Bitte tue dir das nicht an!
Hallo!
Deine Vorstellungen über die Bundeswehr sind sehr dürftig. Bevor du einen solchen Schritt wagst, solltest du dich erstmal umfassend informieren, denn diese Entscheidung zeichnet deinen Weg für die nächsten Jahre vor, und beeinflusst deine spätere berufliche Zukunft nach der Zeit bei der BW.
Soweit ich mich erinnern kann, erhält man als Zeitsoldat, abhängig von der Dauer der Verpflichtung, eine gewisse Zeit für die persönliche Weiterbildung. Bei 12 Jahren sind es damals 3 Jahre gewesen, die aufgrund der Organisation in Trimester, ein Studium an einer der beiden Bundeswehrhochschulen in Hamburg oder München ermöglicht haben. Bei 8 oder 4 Jahren ist es entsprechend weniger.
Diese Fortbildungszeit dient deiner persönlichen Vorbereitung für die Zeit nach der Bundeswehr. Keineswegs solltest du davon ausgehen, dass du anschließend eine Stelle bei der BW entsprechend deiner Ausbildung bekommst, denn wie bereits gesagt wurde, dein Beruf ist dann Soldat/in und nicht Außenhandelkaufmann, Schlosser oder was du sonst gemacht hast.
Ausnahmslos jeder, den ich kenne und der sich mindestens auf 4 Jahre verpflichtet hat, hat bereits einen Auslandseinsatz hinter sich. Damit hast du also zu rechnen, was ich für einen Soldaten auch für legitim halte. Wenn man dafür nicht bereit ist, muss man sich eben einen anderen Beruf suchen.
Folgende Dinge solltest du dir vorher gut überlegen:
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Bist du bereit, viele Jahre deines Lebens zu „opfern“ (nein, das ist nicht ironisch gemeint), nur um eine Berufsausbildung zu haben?
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Bist du bereit, als Soldat mindestens ein Mal über 6 Monate in einem Krisengebiet Dienst zu tun?
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Kennst du das Klima und den Umgang innerhalb der Bundeswehr bereits, und weißt du was auf dich zukommen wird?
Zum Schluss möchte ich noch ein paar persönliche Anmerkungen machen. Ein Freund hat sich damals 4 Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet. Er wollte ein Teil des Geldes, was er verdient, sparen, um danach ein Studium an einer normalen, öffentlichen Hochschule finanzieren zu können. Die BW-Zeit selbst wollte er nutzen, um sich gründlich vorzubereiten, sich weiterzubilden. Letztlich hat er sich dann doch lieber immer neue Autos, ein Motorrad, Laptop usw. gekauft, ist abends mit den Kameraden regelmäßig was trinken gegangen, und letztendlich ist kaum etwas vom Geld auf der hohen Kante hängen geblieben.
Nicht repräsentativ, sicherlich. Aber du solltest nicht unterschätzen, wie leicht man sich seinem Umfeld, trotz anfangs großer Motivation und Bereitschaft etwas Gutes für seine eigene Zukunft zu tun, anpasst.
Zum Thema „so eine Ausbildung bekommst du sonst nirgends“: Gib dich nicht der Illusion hin, Leute von der Bundeswehr würden grundsätzlich gesucht werden, weil sie angeblich so tolle Eigenschaften wie Disziplin, Führungserfahrung usw… haben.
Ein Offizier, der sich 12 Jahre verpflichtet hat, Maschinenbau auf einer BW-Uni studiert hat, und nach 3 Jahren Uni noch weitere 6 Jahre in grün herumlaufen muss (ausnahmslos jeder Oberleutnant hat mir damals vorgejammert, dass es ihn das ankotzt, wobei die meisten so was wie Pädagogik studiert haben weils verhältnismäßig leicht ist [O-Ton BW-Offizier]), trägt nach seiner Dienstzeit völlig veraltetes Wissen mit sich herum. Große Teile davon hat er sowieso bereits vergessen. Routine hat er in seinem studierten Beruf natürlich auch keine mehr. Du bist jetzt Personaler und möchtest einen Berufseinsteiger einstellen. Vor dir steht ein junger Absolvent, vielleicht so um die 25 Jahre, noch mitten drin im Stoff, und daneben der Bundeswehrmann, etwa 31 Jahre alt, der sich jahrelang mit seiner Dumpfbackentätigkeit in der Kaserne die Birne weichgekocht hat. Wen stellst du ein?
Bitte, denk über diesen Schritt gut nach, und versau dir nicht deine Zukunft bei diesem Verein, obwohl du eigentlich eine Ausbildung machen willst und offensichtlich keine genaue Vorstellung davon hast, was du dir mit der BW antun würdest.
Gruß
Michael
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