Aufgenommene avi-Datei (90 min) 5 GB groß?

Hallo,

ich möchte alte Homevideos, die vor Jahren mit einer Hi8-Kamera aufgenommen wurden, digitalisieren. Als Rechner steht mir lediglich mein etwas betagter Laptop (BenQ Joybook 5100 mit 40GB HDD, 512 MB DDR-RAM, ATI Mobility Radeon 9700 mit Omega-Treiber) zur Verfügung. Zum Capturen habe ich mir eine eigene Hardwarelösung gekauft: ADS DVD XPressDX2. Ich benutze die beigefügte Software ShowBiz2 zum Aufnehmen.

Kamera, Capture und PC verbinden - kein Problem. Als Zielformat möchte ich xvid oder Divx nutzen. Bei MPEG oder MPEG2-Dateien ist bei schnellen Bewegungen Klötzchenbildung zu sehen; Avis haben zudem den Vorteil dass sie bei gleicher Auflösung kleiner sind als entsprechende MPEGs. Die Auflösung soll „fernsehtauglich“ sein, also bei 725*x (genaue Daten hab ich grad nicht bei der Hand).

Wenn ich nun so eine Avi erstelle, ist die Enddatei 5 GB groß - bei gerade mal 90 Minuten Spielzeit! Wie kann das sein? Gem. Avicodec ist der Videocodec OpenDivx4, der Audiocodec MP2! Liegt das möglicherweise daran? „Normal“ ist doch MP3!

Kennt jemand von euch vielleicht eine vernünftige Freeware-Alternative zu ShowBiz2? Mein Nero7 hat offensichtlich Probleme, die Eingangssignale korrekt zu erfassen.

Installierte Codecs auf meinem System sind Divx7 (aktuellste Fassung), Koepis Xvid und ffdshow.

Ich freu mich über Hilfe!

Gruß, djhooker

Hei!

Liegt das möglicherweise daran? „Normal“ ist doch MP3!

Normal ist, was du dem Programm vorgibst. Es gibt keine Regeln. mp3 ist im übrigen nur ein etwas frisiertes mp2, im Videobereich, wo man beim Ton üblicherweise mit konstanten Bitraten arbeitet, ist mp2 eigentlich verbreiteter (DVD!)

Dein Problem ist deine Hardware.
Bedenke: der Rechner muss die Kompression in Echtzeit schaffen!
Je höher die Kompressionsrate und je moderner (= rechenintensiver) der verwendete Codec ist, desto eher wird der Rechner an seine Grenzen stossen. Ein wirklich gute Qualität bei vernünftigen Dateigrößen setzt i.A. eh ein Multi-Pass-Encoding vorraus, was prinzipiell beim Echtzeit-Capturen nicht funktionieren kann.

Mein Rat: Capturen mit dem MJPEG-Codec, dann wirst du bei um die 10 GB für 90 Minuten Film landen, dieses anschließend in aller Ruhe auf das gewünschte Format umwandeln. Dann wirst du auch mit MPEG erstklassige Ergebnisse bekommen - es dauert halt nur eine ganze Ecke länger.

lg, mabuse

Hi,

tja, das Problem mit der Hardware werde ich auf die Schnelle nicht lösen können :-/

Hast du eine Ahnung, warum die Datei so irre groß ist? Eine andere Videodatei auf meinem Rechner hat eine Lauflänge von 45 Minuten, eine Auflösung von 720x544 und ist gerade mal ca. 450 MB groß. Audio- und Videocodecs (DivX5, mp3) werden gem. dem Programm Avicodec vom System unterstützt. Es muss ja keine hochauflösende Videodatei werden. Die zu archivierenden Bänder sind mitunter 15 Jahre alt.

Kannst du mir noch ein taugliches Programm (möglichst Freeware) empfehlen?

Gruß von djhooker

Hallo!

tja, das Problem mit der Hardware werde ich auf die Schnelle nicht lösen können :-/

Das ist auch gar nicht nötig.

Hast du eine Ahnung, warum die Datei so irre groß ist?

