Hallo,
gibt es im Netz Bilder von Wolkenarten die auf ein evtl.
entstehendes Gewitter deuten würden? Das ganze würde mich im
Zusammenhang mit im Gebirge entstehenden Gewittern
interessieren, also als Einschätzung des Wetters bei Alpinen
Touren.
Die Einschätzung des Wetters bei Alpinen Touren ist nicht so einfach. Oft fehlt dir schon eine freie Rundumsicht auf den Horizont, um die Wolken zu beobachten. Wenn du z.B. die Zugspitze übers Höllental machen willst, dann siehst du die Wolken erst, wenn sie direkt über dir ist, weil du dich in einem starken Talkessel befindest.
Auch können sich im Gebirge selbst bei stabiler Großwetterlage lokale Wärmegewitter bilden, in dem von der Sonne im Laufe des Tages feuchte Luft im Tal erwärmt, die dann durch Aufwind an den Bergflanken hochsteigt, sich dort abkühlt und so zum Gewitter führen kann. Diese Gewitter sind aber erst gegen abend zu erwarten und i.d.R. mit Quellwolkenbildung verbunden.
Generell kann man etwa folgendes sagen:
1)
Quellwolkenbildung (Cumuluswolken) kann ein Anzeichen für Gewittergefahr sein, diese Wolken sollte man daher genau beobachten. Sie bilden sich meist im Laufe des (Nachmitt)Tages. Sind Quellwolken schon in der Früh zu sehen, dann ist dies meist ein Anzeichen für das herannahen einer Kaltfront. Hier also besondere Vorsicht. Bei Quellwolkenbildung im Laufe des Tages beginnt dies meist erst harmlos, also etwa so:
http://www.darwin2k.com/chris/climbing/24aug2003_nee…
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Oft kann man beobachten, dass die Quellwolken mehr werden und bald größe Teile des Himmels bedecken:
http://www.darwin2k.com/chris/climbing/24aug2003_nee…
Hier ist dann eine erhöhte Vorsicht geboten, und eine Verschlechterung wäre ein Alarmzeichen.
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Beginnen die Quellwolken dann auch noch vertikal zu wachsen, also kleine Türmchen zu bilden, dann ist dies ein sehr eindeutiges Alarmzeichen.
http://www.leschoucas.com/technique/Nuages/Castel.jpg
Bei solchen Cumlus castellanus Wolken bilden sich sehr häufig dann die berüchtigten Gewitterwolken (Cumulunimbus) heraus. Solche auftürmenden Wolken am Horizont sind i.d.R. eine heranziehende Kaltfront, und man sollte bei sowas schauen, dass man Land gewinnt.
Bei Kaltfronten kann der gesamte Vorgang sehr schnell gehen. Man sollte das gerade im Gebirge nicht unterschätzen. Das Aufziehen einer Warmfront äußert sich dagegen erst durch langsam entstehende Aufgleitbewölkung (Stratuswolken aller Art) und wird meist von den Wetterberichten sehr gut vorhergesagt.
Bildabfolgen zur Gewitterbildung findest du z.B. hier:
http://wetter-arosa.ch/wetterberichte/gewitter14.6.03/
http://www.top-wetter.de/gewitter/gewitter.htm
Allerdings ist die Beobachtung des entsprechenden Horizonts im Gebirge oft nicht möglich. Zu einer guten Ausrüstung gehört daher auch immer ein Höhenmesser oder Barometer. Denn der Luftdruck ist ein weiteres Zeichen, welche vor einer Gewitterfront warnen kann.
Wichtig ist dabei, den Höhenmesser an bekannten Punkten immer wieder auf die richtige Höhe zu überprüfen. Zeigt er eine höhere Höhe als erwartet an, dann ist der Luftdruck gefallen und dies ist ein Indiz auf das Heranziehen einer Kaltfront. Ein steigender Luftdruck ist dagegen ein gutes Zeichen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit (schwüle Luft) ist auch eher schlecht.
Da aber im Gebirge immer mit Gewittern und Schlechtwettereinbrüchen zu rechnen ist, gehört dementsprechende Schlechtwetterausrüstung immer ins Gepäck. Ganz wichtig ist deshalb eine entsprechende Tourenplanung:
1)
Einholen des Wetterberichts auch immer am Tag der Tour. Bei Mehrtagestouren hängt der Wetterbericht in AV-Hütten i.d.R. irgendwo aus, ansonsten den Hüttenwirt fragen.
2) Die Tour entsprechend den Witterungsverhältnissen auswählen.
Die Watzmann-Ostwand macht man nicht bei unsicheren Verhältnissen, da kaum Fluchtmöglichkeiten bestehen und der Blick nach Westen komplett verwehrt ist. Hier sucht man sich was anderes aus.
3) Alternativ-Touren oder Alternativ-Aktivitäten für Schlechtwetter schon vorher festlegen. Dann fällt der Verzicht auf die eigentliche Tour leichter und man begibt sich nicht in großes Risiko.
4)
Bei Aufziehen von o.g. Gewitteranzeichen im Zweifelsfall per Handy versuchen, den aktuellen Wetterbericht einzuholen. Z.B. über Tonbandabfrage (DAV 0190/116011, OeAV 0900/91156681). Die Alpenvereine bieten auch persönliche Beratung durch Metereologen (OeAV 0043512/291600, DAV 089/294940) an, die über Bergführer-Ausbildung verfügen und dich beraten können (Abbruch der Tour oder nicht?). Die Nummern stehen z.b. auch auf dem AV-Ausweis drauf.
5)
Rückzugmöglichkeiten schon in der Tourenplanung festlegen (Notabstiege, Biwakhütten etc). Biwaksack mitnehmen.
Das ganze ist auf jeden Fall ein kompexes Thema, und ich empfehle dir, entsprechende Literatur zuzulegen. Die Bücher sind ziemlich günstig, ab 5-10 EUR ist man dabei.
ISBN: 3763360549 Buch anschauen - Wetter und Bergsteigen, Rother Bergverlag
ISBN: 340515829X Buch anschauen - Bergwetter für Sport und Freizeit, BLV
ISBN: 3765440450 Buch anschauen - Bergwetter, Bruckmann Verlag
ISBN: 376543812X Buch anschauen - Bergwetter basic, Bruckmann Verlag
mfg
deconstruct