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Was versteht man unter Tinnitus?
Leidet ein Patient unter Tinnitus, nimmt er einen Ton oder ein Geräusch wahr, das objektiv nicht existiert. Diese Töne oder Geräusche sind von anderen Personen also nicht zu hören.
Tinnitus kann in jedem Lebensalter vorkommen. Nach Angaben der Deutschen Tinnitus-Liga sind in Deutschland etwa acht Prozent aller Erwachsenen betroffen. Durch die stetig zunehmende Lärmbelastung (z.B. in Diskotheken) nimmt aber die Häufigkeit bereits im jugendlichen Alter zu. So sind über fünf Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum 29. Lebensjahr von Tinnitus betroffen.
Was ist die Ursache für das Entstehen von Tinnitus?
Tinnitus wird vermutlich, ähnlich wie der Hörsturz, auf Grund von Durchblutungsstörungen der kleinsten Innenohrgefäße ausgelöst (Mikrozirkulationsstörung). Begünstigende Faktoren sind beispielsweise:
Lärmbelastung und Stress-Situationen: Sie werden als Auslöser bei ungefähr der Hälfte der Tinnitus-Patienten vermutet.
Erkrankungen des Ohres, wie z.B. Entzündungen (beispielsweise Mittelohrentzündung), Ohrenschmalz, Verletzungen des Trommelfells (Trommelfellperforation) oder Tumore (Akustikusneurinom).
Andere Erkrankungen, beispielsweise Stoffwechselerkrankungen (z.B. hoher Cholesterinspiegel), Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen der Kopf- und Wirbelsäulengefäße (Arteriosklerose), Multiple Sklerose, Erkrankungen der Halswirbelsäule (z.B. Schleudertrauma nach Autounfall) oder Gebissfehlstellungen. Aber auch Vergiftungen und bestimmte Medikamente können unter Umständen Tinnitus auslösen.
Wie äußert sich Tinnitus?
Einseitige oder beidseitige Geräuschphänomene wie Sausen, Pfeifen, Brummen, Zischen, Rauschen, Knacken
Eventuell Hörminderung
Manchmal Schwindel
Je nach Schweregrad teilt man den Tinnitus folgendermaßen ein:
Kompensierter Tinnitus: Der Patient registriert zwar Geräusche, kann mit diesen aber umgehen, so dass kein oder nur ein geringer Leidensdruck entsteht.
Dekompensierter Tinnitus: Dieser führt zu massiven Auswirkungen auf sämtliche Lebensbereiche und verursacht einen großen Leidensdruck. Es kann zu Symptomen wie Angstzuständen, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen und Depressionen kommen.
Je nach Dauer des Tinnitus und der davon abhängigen Behandlung unterscheidet man folgende Arten:
Akuter Tinnitus (Dauer: bis zu drei Monaten)
Subakuter Tinnitus (Dauer: bis zu sechs Monaten)
Chronischer Tinnitus (Dauer: mehr als sechs Monate)
Wie wird Tinnitus diagnostiziert?
Bei Auftreten von Tinnitus sollten einige wichtige Untersuchungen durchgeführt werden, durch die eine akut behandlungsbedürftige Ursache gefunden werden kann. Dazu gehören neben der Befragung der Krankengeschichte (Anamnese) eine komplette Hals-, Nasen- und Ohrenuntersuchung, inklusive der Ohrenspiegelung, verschiedene Hörprüfungen und die Gleichgewichtsprüfung. Neben der Lautstärkenbestimmung des Tinnitus erfolgt auch die Bestimmung der so genannten Verdeckbarkeit des Tinnitus: Hierbei werden dem Patienten so lange verschiedene Töne angeboten, bis er den Tinnitus nicht mehr wahrnimmt.
Zudem werden unter Umständen Blutuntersuchungen durchgeführt, z.B. bei Verdacht auf einen erhöhten Cholesterinspiegel oder eine Entzündung, der Blutdruck gemessen sowie der Kau-Apparat untersucht. Im Einzelfall sind eventuell auch apparative Untersuchungsmethoden angebracht, beispielsweise eine Ultraschall-Untersuchung der Halsgefäße (Dopplersonographie), eine Röntgenuntersuchung oder Kernspin-Tomographie (z.B. bei Verdacht auf ein Akustikusneurinom).
