Meinen zwischenzeitlich 3 Monate alten Kater fand ich als er ca. 1 Woche war. 128 Gramm, noch blind, ein hilfloses Würmchen. Es folgte eine anstrengende Zeit der Handaufzucht, anfangs alle 2 Stunden, dann alle 3-4 Stunden ein Fläschchen und das dazu gehörende Prozedere zur Verdauungsförderung. Es war eine anstrengende aber auch sehr schöne Zeit, zu sehen wie er wächst und gedeiht, dass man alles richtig macht.
Ich habe mir Fachlektüre besorgt und viel im Internet recherchiert um bei der Erziehung und Beschäftigung möglichst alles richtig zu machen. Wenn Mutter und Geschwister fehlen ist das eine große Aufgabe bei der es viel zu beachten gibt.
Seit einiger Zeit ist dieser zarte Wonneproppen zu Satan himself mutiert.
Über verbissene und zerkratze Arme, Hände und Beine will ich gar nicht klagen. Er liebt Wasser, er rennt bei jeder Gelegenheit mit unter die Dusche und stellt sich mit dazu, gerade noch so weit um nicht klatschnass zu werden. Sobald wir fertig sind, bleibt er alleine drin und schaut wohin das Wasser abfließt, dabei sitzt oder liegt er auf dem nassen Boden vor dem Abfluss. Aufgrund seiner Beobachtungsgabe schaut er uns gerne bei den Sitzungen auf dem WC zu. Kann 1 und 1 zusammen zählen, d.h. er pinkelt mit Leidenschaft in die noch nasse Dusche, läuft ja mit dem Wasser ab bzw. Frauchen spült es dann noch weg. Warum sie dabei tobt interessiert ihn nicht die Bohne.
Auch die Spüle in der Küche ist ein schöner Ort. Obwohl immer der Wasserhahn los geht wenn er rein sitzt, stört ihn das gar nicht bzw. reizt ihn das noch mehr an diesem schönen, nassen Ort zu bleiben.
Das er sich (bildlich gesprochen) wonnig kugelt wenn ich mit der Wasserspritze versuche „Geht-gar-nicht“ Verhalten zu unterbinden dürfte klar sein.
Kleine Stupser auf die Stirn, zwischen die Augen machen ihn nur noch wilder, ebenso das anpusten.
Er scheint taub zu sein, 500 mal am Tag „Nein“ geht irgendwo zwischen Öhrchen und Spatzenhirn verloren.
Knurren und fauchen beeindruckt ihn ca. 5 Sekunden.
Über die bereits entstandenen Schäden erzähle ich jetzt hier nichts weiter, diverse Renovierungen sind aber nicht ausgeschlossen.
Ich bin keine Anfängerin in Sachen Katzen. Auch muss unser Schätzchen nicht ganz alleine aufwachsen. Wir haben 2 ältere Katzendamen die sich durchaus mit ihm abgeben und auch mal zurechtweisen wenn er es übertreibt. Aber wenns denen definitiv zu blöd wird verziehen sie sich bzw. laufen nur noch übellaunig durch die Wohnung. Abgesehen davon, dass sie durch nachmachen des einen oder anderen „Geht-gar-nicht“ Verhaltens jetzt auch noch den Aufstand proben.
Es gibt Momente, in denen ich kurz davor bin mein Herzelein an die Garderobe zu hängen um mal 2 Stunden meine Ruhe zu haben. Auch hatte ich schon den Gedanken ein Erziehungshalsband für Hunde zu holen, welches per Knopfdruck Stromschläge raus haut, Wasser hilft ja nicht. AN ALLE TIERSCHÜTZER, DAS WAR EIN WITZ.
Ich habe die große Hoffnung, dass mein Schätzchen in wenigen Monaten und nach Kastration sein Temperament doch etwas runterfährt. Bis dahin heißt es, durchhalten und niemals aufgeben, und manchmal muss man halt auch Dinge akzeptieren. So wie genau jetzt, er schläft im noch feuchten Spülbecken und lässt sich genüsslich die letzten Tropfen über die Pfoten laufen.
Ich gehe mal davon aus, dass es hier niemanden gibt, der mir den ultimativen Rat geben kann um diesen Wahnsinnigen mal etwas, nur ein kleines bisschen, ruhiger zu bekommen.
