Hallo,
woher kommt denn unser deutscher Ausdruck …„sich auf französisch veranschieden…“, welchen Hintergrund hat der?
Danke allen Antal
Hallo,
woher kommt denn unser deutscher Ausdruck …„sich auf französisch veranschieden…“, welchen Hintergrund hat der?
Danke allen Antal
Hallo, Antal,
die verschiedenen Nationalitäten in Redewendungen ist ein sehr hübsches Forschungsgebiet. Es gibt da auch einiges.
böhmische Dörfer,
englisch einkaufen,
schwedische Gardinen,
polnische/böhmische Wirtschaft,
das kommt mir spanisch vor.
Aber nun zu deiner Frage. Röhrich hat dazu:
_ französisch
In vielen deutschen Mundarten ist die Wendung bekannt: sich (auf) französisch empfehlen: sich heimlich davonmachen, ohne sich zu verabschieden, namentlich aus einer Gesellschaft; z.B. berlinisch ‚Er hat sich uf franzö’sch jedrückt‘, rheinisch ‚sech of französisch denn (= dünn) machen‘, süddeutsch ‚französisch Abschied nehmen‘. Diese Redensarten entspringen wie viele andere dem Verlangen des einen Volkes oder Stammes, den Nachbarn Unhöflichkeit und allerlei sonstige Charakterfehler nachzusagen. Die Franzosen gelten im allgemeinen als ausgesprochen höflich. In Nordostdeutschland sagt man statt dessen: ‚sich auf polnisch empfehlen‘ Polen, polnisch, im Nordwesten ‚holländisch abfahren‘.
Solche spöttischen Ausdrücke sind keineswegs auf das deutsche Sprachgebiet beschränkt. Der Engländer sagt ‚to take a French leave‘ für: durchbrennen, ohne zu bezahlen, so auch in Immermanns ‚Münchhausen‘ (II, Kapitel 11): »He took a french leave, d.h., er wollte abziehen, wie die Katz’ vom Taubenschlag, doch unter der Thüre wandte er sich um«; der Franzose sagt wiederum: ‚filer à l’anglaise‘ (umgangssprachlich). Französisch hat im rheinischen Volksmund in der Wendung ‚et es französisch‘ etwa den Sinn: es ist geringwertig, und im Hannoverschen heißt ‚franzsch‘ dung ‚Die Franzosen haben‘, die schon bei Luther sowie in Murners Verdeutschung von U. von Huttens ‚Buch de morbi gallici curatione‘, cap. 1, begegnet im Sinne von ‚die Syphilis haben‘: »doch hat uberhant genommen die gemein nennung und ich wil sie in disem buch auch die franzosen nennen«. Paracelsus und F.v. Logau nennen die Krankheit einfach nur ‚französisch‘: »und derselbig Mensch war französisch« (‚Paracelsi chirurgische Schriften‘ [1618]):
doch es ist nun ziemlich lang
dasz er ist französisch krank
(F.v. Logau: ‚Salomons von Golaw deutsche Sinngedichte drei tausend‘ [Breslau 1654]).
Wer nur geringe französische Sprachkenntnisse hat, spricht französisch wie die Kuh spanisch, so auch im Niederländischen und im Französischen selbst.
HAAPE: ‚Er spricht französisch wie die Kuh spanisch‘, in: Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins 18 (1903), S. 145; G. ERHARDT: ‚Er spricht französisch wie die Kuh spanisch‘, in: Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins 18 (1903), S. 304; H. SCHUCHARDT: ‚Er spricht französisch wie die Kuh spanisch‘, in: Zeitschrift des allgemeinen deutschen Sprachvereins 18 (1903), S. 368-369; K. WEHRHAN: Zur Geschichte und zur Verbreitung des Ausdrucks: ‚die Franzosen haben‘, in: Zeitschrift des Vereins für rheinische und westfälische Volkskunde 4 (1907), S. 198-203; S. SONTAG: Krankheit als Metapher (München 1978); A.A. ROBACK: A Dictionary of International Slurs (Cambridge [Mass.] 1979), S. 159-161.
[Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten: französisch. Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, S. 1875
(vgl. Röhrich-LdspR Bd. 2, S. 471) © Verlag Herder]_
Die Syphilis heißt bei den Frazosen „Neapolitanerkrankheit“, bei und „Franzosenkrankheit“ und bei Polen und Russen „die deutsche Krankheit“. Man kann daran die Verbreitung dieser Infektionskrankheit nachvollziehen.
Kakerlaken heißen westlich und südlich von uns „Schwaben“, bei uns „Russen“.
Gruß Fritz
Danke Fritz,
wie immer erschöpfend.
Ich wollte das vorher nicht sagen, schon um nicht als Nationalist/Chauvinist dazustehen. Aber ich hab das mal in Frankreich aus dem Vollen gefräst erlebt: Besprechungstermin noch draußen, Nähe Paris, in der Pampa. Alles zufrieden. Wir schwingen und in unsere Autos, die Franzosen, etwa 5 Mann, in zwei französische Autos, kein wirkliche Verabschiedung (hätte man intendiert, sich nicht mehr sehen zu wollen, hätte es Handschlag gegeben etc.), und so, völlig selbstverständlich, ins Nebenhinein gesprochen: Also, dann, wir sehen uns nachher da und da zum Essen, Abfahrt, auf die Autobahn, aus den Augen verloren. Kein sprachliches Mißverständnis möglich, denn mein damaliger französicher Vertreter, ein Franzose, hat mitgehört, mitdiskutiert und saß nachher bei mir im Auto.
Wer nicht kam, waren die zwei französischen Autos…
So frage ich mich, ob da nicht manchmal doch ein Körnchen Wahrheit dran ist?
Gruß Antal
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Typische Stero oder Stereotypen?
Ich glaube, Antal,
dass dir dies
Wer nicht kam, waren die zwei französischen Autos…
mit deutschen Autos ebenso gut passieren könnte. Und es würde keine Redewendung daraus werden.
So frage ich mich, ob da nicht manchmal doch ein Körnchen Wahrheit dran ist?
So viele Körnchen wie an Aussagen, dass Deutsche pünktliche, fleißige, obrigkeitshörige Kommisstiefel seien und Spanier Rotwein trinkende, Flamenco tanzende und cappa schwingende und singende Toreadores etc.
Oder trinken die Ungarn Rotwein?
Oder die Ruussen nur Wodka und das viel zu viel?
Gruß Fritz