Auflagenbezeichnung C oder L bei Kunstdrucken?

Guten Tag,

von dem Künstler James Rizzi gibt es Kunstdrucke in den üblich nummerierten Auflagen sowie A/P-Auflagen, die er an Freunde verschenkt.

Eine Galerie bietet nun Kunstdrucke von ihm mit der Auflage C oder L an.

Können Sie mir sagen, was ich mir unter diesen Auflagen vorstellen soll? Im www habe ich hierzu nichts gefunden.

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Hallo,

das sind wahrscheinlich römische Zahlen.
L - 50
C - 100

Pit

Hallo Maria2009,

vorweg: ich bin kein Drucker, aber es ließen sich folgende Hinweise finden:
international: L=limited
http://209.85.129.132/search?q=cache:9qtUkzqRoc4J:ww…

„Typ C ist der Gattungsname für die gebräuchlichsten modernen Farbdruckverfahren.“
Aus (unten): http://www.artnet.de/magazine/features/foto/gloss_de…
Beispiel http://artnews.org/gallery.php?i=2466&edi=117&a=edit…
Das C könnte dann Hinweis auf eine Reproduktion nach dem Abfotografieren des Werks sein.

Freundliche Grüße
rotmarder

Hallo rotmarder,

Deine Formulierungen

es ließen sich folgende Hinweise finden

(…)

Das C könnte dann Hinweis auf eine Reproduktion nach dem
Abfotografieren des Werks sein.

verstehe ich so, dass Du dies vermutest, aber es nicht genau weißt.

Nun hätte ich schon gerne gewusst, ob ich mit meiner Deutung (römische Zahlen; L - 50, C - 100) auf jeden Fall totalen Mist erzählt habe, oder ob dies auch eine Möglichkeit wäre.
Du bist der Experte; mein Kommentar ist lediglich eine laienhafte Vermutung.

Grüße
Pit

Hallo gargas,

mit „ließen“ hatte ich die Vergangenheitsform bezüglich meiner Recherchen, nicht die Möglichkeitsform von „lassen“ gemeint.
Meine Vorbemerkung, dass ich kein Drucker bin, sollte -wie du richtig vermutest- zeigen, dass ich auf dem Drucksektor nicht so bewandert bin wie in der Malerei und mir die letzte Sicherheit für die Aussagen fehlt.
Deine Interpretation, dass es römische Ziffern seien, ist mir aus meinen bisherigen Kontakten mit der Kunstszene nicht bekannt. Die Nummerierung bei Originalabzügen erfolgt üblicherweise nach dem Schema
12/150 (Abzug Nr. 12 von insgesamt 150) in Bleistift.

Ich meine, dass wir, so lange sich kein Druckereiprofi hier mit einer verifizierbaren Antwort meldet, der Fragestellerin auch unsere -als solche hervorgehobenen- Vermutungen mitteilen dürfen, damit sie sich genügend respektiert fühlt. Vielleicht hat sie damit in einem weiteren Schritt die Möglichkeit, selbst den Wahrheitsgehalt der angebotenen Antworten zu überprüfen oder andere können die begonnenen Recherchen weiterentwickeln.

Freundliche Grüße
rotmarder

Guten Tag,

Hallo Pit,

mit römischen Ziffern hat es anscheinend wenig zu tun, denn die Auflagen C und L werden ebenfalls mit römischen Ziffern durchnummeriert, z.B. C/III oder C/XIX

Viele Grüße
Maria

Servus,

Bingo! Dann sinds natürlich römische Ziffern: Wie Du bereits erfahren hast, bezeichnet die Nummerierung bei Druckgrafik immer die laufende Nummer, bezogen auf die Auflage. Auch dieses ist hier umgestellt, d.h. die Bezeichnungen sind so zu lesen:

C/III

3/100

C/XIX

19/100

Leichter wäre das gewesen, wenn wir von vornherein die ganze Fragestellung gekannt hätten…

Schöne Grüße

MM

Guten Morgen,

die ganze Fragestellung steht am Anfang des Threads. Hier nochmal:

Es werden Kunstdrucke von James Rizzi mit der Auflage C oder L verkauft. Ich selbst habe so einen Kunstdruck mit der Nummerierung C/XIX und C/XI gesehen.
Ich kenne aber von James Rizzi nur die normalen nummerierten Auflagen (z.B. 135/359) oder die A/P-Auflagen (A/P / XI). Nur bei seinen A/P-Auflagen werden römische Ziffern zur Nummerierung verwendet.
Und nun sind C und L-Auflagen von James Rizzi zum Verkauf angeboten worden und ich weiß nicht, was sie bedeuten sollen.

Sie meinen also, dieses Bild könnte dann die 10-te Auflage sein? Und L die 50-ste?

