Aus und vorbei - wie sagt man´s dem Kind?

Moin,

wie sagt man einem fünfjährigen Tochter, dass Mama und ihr Mann (ihr "Stief"papa) sich getrennt haben?
Wann sagt man es dem Kind?
Was vermeidet man auf alle Fälle? Was geht gar nicht? Was MUSS?

Vielen Dank schonmal
A.

Hallo !

Man sagt es dem Kind auf alle Fälle, und zwar so bald wie möglich.
Das Kind spürt, dass sich was verändert hat und wird sich (so sind Kinder) zuständig, vielleicht sogar schuldig fühlen, deshalb muss es liebevoll aufgeklärt werden.
Ihr habt den Trennungsprozess und die damit verbundenen Gefühle hinter euch, das Kind hängt noch in der Schwebe und ist eurer Entscheidung ausgeliefert. Es muss Anteil haben dürfen.

Ich würde es so angehen:

  • Mama und Papa müssen vorher ihre Aussagen abstimmen, einen abgesprochenen Plan haben wie es für das Kind weiter geht, z.B. mit den Kontakten und dann darüber gemeinsam mit dem Kind reden
  • einen ruhigen und passenden Rahmen dafür schaffen
  • positive Perpespektiven deutlich machen (Wir sehen uns weiter, das berührt nicht wie sehr wir DICH lieb haben)
  • kindgerechten Klartext reden : WIR haben uns nicht mehr so lieb wie Mann und Frau das tun wenn sie zusammen leben, aber : wir trennen uns weil wir nicht mehr streiten wollen und dann alles besser wird
  • In Sprache und Verhalten zugewandt und liebevoll,aber deutlich, sicher und ruhig sein, transportieren dass es eine gute, richtige Entscheidung der Erwachsenen ist die nicht zur Diskussion steht, aber auch keine Angst machen muss. Es gibt Veränderung, aber es gibt keine Katastrophe.
    Von Seiten der Erwachsenen keine Tränen, keine Wut, kein „es ist sooo schrecklich“
  • dem Kind die Möglichkeit zu Kommentaren und Fragen geben
  • seine Wut und Traurigkeit nicht verurteilen sondern zulasssen, es trösten, ihm Zeit geben mit der neuen Situation klar zu kommen (IHR hattet diese Zeit ja schon, für euch ist es abgeschlossen, für das Kind ganz neu)
  • Kontakt erhalten, das Kind in der kommenden Zeit deutlich spüren lassen, dass sich für es nicht alles viel ändert und es niemanden verlieren muss
  • In der Folge des Gesprächs so viel Normalität wie möglich, so wenig Unaufgeregtheit wie geht (Alltag)
  • dem Kind gegenüber in diesem Gespäch und auch sonst „den Ball flach halten“ : je undramatischer ihr ihm gegenüber seid, desto weniger Dramatik empfindet das Kind
  • In der nächsten Zeit nicht nur auf die eigenen Dramen achten (die ja bei einer Trennung nun mal da sind), sondern dem Kind Aufmerksamkeit widmen und schauen wie es ihm mit der neuen Situation geht. Auch mal fragen, es Anteil haben lassen aber nichts aufzwingen.
  • Die eigenen Gefühle nicht komplett unterdrücken, aber bitte auch nicht jede Wut oder Verzweiflung mit dem Kind teilen. Das Kind braucht Sicherheit, den „Fels in der Brandung“.

Was gar nicht geht :

  • gegenseitige Schuldzuweisungen
  • Streitereien und Auseinandersetzungen in seiner Gegenwart (macht sowas unter euch aus ohne das Kind wenn nötig)
  • Liebesentzüge und Kontaktabbrüche zu einem Beteiligten : Nur weil die Erwachsenen sich nicht mehr lieben hat das noch lange keinen Einfluss auf die Gefühle des Kindes, das hat damit nicht aufgehört, warum soll es auch
  • das das Kind sich zwischen euch entscheiden muss
  • das Kind ausnutzen um die eigenen Positionen zu stärken nach dem Motto : Du findest doch auch…
  • Unklarheit für das Kind und Unsicherheiten, mit wem es denn nun was und wie darf und soll
    Das und Ähnliches wird zwar vielleicht auch mal auftauchen, sollte aber soweit menschenmöglich tunlichst vermieden oder klein gehalten werden.

Soweit meine Gedanken. Ich hoffe, es ist hilfreich und ich wünsche euch viel Glück !

Hallo

  • kindgerechten Klartext reden : WIR haben uns nicht mehr so lieb wie Mann und Frau das tun wenn sie zusammen leben

Das würde ich in diesem Falle nicht sagen, da es anscheinend nicht zutrifft, sondern dass ihr nicht miteinander klarkommt (das merkt das Kind ja sowieso).