Wenn er schläft, ist er ein Engel. Und wenn er schmusen will gibt es nichts goldigeres. Hunger hat er für 3. Ach ja, ich hatte ihn sehr schnell stubenrein. Ein großer Erfolg, auch wenn er zur Zeit immer mal wieder einen Abstecher in die Dusche macht benutzt er eifrig die diversen Kistchen, die täglich 1-2 mal gereinigt werden.
Tja, ich bin kein Katzenexperte, aber es klingt irgendwie nach verfrühter Pubertät. Irgendwie hat er ja einerseits nicht den besten Start gehabt und andererseits mit zwei älteren Katzen und einer erfahrenen und engagierten Besitzerin einen vergleichsweise sehr guten Ersatz gekommen. Dass er aber beispielsweise stubenrein ist und doch in die Dusche pieselt, klingt einfach nur widersprüchlich. Vieles andere, was Du schreibst auch. Irgendwie scheint ihm Ruhe zu fehlen ??? Ich glaube, ich würde ihm (zumindest eine Zeit lang) bestimmte Räume verbieten (Küche und Bad, oder erstmal nur einen). Damit er (hoffentlich) lernt, dass er sich nicht unentwegt als Macho aufführen soll: Er pieselt in die Dusche, wenn Du auf dem Klo warst; das klingt wie Markieren bei Hunden; er scheint ohnehin oft „dreist“ zu handeln, aber vielleicht ist es so’n Revierverhalten/Machtkampf/Rangfolgekampf, falls es sowas bei Katzen gibt. Ich würde mal testen, ob Raumverbot irgendwas bringt. Wir machen das zumindest immer, wenn der Hund mal wieder tagelang zu viel fordert und uns anfiept, weil er dieses oder jenes gern jetzt und sofort hätte. Raumverweis und Ignorieren hilft dann. WIR entscheiden, wann wir mit ihm kuscheln wollen etc. und nicht er. Bin auch gespannt auf die Antworten der anderen.
Viel Glück und Durchhaltevermögen!
Gea
Vielen Dank für die durchaus interessante Sichtweise, da ist was dran. Raumverbot gilt jetzt für das Bad, leider muss da eine der alten Damen mitleiden weil der warme Badboden ihr bevorzugter Schlafplatz ist. Küche werden wir anders lösen müssen weil dort der Futterplatz ist.
Er probt sicher den Aufstand gegen mich, die Chefin bzw. Mutter, und terrorisiert die anderen(Tiere wie Menschen) Geschwisterersatz und versucht sich seinen Rang hier zu erkämpfen.
Mir war gleich klar, dass ich ihn früher als normal kastrieren lassen muss, mit 5-6 Monaten um pubertäres Gehabe zu unterbinden. Meine alten Katzen muss ich davor schützen sonst gibt es Mord und Todschlag.
Es gibt auch die Frühkastration, gegen die grundsätzlich nichts einzuwenden ist außer das Narkoserisiko. Ein erfahrener Tierarzt macht die bei Tieren unter 2 kg mit Narkosegas.
Ich muss mal mit dem Tierarzt sprechen.
Andererseits hat mir ein wirklich erfahrener Mensch in Sachen Handaufzucht auch gesagt eine frühere Kastration würde nichts bringen, das ist jetzt ein Halbstarker. Entweder besorge ich einen gleichaltrigen Kater mit dem er sich austoben kann ( sicher nicht, 3 Katzen sind genug), oder ich halte durch und vor allem setze mich durch, oder ich gebe ihn jetzt mit 3 Monaten weg und gut ist.
Das letztere ist eine emotionale Sache.
Leute von der Katzenhilfe sagten mir, eine Handaufzucht wird ein besonders liebes und anhängliches Tier geben.
Davon sind wir weit entfernt, aber bei einer Lebenserwartung von 16-18 Jahren könnte das noch was werden.
Ach ja, das Umfeld würde in Sachen Ruhe schon passen, der einzige Unruheherd ist der kleine Kater. In der Vollgasphase ist er nicht zu bändigen, außer man verlässt den Raum (hofft das er diesen nicht völlig verwüstet) und nach 15-20 Minuten wieder rein kommt. Dann hat er sich wieder beruhigt und hört auch mal wieder.
Wir werden sehen wie es weiter geht. Das es nicht leicht wird war klar.