Viele Grüße
Maria

Servus,

Sie meinen also, dieses Bild könnte dann die 10-te Auflage
sein? Und L die 50-ste?

Nein, so wie jetzt geschildert, steht bei den Bezeichnungen mit den römischen Ziffern die Größe der Auflage offenbar links vom Schrägen: C/VIII ist dann soviel wie 8/100, L/IX soviel wie 9/50.

Auffällig sind die mit 50 und 100 relativ niedrigen Auflagen. Um welche Drucktechnik geht es dabei? Weil die Bezeichnung nicht gängig ist, also mehr oder weniger individuell definiert werden kann, könnte das ein Trick sein, um die tatsächlichen Auflagenhöhen zu kaschieren, z.B. „Römisch Hundert sei definiert als Arabisch Tausend, Römisch Fünfzig als Arabisch Fünfhundert…“. Ob da in diesem Sinn gemogelt wird, ließe sich anhand der Drucktechnik etwas einschränken, weil z.B. Tausender Auflagen sich nur mit wenigen Techniken herstellen lassen, ohne dass die Qualität der Wiedergabe arg leidet.

Schöne Grüße

MM

römisch
Hallo Maria2009,

jetzt habe ich durch Telefonate mit einem Museum und zwei Galerien mit Schwerpunkt Grafik Näheres erfahren.

  1. gargas und M. May waren auf der richtigen Spur. Es sind römische Zahlen und zwar für zusätzliche, nachträgliche (!) Abzüge.
  2. Ich erfuhr zusammengefasst sinngemäß Folgendes:
    Wird eine Druckauflage erfolgreich (aus-)verkauft, bringen Galerien zusätzliche Abzüge auf den Markt. Zur Unterscheidung von der ursprünglichen Auflage werden römische Ziffern verwendet. Man findet XX, L, C.
    (Zitat: „Ja besonders Rizzi ist da sehr großzügig. Er möchte viele Menschen erreichen. … Mal steht die Gesamtauflagenzahl vorne, mal hinten. Da gibt es international keine Norm, das macht jeder nach seinem Willen.“)

Hier findest du weitere Beispiele:

L –Exemplare: Auflage: 75 + L Exemplare; (bei Hüppi)
http://209.85.129.132/search?q=cache:eZADKVOti_sJ:ww…

XX-Exemplare
http://209.85.135.132/search?q=cache:z8eaG33FHa0J:ww…

unten http://209.85.129.132/search?q=cache:smiley:WWT2mXw6E8J:ww…

unten http://209.85.129.132/search?q=cache:errmfXylra4J:ww…

alle Bezeichnungen
http://209.85.135.132/search?q=cache:eFTjM4o4TVoJ:ww…

Freundliche Grüße
rotmarder

Ergänzung: Plakate
Hallo Maria2009,

noch eine Ergänzung: In den Telefonaten kam außerdem zur Sprache, dass das Signieren auch auf Ausstellungsplakate ausgedehnt wird. Ein Künstler signiert die Plakate zu seiner Ausstellung und diese werden dann ab 20,- Euro aufwärts für Kunstfreunde mit schmaler Geldbörse angeboten.
Das Thema „Vervielfältigung“ hat Walter Benjamin schon 1935 angesprochen:
„Bedeutend ist vor allem seine Beschäftigung mit dem „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Der Titel dieser Arbeit von 1935 ist zu einer Art geflügeltem Wort geworden. Die unbegrenzte Vervielfältigung von Musik, Malerei, ja aller bildenden Künste führt nach Benjamin zum Verlust ihrer Aura. Damit ist auch der veränderte Rezeptionszusammenhang gemeint: Mussten sich die Kunstliebhaber früher in ein Konzert oder in eine Galerie begeben, um ihrer Leidenschaft nachzugehen, so kam es durch die technischen Reproduktionen, seien es Schallplatten-, Radioaufnahmen oder Kunstdrucke, zu einer „Entwertung des Originals“. Wertet Benjamin diese Entwicklung vor allem positiv, …“ — aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Benjamin

Freundliche Grüße
rotmarder

1 Like

Hallo rotmader,

herzlichen Dank für Ihre Mühe! Sie haben mir wirklich sehr geholfen!

Schöne Grüße
Maria

Ich hatte das Vergnügen, Rizzi bei seinen Verkaufsauftritten zu erleben. Er tingelt durch ganz Deutschland. Die Galerien machen da ganz gerne mit. Denn mit ihm wird die Bude voll.
C/III heißt soviel wie: eine Auflage von hundert hat er dreimal durch den Plotter gejagt. Macht 300.
Ist nichts Ungewöhnliches: Dürer hat von seinen Kupferstichen soviel gedruckt, wie die Platte hergegeben hat ohne zu nummerieren.