Sicher. Der Codec komprimiert nur minimal, um möglichst schnell zu sein.
Der MJPEG-Codec, den ich dir empfohlen habe, macht noch nicht mal eine „richtige“ Videodatei, in der die Kompression auch über mehrere Bilder geht, sondern komprimiert jedes Bild einzeln. Praktisch eine endlosse Kette normaler JPEGs. Hat den Vorteil, das das rasend schnell geht, und auch ältere Rechner damit nicht überfordert sind.

Eine andere Videodatei auf meinem Rechner hat eine Lauflänge von 45 Minuten, eine Auflösung von 720x544 und ist gerade mal ca. 450 MB groß.

Ja, aber die wird auch nicht in Echtzeit entstanden sein.
Du kannst auch diese Kompressionsrate erreichten - aber halt erst im zweiten Schritt, indem du die Aufnahme dann mit geeigneter Software im Multipass-Verfahren mit einem hochkomprimierenden Codec zusammenstampfts. Das wird dann zwar viele Stunden dauern, aber dann ist das ja egal, dann ist der Zeitfaktor ja weg.

Audio- und Videocodecs (DivX5, mp3) werden gem. dem Programm Avicodec vom System unterstützt. Es muss ja keine hochauflösende Videodatei werden. Die zu archivierenden Bänder sind mitunter 15 Jahre alt.

Du kannst eigentlich jeden Codec verwenden, auf den du Lust hast. Je effizienter (= je kleiner die Datei hinterher wird bzw. je besser die Qualität werden soll), desto mehr Rechenzeit musst du im zweiten Schritt investieren.
Kritisch ist halt nur die eigentliche Aufnahme, weil da das Programm genausoschnell samplen und komprimieren muss, wie halt die Kamera oder der Videorekorder die Bilder liefert.

Trotz allem würde ich dir dringend nahelegen, die Qualität so gut wie nur irgend möglich zu halten. Jetzt kostet dich das nur ein bischen mehr Arbeit. Aber wenn du jetzt schlampst, wirst du dich früher oder später ärgern und es u.U. alles noch ein zweitesmal machen.

Kannst du mir noch ein taugliches Programm (möglichst Freeware) empfehlen?

Naja, was hast du denn damit vor? Soll’s nur am Rechner laufen, würde ich zum (alten!) DivX- oder XviD-Codec (Freeware) für das Bild, mp2 für den Ton und VirtualDub als Software greifen, evtl. mit AviSynth als Frameserver und für schneiden/clippen/schärfen/undotten etc. (ich weiss nicht, ob VirtualDub MJPEGs direkt lesen kann).
Soll’s dagegen auf eine DVD, musst du schon MPEG2 nehmen. Dafür würde sich TMPEGenc anbeiten, der immerhin 30 Tage als Freeware läuft, für maximale Qualität den CCE (der ist allerdings keine Freeware).

Das bezieht sich jetzt aber auf den zweiten Schritt der „Endkomprimierung“, für den ersten Schritt der eigentlichen Aufnahme solltest du die Software deiner Video-/Capture-Karte benutzen, halt nur auf dem MJPEG-Codec umstellen. Ist normalerweise bei der Karte dabei, den Codec kann man sich notfalls auch im Netz besorgen, einzeln oder über irgendwelche Codec-Packs.

lg, mabuse

Hallo!

Trotz allem würde ich dir dringend nahelegen, die Qualität so
gut wie nur irgend möglich zu halten. Jetzt kostet dich das
nur ein bischen mehr Arbeit. Aber wenn du jetzt schlampst,
wirst du dich früher oder später ärgern und es u.U. alles noch
ein zweitesmal machen.

Ich kann das nur unterstreichen. Man kann die 90 Minuten locker auf 500 MB Divx runtercodieren, und es sieht auf den ersten Blick auch noch gut aus. Schaut man sich dann aber Bilddetails genauer an bzw. vergleicht sie mit dem Original, dann sieht man, wie dass der Codec vor allem stark glättet. Dadurch gehen Details bei größeren ähnlichfarbigen Flächen völlig verloren, z.B. im Gesicht, speziell die Wangen. Um die Videos auf einem Analog-TV anzuschauen ist das ok, aber sobald man sie in der Originalauflösung anschaut, im vorliegenden Fall wohl 720x576, dann ist das doch sehr störend.

