aufständische Rebellen

Hallo!

Ein Professor hat letztens gesagt, dass es „mittelständische Unternehmen“ heißt, weil „mittelständige Unternehmen“ bedeuten würde, dass die Unternehmen (räumlich bzw, geografisch) in der Mitte stehen.

In den Nachrichten heißt es immer: Aufständische Rebellen

Wäre nicht „aufständige Rebellen“ richtig? Die Rebellen sind ja „aufstehend“ bzw. „auflehnend“ gegenüber dem Staat (in Analogie: mittelstehend für mittelständig).
Ich meine auch, dass man früher von „Aufständigen“ geredet hat, nicht von „Aufständischen“.

Wenn man die Analogie weiter denkt:
mittelständig: in der Mitte stehend
mittelständisch: zum Mittelstand gehörend

aufständig: aufstehend (?) -sich erhebend, sich widersetzend-
aufständisch: zum Aufstand gehörend

Gibt es dann auch aufständische Waffen? Aufständische Waffenlieferungen? Aufständische Exekutionen?
(aufständige Exekutionen gibt es nicht, weil die ja nicht aufstehend können…)
Es gibt ja die Kombinationen „mittelständisches Geschäftsklima“, „mittelständisches Messeprogramm“…

Ich freue mich über eure Interpretationen. Ich werde wohl mit meiner These total falsch liegen, weil ich dieses „aufständische Rebellen“ wirklich jeden Tag in den Nachrichten höre.

Und letztens hat Maybrit Illner (mehrmals) gesagt:
„Das ist besser wie…“
Früher war ja noch als + Komparativ und wie + Vergleich Pflicht.
Inzwischen „kann“ man beides sagen/tauschen.
Ist aber nicht besserer Stil, wenn man noch die alte Regel berücksichtigt? Für eine prominente Nachrichtensprecherin doch eigentlich ein stilistisches Armutszeugnis, oder?

Hallo,

Wäre nicht „aufständige Rebellen“ richtig? Die Rebellen sind ja „aufstehend“ bzw.
„auflehnend“ gegenüber dem Staat (in Analogie: mittelstehend für mittelständig).

ich mahne zur Vorsicht bei dem Versuch, mit Prinzipien der Stringenz und Logik an etwas Organisches wie Sprache heranzugehen.

Es gibt in jeder Sprache zahlreiche Fälle, in denen konsequenterweise eine bestimmte Form stehen müsste – aber eben nicht steht, weil die Sprachgeschichte aus oft unklaren Gründen anders verlaufen ist. Nur weil sich bei dem Wortpaar ›mittelständig/mittelständisch‹ eine bestimmte inhaltliche Differenzierung herausgebildet hat, bedeutet das nicht, dass diese auf jedes vergleichbare Wortpaar auch angewendet werden kann. In dem konkret von dir angesprochenen Fall scheitern die Überlegungen einfach an dem Punkt, dass das Wort ›aufständig‹ im praktischen Gebrauch kaum vorkommt, jedenfalls seit dem 19. Jahrhundert. Selbst wenn es theoretisch ›aufständig‹ heißen müsste (und ich finde deine Argumentation hierbei nicht mal besonders überzeugend), verliert diese Logik durch die – wie man so sagt – normative Kraft des Faktischen ihre Gültigkeit. Das Wort ›aufständisch‹ bedeutet zudem in der allgemeinen Verwendung nicht ›zu einem Aufstand gehörend‹ (dann wäre schließlich auch das Wasser, das die Aufständischen trinken, aufständisches Wasser), sondern ›(in aufrührerischer Gesinnung) an einem Aufstand mitwirkend‹; es wird in dieser Bedeutung nur auf aktive Personen, nicht auf Material oder Ereignisse bezogen. Das Entscheidende an der Bezeichnung ist schließlich der Geist, in dem die Handlung stattfindet bzw. den wir in der Handlung sehen wollen: Dieselben Personen werden von anderer Seite womöglich als Terroristen bezeichnet. Die Waffen dagegen fragt keiner, auf wen sie abgefeuert werden.

Und noch kurz dazu:

Und letztens hat Maybrit Illner (mehrmals) gesagt: „Das ist besser wie…“
Früher war ja noch als + Komparativ und wie + Vergleich Pflicht. Inzwischen „kann“ man beides sagen/tauschen.
Ist aber nicht besserer Stil, wenn man noch die alte Regel berücksichtigt? Für eine prominente
Nachrichtensprecherin doch eigentlich ein stilistisches Armutszeugnis, oder?

Standardsprachlich und vor allem im Geschriebenen würde ich der von dir genannten Regel folgen – aber: Es ist nicht erst seit Jüngstem so, dass, gerade in der freien Rede, Formen anzutreffen sind, die selbst diejenigen, die diese Formen äußern, so nicht zu Papier bringen (und/oder wiederholen) würden. Was in jenem Fall die Motivation war, kann ich nicht erraten: vielleicht Unwissen (eher unwahrscheinlich), vielleicht ein Versprecher, vielleicht eine generelle Vorliebe für diese Form, vielleicht der bewusste Versuch, umgangssprachlich oder volkstümlich zu klingen. Man müsste den Zusammenhang kennen. Auch bedenkenswert ist die Frage, inwieweit es hinnehmbar oder sogar erfreulich ist, wenn regionale Varietäten – und diese Ersetzung von ›als‹ durch ›wie‹ ist bekanntermaßen vielerorts gängig – den Weg in überregionale Medien finden. Zu Verständnisschwierigkeiten führen derartige Einsprengel meist nicht. Vielmehr kann es sogar charmant wirken, wenn jemand seine Herkunft nicht verleugnet und sich kleine Freiheiten, wie diese, erlaubt.

Gruß
Christopher

Hallo,

Vielmehr kann es sogar charmant wirken, wenn jemand
seine Herkunft nicht verleugnet

Charmant. Maybrit Illner.

LG

Jo

Vielmehr kann es sogar charmant wirken, wenn jemand
seine Herkunft nicht verleugnet

Charmant. Maybrit Illner.

Er hat halt nebenbei noch erklären wollen, was Antonyme sind.

Gruß

Anwar

Hallo,

nur am Rande:

Da Rebellion ein anderes Wort für Aufstand ist, scheint mir „aufständische Rebellen“ eine Tautologie zu sein.

Grüße

godam