Aus welchen Belägen bestanden Straßen im 19. und frühen 20. Jahrhundert?

Auf alten Fotos um das Jahr 1900 sieht man Straßen in den Städten oft gepflastert, besonders in den Innenstädten. Im Außenbereich der Innenstädte und den Außenbezirken sehen die Straßen dagegen nicht gepflastert aus. Es schien nur eine Schicht aus Erde, Sand, Geröll, Splitt, Schotter, verdichteter Boden, oder was auch immer auf den Straßen zu liegen. Hatte man Straßen damals noch nicht asphaltiert? Aus welchen Materialien bestanden die Straßen im Jahr 1900?

Asphaltstraßen kamen erst mit den PKWs bzw deren Gummireifen auf. Die Räder von Kutschen waren aus Holz mit Stahlreifen. Sowas kann man problemlos auf Schotter oder fester Erde fahren. Erst durch Gummireifen gibt es Probleme, weilhier Steine in den Reifen hängen bleiben, was langfristig zu Schlaglöchern führt. Außerdem wurden erst durch Autos die Reisegeschwindigkeiten so hoch, daß Schlaglöcher ein Problem wurden. Daher musste dann Asphalt auf die Straßen.

Kopfsteinpflaster (Natursteine) auf der einen Seite. Auf der anderen der Sommerweg, bestehend aus verschiedenen Sandsorten. Oder auch Mutterböden.

In Norddeutschland auch sehr viel Klinker.

Hallo,

das hast du schon richtig gesehen

Es schien nur eine Schicht aus Erde, Sand, Geröll, Splitt, Schotter,

Die wichtigen Verbindungsstraßen außerhalb waren aus Schichten von groben und feinem Schotter aufgebaut,
Am Anfang wurde das ganze einfach festgewalzt aber ab etwa 1890 kam auch die Zugabe von Bitumen bei der obersten Schichten hinzu, so das man von einem Vorläufer der späteren
Asphaltstraßen sprechen kann.

Viele kleinere Wege waren aber einfach nur festgestampft durch die Benutzung.

Wenn du mit aufmerksamen Augen durhc die Gegend gehst, wirst du solche Wege auch heute noch vor allem als illegale Trampelpfade an so manchen Parks finden.

Hi,

ergänzend zu den anderen Beiträgen noch ein Link:

Gruß T

Hallo Xperience,

in Oberschwaben habe ich Anfang der 1970er Jahre noch in einigem Umfang Kreis- und ich meine auch einzelne Landstraßen gekannt, die nicht asphaltiert waren. Ab ungefähr 1972 kam dann (im Westen) die letzte große „Ausbauwelle“ im Straßenbau auch im ländlichen Raum, nicht nur die letzten wassergebundenen Decken waren dann Vergangenheit, sondern auch die durchgehende Bepflanzung der Straßenränder mit Apfelhochstämmen (ähnlich den Kirschalleen in Sachsen, die noch ein bissle länger hielten und erst in den 1990er Jahren abgeholzt wurden).

Mehrere Ortsdurchfahrten der L 275 wurden Anfang der 1960er Jahre asphaltiert.

Vorher waren das in den zivilisierteren Teilen Deutschlands nicht irgendwelche Sandpisten, wie globus1 aus der Heide und/oder der Mark Brandenburg berichtet, und so barbarisch, dass man auf purem Ackerboden gefahren wäre, war man in der römischen Besatzungszone schon beinahe zweitausend Jahre lang nicht mehr.

Der Straßenaufbau nach McAdam, zu Deutsch Makadam genannt, war die Regel; unterstützt durch Granitpflaster an einzelnen, sensiblen Stellen und bei Fernstraßen auch über weitere Strecken. Wie hübsch und ohne Staub, Sand und „Mutterboden“ so eine wassergebundene Decke trägt, kann man heute vorwiegend noch an Forstwegen sehen, wo anders als bei den landwirtschaftlichen Wirtschaftswegen, wo in den 1970ern im Westen im Rahmen des „Grünen Plans“ mit Abertonnen von Beton gewütet wurde, als sei die weitgehende Ausrottung der Schwalben zig Millionen aus öffentlichen Kassen wert, noch eine Menge wassergebundene Decken zu sehen sind, die bei der Holzabfuhr ganz gut hergenommen werden. Wenn man sowas ordentlich aufbaut, hält das schon.

Ach, noch zum Thema „Autoverkehr und Asphaltierung“: In den 1930er Jahren war die heutige B30 Friedrichshafen-Ulm weitgehend als Chausee mit wassergebundener Decke angelegt, stellenweise gepflastert. Die meisten Autos aus der Schmiede Maybach wurden beim Ausliefern über diese Straße gefahren, und es war eine permanente Schnapswette zwischen den Maybach-Monteuren, die die Auslieferungen fuhren, wer die genau 100 Kilometer bis Ulm in weniger als einer Stunde schaffte - einschließlich aller Ortsdurchfahrten usw. - Ab und zu hat es mal einer geschafft: Dass unter diesen Umständen eine Reisegeschwindigkeit von über 100 km/h möglich war, wenn man ein richtiges Auto dafür nahm, zeigt, dass die Chausseen nicht grundsätzlich Auto-unverträglich waren.

Schöne Grüße

MM