Tag Jürgen,
Diese Forderung kann ich nur als Hilferuf auffassen.
Also doch irgendwie… Die Gesellschafter (und das
Management), die jahrelang durchaus gute Gewinne aus den
Banken herausgezogen haben (weil die Geschäfte ja in der
Spekulationsblase der letzten Jahre so wunderbar gefunzt
haben) erpressen mich jetzt also mit dem Damoklesschwert
„Bankenpleite“, ihre „plötzlichen“ Verluste zu reduzieren.
naja, die Gewinn der vergangenen Jahre sind ja in den Gewinnrücklagen (also im Eigenkapital) enthalten, die Ausschüttungen sind in den zwei Jahren nicht nennenswert gestiegen. Aus der Tatsache, daß das Eigenkapital trotz der paar sehr guten Jahre nun nicht auszureichen droht, schließe ich, daß die Gewinne nicht hoch genug waren.
Ich habe an anderer Stelle ja schon geschildert, wie auf dem deutschen Markt von Banken verdient wird: Lausig. Das liegt an der Konkurrenz und an der nicht risikoadäquaten Kreditkalkulation der Sparkassen und des genossenschaftlichen Sektors. Dadurch werden Kredit in Deutschland seit Anbeginn der Zeit eigentlich nicht hinreichend bezahlt (Stichwort Versicherungsprämie).
Meine Meinung: Natürlich kracht es mächtig im Gebälk, wenn
eine der Großbanken hopps geht. Aber ich denke mal nicht, dass
davon die (wirtschaftliche) Welt untergeht… An anderen Ecken
dieser Erde sind schon ganz andere Banken liquidiert worden…
Ich kann da immer wieder nur auf Japan verweisen. Seit zehn Jahren geht der Finanzsektor und als mittelbare Folge die gesamte Wirtschaft den Bach runter. Einziger Unterschied: Damals platzten zwei Spekulationsblasen und nicht eine, wie bei uns. Die Abläufe sind absolut identisch, schon jetzt. Sinkende Bereitschaft der Banken Kredite zu vergeben, wertlose Sicherheiten (Wertpapiere) in Tateinheit mit wertlosen Krediten, Abschreibungen auf den Wertpapier-Eigenbestand, hilflose Notenbanken (verschärfend wirkt hier, daß die EZB nicht nur für Deutschland arbeiten kann, sondern leider noch ein paar andere Interessen zu wahren sind). Da sind wir jetzt.
Ein Blick in die Zukunft: Um den 15. April herum wird es die ersten Zahlen per Q1/2003 der Finanzkonzerne geben. Es wird sich - unveränderten/niedrigeren DAX vorausgesetzt - ein desaströses Bild auftun, was die Vorstände schön zu reden versuchen. Irgendein schlaues Köpfchen wird sich dann die Neubwertungsrücklagen anschauen und die Bestandsveränderungen bei den Wertpapieren der Jahre 2000-2002. Daraus wird er schlußfolgern, daß für die in dieser Zeit erworbenen Wertpapiere mitnichten zum Marktpreis berücksichtigt wurden, sondern daß man gegenüber den Wirtschaftsprüfern mit irrsinnigen Paketaufschlägen argumentierte. Dieser schlaue Kopf steht aber in unmittelbarer Konkurrenz zum BAFin, bei dem vermutlich schon 100 Mitarbeiter in den Startlöchern sitzen, um mal ein paar unangekündigte Sonderprüfungen durchzuführen.
Zwischen dem 25. April und dem 15. Mai werden einige Bankvorstände laaaange Gespräche in Berlin führen. Und da müssen wir jetzt hoffen, daß man eine Lösung findet.
