehört, die eine Porzellantasse zerschlagen und bei ihren Ahnen schwören, ihre Seele möge wie die Tasse zerschmettert werden, sollten sie nicht die Wahrheit (und zwar die volle und nichts als selbige) sagen. Meines Wissens verwenden Juden ebenfalls eine leicht geänderte Formel.
Einem Zeugen ist auch erlaubt, seine eigene (Familien-)Bibel oder ähnliches religiöses Buch mitzubringen und darauf zu schwören.
(Bem.: Dies wird in dem Spielfilm „Sleepers“ für eine interessante Handlungswendung gebraucht)
Für gewöhnlich wird der Anwalt der Seite, die den Zeugen aufruft, vorher mit dem Richter das Verfahren geklärt haben, damit der Zeuge nicht blöd dasteht und dem Gericht „Schwierigkeiten“ zu machen scheint.
Die Zeugen Jehovahs lehnen jeglichen Eid (auch die „Affirmation“) ab, weil sie immer die Wahrheit (die volle …) sagen müssen, und ein Eid impliziere, dass sie es ausser Gericht nicht so sehr müssten.
Im allgemeinen ist noch zu beachten, dass die Bundesstaaten ihre eigenen Richtlinien machen und vom Obersten Bundesgerichtshof nur ein Rahmen vorgegeben wird (zu dem aber die Möglichkeit einer Nichtreligiösen Eidesformel gehört).
Nebenbei: In Deutschland hat man ja auch die Möglichkeit, seine Aussage mit oder ohne religiöse Beteuerung zu beeiden. Dies geschieht hier aber nur, wenn nicht alle Parteien auf eine Vereidigung verzichten (was in der Regel der Fall ist). Beeidet wird hier ausserdem nach der Aussage.
Peace,
Kevin.