hätte der gute alte duden mal lieber gleich nägel mit köpfen
gemacht! 
Duden hat sich bei der 1. Orthographischen Konferenz 1876 tatsächlich stark für die Ergebnisse eingesetzt, die vor allem dem phonetischen Prinzip folgten (schreibe, wie du hörst). Die Konferenzbeschlüsse wurden aber nicht umgesetzt - zu sehr tobte der Widerstand in der öffentlichen Debatte. Kultusminister und Schulbehörden lehnen das Konferenzergebnis (u.a.: heutige ss-ß-Schreibung, Ersetzung des „th“ durch „t“) ab.
Interessanterweise finden Teile des Beschlusses klammheimlich Eingang in die Schulbücher von Preußen und Bayern - Reichskanzler Bismarck verordnet unterdessen die Rückkehr zur alten Schreibung (die aber nirgendwo festgeschrieben ist!) und verbietet seinen Beamten bei „gesteigerter Ordnungsstrafe“ (Scheuringer 1996, S. 75), die neuen Regeln zu befolgen.
So existieren bis 1901 (2. Orth. Konf.) zwei Rechtschreibungen nebeneinaander: die preußische Schulorthographie und die von Bismarck geforderte alte Schreibung, zu sehen bspw. im BGB.
Aufgrund dieses Dilemmas fand dann 1901 die 2. Orth. Konferenz statt, wo die allseits bekannte deutsche Rechtschreibung festgelegt wurde. Viele heutige Reformgegner wissen nicht, dass also auch die bisherige Rechtschreibung Ergebnis einer staatlichen Verordnung war.
Den Konferenzteilnehmern war damals übrigens klar, dass die Festlegung der RS auch zahlreiche Ungereimtheiten einschließt (welche von Reformgegnern oft ausgeblendet werden). Die komplizierte Großschreibung wurde als unbefriedigend angesehen, die Kleinschreibung war aber gesellschaftlich nicht durchsetzbar; die Getrennt- und Zusammenschreibung wurde überhaupt nicht geregelt.
Etliche Vereinfachungen von 1876 und von Dudens erstem Wörterbuch 1880 wurden gesellschaftlich-politischen Gründen wieder zurückgenommen.
Die alte RS erlaubte eine Vielzahl von Alternativschreibungen. Im Auftrag des grafischen Gewerbes konzipierte Duden dann 1903 den Buchdruckerduden, in dem er eine Variante favorisiert - die Alternativen verschwinden so aus dem Schreibgebrauch. Duden nimmt sich auch der Interpunktion und der Getrennt-Zusammenschreibung an und wirkt so normativ auf die öffentliche Schreibe ein.
Natürlich gibt es auch Wörterbücher anderer Autoren - und auch damals stürzte sich die Presse auf Unterschiede in den WB und malte „Sprachverwilderung“ an die Wand. Auf Anfrage der Dudenredaktion legte 1955 die KMK im sog. „Stillhaltebeschluss“ fest, dass im Zweifel die Schreibung des Dudens gelte.
Seitdem gab es in Ost und West etliche Gruppierungen, die mehr oder weniger radikale Reformen forderten. Stets prallen die (in sich überaus stimmigen!) grundsätzlichen Ansichten und Prinzipien aufeinander, von der Frage der gesellschaftlichen Durchsetzbarkeit gar nicht zu reden.
Denn am „einfachsten“ wäre ja:
- gemäßigte (oder gar komplette) Kleinschreibung
- eine Laut-Buchstabenreform (x=ks, v=f, ck=k, q=kw, ä=e etc.), so dass ein Laut nur durch einen Buchstaben dargestellt wird, was auch ein paar neue Buchstaben bedeuten würde (für sch oder ng)
- Systematisierung der Längenkennzeichnung
Aber wie gesagt: Die Natur kennt keine rechten Winkel. Und dem lebendigen Sprachkörper im laufenden Betrieb so radikal zu begradigen, ist schwer vorstellbar.
Andererseits: Kemal Atatürk hat dem Türkischen ein lateinisches Alphabet verordnet, das eigens den Eigenarten dieser Sprache angepasst wurde.