Wenn nicht, gibt es folgendes Szenario: Eine der großen kippt, alle Banken müssen ihre Forderungen gegenüber dieser Bank abschreiben sowie alle Aktien an dieser Gesellschaft (btw: Wir haben schon einigen deutschen Banken die Kredite gestrichen. Von zwei ausländischen Finanzkonzernen weiß ich es auch). das wird die nächsten zum Fallen bringen. Außer der Deutschen Bank, der Münchner Rück und der Allianz sehe ich da aus dem Kreis der privaten Banken keine Überlebenden.
Schon bevor es soweit kommt, hat ein Großteil des Auslandskapitals das Land verlassen und alle Kredite für deutsche Banken gestrichen. Dies bedeutet unmittelbar, daß es kurzfristig keinen Import nach Deutschland mehr geben wird, bis sich der Rauch verzogen hat und klar ist, welche deutsche Banken noch kreditwürdig ist.
Nur ein Szenario, zugegebenermaßen. Aber nach einigen Informationen, die mir in den letzten Tagen zuflogen, in meinen Augen - ohne staatliches Eingreifen - nicht unwahrscheinlich.
Und wenn wir ehrlich sind, die großen Verluste derzeit
entstehen IMHO vor allem erstmal aus Abschreibungsorgien für
Fehlspekulationen bei Beteiligungen.
Das siehst du m.E. nicht ganz richtig. Die Aktienbestände stammen zu nicht unerheblichen Teilen aus früheren Rettungsaktionen, wo man dann gottergeben Kredite gegen Aktien tauschte. Außerdem spekulieren Banken nicht mit Aktien. Handelspositionen werden täglich glattgestellt. Lediglich untereinander hält man bnoch freiwillig größere Beteiligungen, was sich jetzt als umso fataler herausstellt.
Daß Du für andere mitbezahlst, ist natürlich unbefriedigend,
aber so ungewöhnlich nicht. Die Marge des Kaufmann hat immer
eine derartige Komponente.
Yupp, den Eindruck habe ich bei den Banken auch. Vor allem,
wenn ich mal wieder eine ungerechtfertigte Zinserhöhung
revidieren lassen muss:smile:
Glaub´ mir, davon wirst Du in den nächsten Jahren noch mehr erleben, spätestens ab 2005, wenn die Sparkassen das Geld für´s Risiko selbst verdienen und entspechend einkalkulieren müssen. Wer heute als Unternehmen 8% zahlt, wird sich schnell bei 10% wiederfinden.
Nebenbei bemerkt: Nicht nur die deutschen Banken haben derzeit Probleme mit faulen Krediten und sinkenden Aktienkursen. Nur habe ich aus anderen Ländern bisher noch nicht von vergleichbaren Problemen gehört.
Das kann der Einlagensicherungsfonds
aufgrund seiner Satzung nicht darstellen.
Das ist auch richtig so, denn im Pleitefall hat auch ein
Bankunternehmer kein Recht auf Vermögenserhalt.
Genau.
Er ist da
schließlich ein Unternehmer, wie jeder andere auch. Also kann
es IMHO wirklich nur um den Erhalt von privaten, nicht
vertraglich absicherbaren Gläubigeransprüchen gegenüber der
Bank gehen (Kundeneinlagen) und dafür ist der
Einlagensicherungsfond ganau der richtige Ansprechpartner und
nicht ich als Steuerzahler…
M.E. darf es eben nicht nur um die Einlagen gehen, es steht viel mehr auf dem Spiel.
Danke übrigens für die Blumen, die Du für mich in „sonstiges“
und im Plauderbrett hinterlassen hast. 
Jetzt wo Du’s sagst, was machst Du hier, nicht unter
Palmen?
Oh, die Palmen gibt es ab Montag. Ich war diese Woche nur geschäftlich unterwegs.
Und ließt Du tatsächlich jeden Artikel hier? (Mußt Du ja, da
Du jeden zweiten beantwortest:smile:)
Naja, das lesen bleibt als Moderator nicht aus. Darüber hinaus ist das Thema schon aus beruflichen Gründen für mich inteessant genug gewesen, daß ich die meisten Artikel gelesen habe.
Gruß
Christian