Viele Grüße

Moin,
danke erstmal.

Nun ist es leider so, dass ich mit der Situation überhaupt nicht klarkomme, weil es kein Prozess war der für mich mit dieser Trennung abgeschlossen ist, sondern weil ich nicht damit gerechnet hatte, verlassen zu werden. Ich bin selbst total überfordert mit der ganzen Trennungssituation, glaub das noch gar nicht, es ist noch nicht angekommen.
Die Kleine kommt morgen zurück nach Hause. Ich wusste, dass das ein „schwieriges“ Wochenende wird und wollte sie das auf keinen Fall miterleben lassen. Sie ist bei ihrem Vater.
Ich weiß nicht, ob es gut ist, das morgen zu besprechen. Oder erstmal sagen: „Der „Otto“ muss ein bisschen mehr arbeiten“ (Das wäre erstmal ne vertraute Antwort, weil „otto“ eben manchmal länger/öfter arbeiten muss)

Gruß

Huhu,

oh je, eine blöde Situation.

Was ich als Alleinerziehende häufig feststelle ist, dass das Kind leider viele Dinge schlicht ungefiltert erlebt. Das müssen gar nicht unbedingt solche Extrem-Situationen sein.
Häufig sind es auch kleinere Dinge aus dem Alltag. Ärger, Frust, Wut, Traurig sein, Niedergeschlagen sein… das ist ja für einen Erwachsenen ganz normal. Nur - im Regelfall gibt es noch einen Partner, der wie eine Barriere zwischen solchen Stimmungen und dem Kind steht.

Ich glaube, das kennt ja jeder, dass er heim kommt, und schon regelrecht nach dem Fussel sucht, an dem er sich dann aufhängen kann. :smile:
Ein Partner kann das auffangen, ggf. auch dazwischen treten, sollte man doch mal zu laut über „mal wieder völlig zugemüllte Kinderzimmer“ schimpfen.

Eine Alleinerziehende hat das nicht, und die Verführung ist groß, seine erwachsenen Gefühle und Launen irgendwie über das Kind zu verarbeiten. Das schleicht sich auch ein, da muss man wirklich immer wieder drauf achten, und sich sozusagen selbst eine Barriere sein.

Dass du traurig bist, und dass irgendetwas mit dir und dem Otto nicht stimmt, das wird deine Tochter auch selbst schnell merken. Und wie schon anderweitig gesagt, wird sie sich die Schuld dafür geben oder zumindest eine Verantwortung zuschieben. Dem solltest du entgegen wirken.

Schau also, dass du dich soweit im Griff hast, dass deine Tochter nicht noch den Seelentröster für dich spielen muss, wenn du ihr sagst, dass der Otto ausgezogen ist, weil ihr euch als Paar nicht mehr liebt. Wenn du weinen musst, dann musst du halt weinen. Dann sagst du halt, dass du traurig bist.
(Als ich mal schlimmen Liebeskummer hatte - allerdings kannte mein 4-jähriger Sohn den Mann nicht, und das betraf ihn auch nicht selbst! - habe ich erklärt, dass ich Schmerzen im Herzen hätte, die aber auch wieder heilen. Wie seine Schürfwunde am Arm.) :smile:

Ansonsten gilt leider: Reiß dich zusammen, versuche eine einigermaßen ruhige und positive Grundstimmung für euch alle zu verbreiten und mach’s deiner Tochter nicht schwerer als es ist. DU leidest. SIE kann euch beide noch sehen, ihr habt sie beide immer lieb und sie darf zwar traurig sein, muss es aber nicht.
Ich wollte damals aus meinem Sohn kein „Scheidungsopfer“ machen, der noch mit 30 ein Drama daraus macht und von seiner schweren Kindheit redet. Mein Sohn hat eine glückliche Kindheit, er wird geliebt von allen wichtigen Menschen seiner Umgebung. Und deshalb ist er auch stark genug, mit ein paar Widrigkeiten in seinem Leben fertig zu werden.
Und deine Tochter schafft das sicher ebenso, weil du sie liebst und weil der Papa und/oder der Stiefpapa sie liebt.

Viele Grüße, ganz viel Kraft und Stärke, und immer positiv bleiben!
Es wird sich schon alles irgendwie wieder einrenken.

Larymin

Alles zu frisch
Liebe A.,

Oder
erstmal sagen: „Der „Otto“ muss ein bisschen mehr arbeiten“
(Das wäre erstmal ne vertraute Antwort, weil „otto“ eben
manchmal länger/öfter arbeiten muss)

ich bin zwar keine Mutter, aber ich würde es an Deiner Stelle auch langsam angehen lassen.

Wie willst Du (emotionale) Klarheit vermitteln, wenn es (noch) keine (für Dich) gibt?

