Hallo ChloeMai.
Der Beruf des Schauwerbegestalters hat sich in den letzten Jahren/Jahrzehnten sehr gewandelt. Ich habe meine Ausbildung von 1990 bis 1993 absolviert. Damals war es so, dass die Arbeit zum Teil auch körperlich durchaus anstrengend war. Z.B. haben wir „Dauer-Blumenkästen“ an der Außenfassade des Geschäfts angebracht (ca. 3m lange, dicke Holzbalken an denen Draht und Kunst-Geranien befestigt waren). Die mussten in ca. 4m Höhe hochgehievt werden. Das war dann aber eher nur was für die männlichen Kollegen. Aber auch sonst wiegt eine Schaufensterfigur („Pupppen“ stehen am Bahnhof!) auch ein paar kg und nicht wenige Dekorationen haben von Natur aus ein gewisses Eigengewicht, speziell wenn diese „öffentlich“, also für den Betrachter zugänglich sind (nicht im Schaufenster). Ich kenne einige Ex-Kollegen, welche etwas mit dem Rücken haben. Da muss man also schon aufpassen, aber ansonsten ist es sicherlich „human“ (kein Vergleich zum Maurer, Straßenbauarbeiter, Stahlgießer, o.ä.).
Die Zukunftsperspektiven, tja… da fragst Du den Richtigen. Ich habe mich ungefähr um die Jahrtausendwende beruflich anderweitig orientiert und habe heute einen reinen Bürojob, der absolut nichts mit Dekoration o.ä. zu tun hat. Ich war in zu vielen Firmen, wo immer mehr, mit immer weniger gefordert wurde (das berühmte „aus Sche**e Gold machen“). Da konnte einem schnell die Lust vergehen. Außerdem habe ich in zwei Geschäften gearbeitet, welche Dekomaterial verkauft haben und habe hier gesehen, wie selbständige Schauwerber einer nach dem anderen pleite gingen - bis die beiden Geschäfte ebenfalls dicht machen mussten.
Das Problem in dieser Branche ist, dass die Dekoration meines Erachtens auf ein Minimum reduziert wurde. In vielen Häusern findet man doch reine Durchsichtsfenster (wo man also in den Verkaufsraum hineinschaut). Da steht ein Eye-Catcher, eine bis drei Figuren und vielleicht noch ein Plakat - das wars. Dafür schicken viele Häuser ein paar Verkäufer auf ein Schnell-Seminar und prompt spart man sich eine komplette Abteilung.
Es war schon damals so: Was ein Verkäufer für Umsatz erzielt, konnte man leicht messen - somit wusste man, wer gut verkauft und gut für die Firma ist. Wie viele Kunden aufgrund der Dekoration in das Geschäft kamen und deshalb gekauft haben, wusste niemand und folglich war die Deko-Abteilung immer ein „Minusgeschäft“ (hat nur Kosten verursacht).
Tja, nicht wirklich rosige Aussichten, oder? Es kommt ganz stark darauf an, wo man unterkommt. Viele Häuser haben keine eigene Dekorationsabteilung mehr, sondern lassen bestenfalls noch durch „fliegende Schmücker“ was machen - die sind heute hier und morgen vielleicht sogar bei der Konkurrenz. In den ganz großen Häusern gibt es meist auch nationale Kampagnen. Bedeutet: Man bekommt oft ein fertiges Deko-Paket. Die Folge: Alle Fenster in diesem Land sehen bei dieser Firma gleich aus. Naja, Du hast vielleicht noch soviel Spielraum, dass Du entscheiden kannst, ob Du den Liegestuhl der Sommer-Deko nach links oder rechts stellst - je nach Fenster-Eigenart. Das wars dann aber auch mit der Kreativität.
Andererseits kann man in großen Häusern eher aufsteigen. Irgendwann wird man dann vielleicht mal der-/diejenige, welche deutschlandweit die Kampagnen entwirft. In kleinen familiengeführten Häsuern wirst Du bestenfalls nach vielen Jahren Deko-Chef - Ende der Fahnenstange.
Wie es gehaltsmäßig aussieht kann ich ganz schwer beantworten, aber eines sei gewiss: Reichtümer verdient man damit nicht. Ich habe seinerzeit (glaube ich) zuletzt rund 2.000,- DM verdient (netto). Lass es heute vielleicht 1.200,- EUR (netto) sein - als Berufsanfänger nach der Ausbildung. Ich kann es leider nicht genau sagen, da ich wie erwähnt schon ein paar Jahre raus bin. Aber, reich wird man damit nicht. Diesen Beruf macht man wenn dann nur aus Leidenschaft und Spaß an der Kreativität.
Ich hoffe, ich konnte zumindest ein wenig weiterhelfen. es ist zweifelsohne ein schöner Beruf, bei welchem man auch viel im Privaten gebrauchen kann (anders als z.B. ein Buchhalter oder Versicherungskauffrau). Doch man muss - wie so oft - schauen, dass man in einer vernünftigen Firma unterkommt, wo die Rahmenbedingungen stimmen und wo die Arbeit auch anerkannt wird (und nicht nur als „Kostenstelle“ gesehen).
Bei Bedarf einfach gerne eine direkte E-Mail schicken, dann schaue ich, was ich noch im Bekanntenkreis in Erfahrung bringen kann.
Viele Grüße. FRANK