Fazit: Eine DVD pro 90-Minuten Material würde ich schon spendieren.

Grüße
Rainer

Hei!

Fazit: Eine DVD pro 90-Minuten Material würde ich schon spendieren.

Naja, das ist vielicht ein bischen arg großzügig.

Bei vernünftigem Ausgangsmaterial und sorgfältig eingestellten Filtern bekomm ich mit dem CCE mit allen Optimierungen und vier-Pass-Encodig 3 bis 3,5 Stunden auf eine DVD. In absolut erstklassiger Qualität.
Mit ein paar Tricks und akzeptablen Qualitätseinbußen sogar knapp über 5 Stunden.

Allerdings rechnet meine Mühle (P4/2,66 GHz) darauf dann auch gute 12 Stunden herum - und ich brauche vorher einige Stunden Arbeit, um die Filter vernünftig anzupassen.
Das meinte ich mit so gut wie möglich: nicht Quick and Dirty, sondern mit Verstand, viel Arbeit und den Rechner ruhig ein paar Tage schuften lassen. Dafür isser schließlich da.

lg, mabuse

Hallo Mabuse,

Ich stimme dir 100%ig zu. Ich mache das genau so, weil es mir Spass macht, die richtigen Parameter für das optimale Qualität/Volumen-Verhältnis zu finden. Der Rat mit der DVD für 90 Minuten war für jemanden gedacht, der nicht diesen sportlichen Ehrgeiz hat und lieber ein paar Cent für einen einen DVD-Rohling spendiert als stundenlang Parameter ausprobiert.

Gruß
Rainer

Danke @mabuse und @ Rainer
Vielen Dank euch beiden. Ich habe das Video jetzt mit Voreinstellungen für „DVD“ (höchstmögliche Quali bei diesem ShowBiz2-Programm) digitalisiert, und es schaut auch ganz gut aus.

Trotzdem noch eine Frage: Wie schraubt ihr da an den Codec-Einstellungen rum und inwiefern kann das Auswirkungen auf auf die fertige Datei haben?

Tschüss sagt
djhooker

Hi DJ,

Trotzdem noch eine Frage: Wie schraubt ihr da an den Codec-Einstellungen rum und inwiefern kann das Auswirkungen auf auf die fertige Datei haben?

Puh, das ist jetzt schwierig zu erklären.

Zunächst mal die Software selber:
Grundsätzlich hab ich eine tiefe Abneigung gegen soclhe All-in-One-Programme. Die können zwar vieles bis alles, aber nach meinen Erfahrungen nichts richtig gut. Im Video-Ordner meines Startmenüs finden sich mittlerweile satte 15 Programme, jedes mit einem speziellen Einsatzweck.

Zunächst mal Ton:
Ich kann - trotz sehr guter Anlage - bei 5.1-Ton keinen Unterschied zwischen den meist verwendeten 448 kbps und 384 und 320 kbps hören. Daher reduziere ich den Ton entsprechend, sind immerhin schon 128 kbps mehr für die Bildqualität.

Auch halte ich echten Raumklang eh nur für Actionstreifen für wichtig. Für eher dialoglastige Filme, Serien und Komödien führe ich daher eine ProLogic-II-Codierung durch, das ist das letzte analoge Raumklang-Verfahren, von „echtem“ 5.1 kaum zu unterscheiden, damit kann man bis auf 160 kbps heruntergehen. Gibt dann allerdings nur auf Anlagen mit einer ProLogic-II-Decodereinheit (bzw. entsprechenden Alternativen, beispielsweise Logic7 auf Harman/Kardon-Receivern) auch Raumklang, sonst halt nur Stereo. Sind weitere 160 kbps für die Bildqualität bzw. für mehr Videomaterial auf einer DVD.

