Hallo Mathias,
gerade bei den hohen Tönen muss man genau auf seine Schüler hören,
die Spannung der Stimmbänder ist hier so groß, dass sie dauerhaft
Schaden leiden könnten, wenn man den Sänger in die falsche Richtung
laufen lässt. Es hat einen guten Grund, weshalb Übungs-CDs sich nicht
mit den extremen Lagen befassen. Wer auch immer dir Trockenübungen
geben sollte, hat keine Ahnung oder du bist ihm schnurzegal.
Eine gute Intonation überhaupt ein trainiertes Gehör sind sehr
wichtig sowohl für die Improvisation als auch für den allgemeinen
Vortrag. Hierfür kann ich dir die PC-Software „Earmaster“ empfehlen,
die du als Testversion umsonst downloaden kannst. Sie läuft glaube
ich für 30 Tage, da kann man schon sehr viel lernen.
Da du den Ausbau deiner Bauchstimme beklagst, schätze ich mal, dass
du noch nicht wirklich deine Gesangsstimme gefunden hast, sonst
würdest du die Bereiche deines Stimmumfangs nicht so voneinander
trennen; überhaupt kann man in jeder Stimmlage improvisieren, da
solltest du dich nicht an anderer Leute Stimme orientieren.
Da du dich als Tenor bezeichnet hast, rate ich dir auch absolut davon
ab, im Alleingang an deiner tiefen Stimme herumzubasteln. Bei hohen
Stimmen besteht hier ebenso die Gefahr von ungünstigen
Verkrampfungen, die nur mit hohem Aufwand wieder wegzutrainieren
sind. Sing zu Hause in den Bereichen, die du mit Leichtigkeit
beherrschst, der Rest muss überwacht werden!! Das ist keine
Panikmache, ich habe bloß schon einigen Schülern für die ersten
Monate verbieten müssen, zu Hause zu üben, da sie sonst nie und
nimmer in die richtige Stimmfunktion finden und die Kehle einfach
nicht frei bekommen. Ein Ton muss frei schwingen, so dass man das
„feine natürliche Vibrato“ des Sängers hört; dies mal als
Anhaltspunkt. Wenn man das kann, kann man später zur stilistischen
Gestaltung auch gerade Töne singen, jedoch nicht zu früh.
Ideen zum Improvisieren solltest du aber schon überall aufschappen
und versuchen, die Motive nachzuempfinden. Bei mir lernen die Schüler
von Anfang an zu improvisieren erst mit einem Ton pro Takt, kleinen
Motiven, rhythmischen Variationen, Akkorderweiterungen usw. so wird
das immer weiter ausgebaut. Das mache ich, weil ich mir die Leute zum
Jazz erziehen will; ich habe einfach keine Lust ständig Musicals
unterrichten zu müssen. Ich könnte mir daher vorstellen, dass du bei
einem Jazz-Gesangslehrer das findest, was du suchst.
Ach ja, du bist 17, lass dir Zeit. Stimmbildung und Atemtechnik sind
wie beim Fitnesstraining, man muss mit Ausdauer den gesamten Körper
kontinuierlich aufbauen, damit der trainierte Muskel auch zum Rest
des Körpers passt. Deshalb klingen kleine Fortschritte am Anfang auch
noch bescheiden, du brauchst Zeit, bis sich alles eingependelt und an
die Veränderung angepasst hat. Okay?
LG
Sprite