Ich kenne so eine Situation von meiner Freundin (drei Kinder - die Älteste nicht von dem Mann). Sie hat sich mehrfach getrennt, da sie von ihrem Partner nicht nur ein Mal betrogen wurde, hat ihren Mann aber immer wieder aufgenommen.

Dieses Hin und Her haben die Kids überhaupt nicht verstanden und haben dann auch Fronten aufgebaut, die ein eventuell wirklich neues Zusammenfinden unmöglich gemacht haben.

Hättest Du eventuell die Möglichkeit, dass Deine Tochter noch ein oder zwei Tage bei ihrem Vater bleibt?

Mein Rat wäre: Komm selbst erst einmal zur Ruhe!

Du bist so ein mitteilungsbedürftiger Mensch, der mit seiner Tochter alles ausdiskutieren möchte - aber damit tust Du ihr gerade jetzt keinen Gefallen!

Meine Meinung als Nicht-Mutter!

Viel Glück noch einmal!!!

Kathleen

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Hallo

Was ich als Alleinerziehende häufig feststelle ist, dass das Kind leider viele Dinge schlicht ungefiltert erlebt…
Nur - im Regelfall gibt es noch einen Partner, der wie eine Barriere zwischen solchen Stimmungen und dem Kind steht.

Genau. - Vielleicht könnte eine gute Freundin, zu der auch das Kind Vertrauen hat, dabei sein? Wäre das nicht einfacher für Mutter und Kind?

Das Kind fände bestimmt nichts dabei. Es sind die Erwachsenen, die feste Vorstellungen haben, bei welchen Ereignissen nur engere Familie sein darf und wo nicht.

Viele Grüße

euphemistische Fakten
Hallo,

ich glaube an das gesprochene Wort. Ultimative wie „endgültig“, „verlassen“, „nicht mehr lieb“, „immer“, „weg“, „will nicht mehr“ sind m.E. zu vermeiden, da sie die Gedanken der Tochter wild umherspringen lassen.

Die Fakten können, ggf. euphemistisch gekleidet, auf den Tisch. Du hast schon „ist arbeiten“ genannt, auch „ist zu xy gezogen“, „hat wenig Zeit“ sind ok. Und antworte auf alle Fragen. Stricke nur kein Lügengebäude oder ungefragt Begründungen. So kann beispielsweise eine Entziehungskur durchaus unbestimmt als „Arbeit“ bezeichnet werden, während „ist zum Angeln zu Onkel Fritz gefahren“ im Zweifel auffliegt.

Innere Gründe des Dritten („er möchte“) sind m.E. weder notwendig noch förderlich, wenn dann höchstens im Konjunktiv. Ggf. kann deine Tochter ihn ja selber fragen.

Beispiel :
„Otto ist nach xy gezogen“ (ohne Begründung)
„wieso?“
„dort ist es näher zur Arbeit“ / „wir möchten nicht mehr zusammen wohnen“
„kommt er nie mehr wieder?“
„doch, natürlich“
„ich möchte, dass er wieder bei uns wohnt“
„Im Moment habe ich keine Zeit dafür“ (wieder ohne Begründung, vielleicht kommt diese Frage schon garnicht mehr. Ansonsten wirklich Dinge aufzählen)

Kinder stellen Fragen. Wenn Du direkt schwer verständliche (Beziehungs-)Gründe anführst, werden die Fragen nur umso komplizierter und das Gespräch zunehmend emotionaler.

Viel Erfolg

achim

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Abwarten und Tee trinken
Hallo,

ist denn die Trennung überhaupt definitiv? Vor einigen Tagen sah es eher nach einer vorübergehenden Krise aus. In jedem Fall würde ich erst mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Das Kind mit einer Trennung zu konfrontieren, die sich in einigen Tagen/ Wochen als nichtig herausstellt, hielte ich für fahrlässig.

Vorerst reicht doch erst mal die simple Wahrheit: „Otto ist ausgezogen, weil wir uns sehr gestritten haben. Und nun müssen Otto und ich erst mal in Ruhe darüber nachdenken, wie es weitergehen soll“.

Wenn das Kind nachfragt, ob es sein kann, dass ihr euch für immer trennt, würde ich antworten, dass ich das noch nicht weiß. Und dass ich es dem Kind natürlich erzählen werde, wenn ich es weiß.

Das sollte erst mal genügen. Aus allem anderen lass die Kleine raus, sie ist dein Kind, nicht deine beste Freundin :smile:

Schöne Grüße
Jule

Hängt euch bitte nicht an einzelnen Sätzen auf, es geht mir um das Prinzip.

Mit Kindern sow etwas zu diskutieren oder langschweifige Analysen und Erklärungen darzubieten überfordert diese.

Die Erwachsenen müssen Klarheit und Struktur anbieten und zwar auch dann, wenn eine Situation schweirig ist.

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