Dann Video:
Ich benutze den CCE, der allgemein als einer der besten Encoder betrachtet wird (Ist allerdings keine Freeware). Alleine die Decoderauswahl kann einen derben Unterschied machen, die Qualität der Kompressions-Programme ist alles andere als gleich.
Im CCE selber kann man zwar auch einige Dinge einstellen, aber da lass ich die Finger von, da diese Regler irrsinnig empfindlich sind. Allerdings kann man noch an der Quantisierungsmatrix drehen.
Ich gestehe, das mir die mathematischen Grundlagen hinter den Quantisierungsmatrices ein Buch mit sieben Siegeln ist, aber ich hab halt auf meinen Raubzügen durchs Web ein paar Matrices gesammelt, die von richtigen Freaks auf besonders gute Ergebnisse bei hohen Kompressionen und für einige spezielle Einsatzzwecke (Zeichentrickfilme mit harten Kontrast-kanten) optimiert wurden.

Wichtigstes Werkzeug ist aber der AVIsynth-Frameserver.
Ein eigentlich sehr einfaches Program, das aber unglaublich mächtig und gar nicht so einfach zu beschreiben ist.
Der Frameserver selber ist gar kein Programm, das man starten kann, sondern er ist Teil des Betriebssystems und verändert Filme während der „Wiedergabe“.
Man schreibt eine kleine Textdatei (ein sogenanntes Script), in der das oder die Videos geöffnet werden und dann mit verschiedenen Filtern bearbeitet wird.

Im Encoder (CCE) nimmt man dann nicht das Ur-Video als Quelle, sondern diese Textdatei. Worauf der Frameserver automtisch aktiviert wird, und das Video Bild für Bild nach den Kommandos in dem Script bearbeitet und diese bearbeiteten Bilder dann einzeln an den Encoder weitergibt.

In dem Script kann man dann schneiden, clippen, Größe ändern (mit verschiedenen Verfahren). Man kann schneller abspielen (ausgezeichnet für die NTSC-PAL-Konvertierung!), man kann schärfen, weichspülen, Farben anpassen, Helligkeit und Kontrast ändern. Es gibt spezialisierte Filter für das deblocken übermäßig komprimierter Vorlagen, um DropOuts aus analogen Aufnahmen zu beseitigen, sogar einen Filter um das Senderlogo aus Fernseh-Aufnahmen herauszurechen gibt es.

Der eigentliche Clou an der Sache ist, das die Scripte sogar vom MediaPlayer abgespielt werden, man kann sich also die Wirkung der Filter sofort ansehen (setzt natürlich eine schnelle Maschine vorraus, da die Filter Rechenzeit brauchen. Einige extreme Filter machen aus einem Film eine Diashow).

Konkret sieht man bei vielen älteren Filmen und Aufnahmen am Rand recht heftige Störungen und Verzerrungen, die man früher auf dem Fernseher nicht gesehen hat, weil der immer etwas „über den Rand hinweg“ angezeigt hat. Wegschnibbeln und durch einen kleinen schwarzen Rand ersetzen setzt ordentlich Bitrate für eine bessere Qualität des „Restbildes“ frei. Grundsätzlich kann man auch immer ein Prozent einsparen, wenn man statt der üblichen 720 Pixel Breite nur die für die DVD ebenfalls zulässigen 704 Pixel benutzt. Die fehlenden acht Pixel rechts und links fallen niemandem auf.

Bei deinem Projekt dürfte der UnDot-Filter extrem reinhauen. Dir sind bestimmt schon diese kleinen, kurz aufblitzenden weissen Punkte in analogen Aufnahmen aufgefallen? Das sind fehlerhafte Stellen im Band, sogenannte DropOuts. Diese DropOuts sind ein tödliches Gift für den MPEG-Kompressionsalgorythmus. Die Beseitigung dieser DropOuts mit einem UnDot-Filter verbessert das Bild nicht nur, weil diese störenden Blitze halt verschwinden, sondern vom allem auch, weil dadurch erheblich mehr Bitrate für andere Bildteile übrig bleibt.

Naja, und so weiter halt.
Da kann man sich Wochen und Monate mit beschäftigen - und sollte man, wenn einem die Qualität seiner Videos am Herzen liegt.

lg, mabuse

Hi mabuse,

vielen Dank für deine ausführliche Darstellung. Hui, das klingt ja wie eine Wissenschaft für sich. Ich werde mal ein wenig rumprobieren und mal schaun was der Rechenknecht dazu zu sagen hat.

Viele Grüße
djhooker