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Tinnitus?
Die Therapie orientiert sich, neben der Behandlung der Ursache - falls eine gefunden werden kann - am Zeitverlauf und dem Schweregrad des Tinnitus:
So wird bei akutem Tinnitus versucht, die Ohrgeräusche vollständig zu beseitigen.
Bei chronischem Tinnitus wird dieses Ziel nur sehr selten erreicht.
Es gibt folgende Behandlungsmöglichkeiten:
Akuter Tinnitus:
Wichtig ist hier vor allem, dass die Behandlung frühzeitig begonnen wird, also innerhalb der ersten Tage nach Auftreten des Tinnitus:
Infusionstherapie mit durchblutungsfördernden Medikamenten. Dadurch soll das Innenohr besser mit Blut und Sauerstoff versorgt werden.
Kortisontherapie, auch in Form von Infusionen, unter anderem zur Behandlung eventuell vorhandener Entzündungen.
Hyperbare Sauerstofftherapie: Haben die oben erwähnten Behandlungen keine Besserung erbracht, so kann dieser Therapieansatz versucht werden. Allerdings ist die Wirkung bisher umstritten, da sich diese Therapie noch im Versuchsstadium befindet.
Subakuter und chronischer Tinnitus:
Hier ist vor allem eine intensive Betreuung des Patienten durch den Arzt wichtig. Der Patient muss lernen im Alltag mit seinem Ohrgeräusch umzugehen. Seine Lebensführung muss entsprechend verändert werden, beispielsweise:
Stressabbau : Ruhe fördert den Heilungsprozess.
Lärm sollte gemieden werden.
Entspannungsverfahren wie autogenes Training können hilfreich sein. Unter Umständen kann auch eine Psychotherapie weiterhelfen.
Spezielle Hörsysteme können den Tinnitus durch ein Rauschen überdecken. Eventuell werden diese im Zusammenhang mit einer Tinnitus-Retraining-Therapie verordnet. Diese besteht neben der Anpassung der Hörsysteme aus mehreren Beratungssitzungen, die sich über etwa 18 Monate erstrecken. Die Kombination dieser beiden Methoden scheint gute Erfolge zu erzielen.
Hörgeräte sind sinnvoll, falls ein zusätzlicher Hörverlust besteht.
Wenn notwendig kann eine physikalisch-medizinische Behandlung der Halswirbelsäule (z.B. Krankengymnastik) und/ oder eine kieferorthopädische Behandlung (z.B. bei Fehlbildung des Gebisses) erfolgen.
Welche Komplikationen können auftreten?
Etwa 2,4 Prozent der Patienten gelingt es überhaupt nicht, sich an das Ohrgeräusch zu gewöhnen. Sie leiden dann verstärkt an:
Schlafstörungen
Angstzustände
Kopf- und Magenschmerzen
Depressionen
In seltenen Fällen kann es bis zur Arbeitsunfähigkeit gehen. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) kann eine medizinisch-psychologische Kombinationstherapie die Tinnitusbelastung schon in der Frühphase deutlich senken und möglicherweise auch der Chronifizierung vorbeugen.
Wie ist die Prognose?
Allgemein gilt: Je früher der Behandlungsbeginn, desto besser die Prognose!
Während die Behandlungserfolge bei einem akuten Tinnitus mit einer Infusionstherapie am besten sind, wird die Heilungswahrscheinlichkeit immer geringer, je länger der Tinnitus besteht (subakutes und chronisches Stadium).
Dabei bedeutet Heilung die Auslöschung des Ohrgeräusches. Bei etwa 50 Prozent der Patienten entwickelt sich ein bleibender Tinnitus. Hier kann durch die obigen Therapieformen und entsprechende Strategien eine gute Wiederherstellung der Lebensqualität ermöglicht werden.