Hallo,
die Depression als solche ist erst mal kein k.o-Kriterium, ebenso wenig wie das „Mann sein“. Bei solchen Entscheidungen geht es um das Kindeswohl. Und da wird abgewogen, in welcher Konstellation dieses am Ehesten gesichert scheint.
In jedem Fall solltest du für dich selbst eine realistische Einschätzung versuchen, inwieweit du mit deiner Krankheit tatsächlich in der Lage bist, deinem Kind ein optimales Aufwachsen zu ermöglichen. Wie stark deine Depression sich auf die Gestaltung des Alltags auswirkt, kannst du selbst am Besten beurteilen.
Wenn du medikamentös gut eingestellt und möglicherweise in Therapie bist, kann das ja trotzdem ganz gut funktionieren. Ich kenne aber die möglichen Auswirkungen von Depressionen ziemlich gut und weiß, dass sie für die Menschen im familiären Umfeld auch eine ziemliche Katastrophe sein können. Hier mal ein paar Dinge, die reibungslos klappen sollten, wenn dein Kind gut aufwachsen soll.
- Du bist in der Lage, das Kind täglich pünktlich zur Kita zu bringen und wieder abzuholen.
- Du hast genügend Energie und Antrieb für tägliches Spiel und Dinge wie regelmäßige Spielplatzbesuche oder Besuche von Freunden deiner Tochter.
- Du bist in der Lage, deine Stimmung weitestgehend so zu kontrollieren, dass deine Tochter davon nichts mitkriegt.
- Deine Tochter ist nicht zuständig dafür, Papa zu trösten oder ihn in Ruhe zu lassen, weil es ihm nicht gut geht.
- Du verbringst nicht halbe oder ganze Tage im Bett.
- Du hast genug Energie, die Wohnung in dauerhaft ordentlichem Zustand zu halten, zu duschen (dich und das Kind) und Essen zu kochen.
Wenn du das nicht einigermaßen gewährleisten kannst, solltest du ernsthaft darüber nachdenken, ob deine Tochter bei dir wirklich gut aufgehoben ist. Es geht in diesem Fall nicht um dich, sondern um das Kind. Und Kinder, die bei psychisch kranken Eltern aufwachsen, kriegen leider meistens ein schweres Bündel fürs Leben gepackt.
Natürlich weiß ich nicht, wie die Lebensumstände bei deiner Frau wären. Berufstätigkeit ist erst mal ebenfalls kein Killerkriterium, wenn die Betreuung und Versorgung gesichert ist. „Nicht planbare Arbeitszeiten“ klingt dabei erst mal nicht so gut, aber wie das in der Realität aussieht und zu managen ist, müssen andere entscheiden.
Schöne Grüße,
Jule