Ausbildung Kinderpsychotherapeut

Liebe/-r Experte/-in,
also ich studiere Erziehungswissenschaft mit den Nebenfächern Psychologie und Soziologie (in Hessen) und interessiere mich für eine Ausbildung zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.
Ich habe mich natürlich schon bei umliegenden Instituten informiert (klassische KJPT), ob das mit meinem angestrebten Abschluss überhaupt möglich ist (ist es).
Nun habe ich erfahren, dass es wohl noch einige andere Richtungen gibt wie die systemische Therapie. Leider habe ich sehr große Schwierigkeiten einen Überblick zu bekommen, was es alles für alternativen in dieser Richtung gibt.
Wissen Sie eventuell etwas darüber und könnten mir nur kurz einige Richtungen bennen? Nur damit meine Suche weitergehen kann, also eine großartige Beschreibung/Erklärung ist nicht notwendig.

Ich hoffe, ichhabe mich mit dieser Frage an die richtige gewendet. Vielen Dank schonmal im Voraus!
Liebe Grüße
Tadey

Hallo Tadey,

ja, da gebe ich Ihnen gerne Auskunft. Mit Erziehungswissenschaften liegen Sie im Moment noch richtig. Allerdings sind Bestrebungen im Gange, dass die vorbereitenden Studiengänge mit einem Master schon mit Spezialisierung auf Psychotherapie laufen sollen.

An Richtungen sind als Erstausbildung auf jeden Fall die beiden Richtlinienverfahren zu empfehlen: Tiefenpsychologisch fundierte Therapie oder Verhaltenstherapie. Es gibt aber auch noch die sehr aufwändige Psychoanalyse als Richtlinienverfahren. Letzteres bedeutet, dass die Krankenkassen dafür bezahlen. Die systemische Therapie kann man nur privat abrechnen. Allerdings ist sie in Kliniken und anderen Instiutionen sehr gefragt. Aber als Erstverfahren würde ich sie trotzdem nicht empfehlen, weil die Perspektive aufs Individuum doch spärlich ist. Für Familienarbeit aber sehr gut und wichtig.

Schauen Sie mal auf der Seite der Psychotherapeutenkammer in ihrem Bundesland nach. Da finden Sie die gesetzlichen Bestimmungen.

Hoffe, das hilft Ihnen erstmal weiter. Beste Grüße und viel Glück
Lea

Hallo Lea,
erstmal vielen Dank für die gute Antwort. Ich habe noch ein, zwei Rückfragen: wenn man eher in Richtung Erziehungsberatung gehen möchte, wäre systemische Therapie dann von Vorteil? Oder doch lieber Verhaltenstherapie?
Und: wieso sind die gängigen Ausbildungen denn so teuer? Ich finde es sehr seltsam, wenn man doch mit Abschluss „staatlich geprüft“ ist, wieso ist die Ausbildung dann wie an einer privaten Akademie?
Liebe Grüße
Tadey

Hallo Tadey,

in der Erziehungsberatung ist früher die klientenzentrierte Spieltherapie sehr gefragt gewesen für die Einzelbetreuung. Heute ist sicher systemisch angesagt. Aus meiner Sicht ist es aber immer in Mangel, wenn man nur das Gesamtsystem im Auge hat und keine Theorie, die dem Individuum hilft, sich verstanden zu fühlen. Da ist schon Verhaltenstherapie besser, oder noch besser: tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Grade für kleiner Kinder (in der EB meist vertreten) hat die VT nicht viel zu bieten. Aber viellt ändert sich das grade schon wieder.

Ja, warum das so teuer ist: Eine gute Frage. Das hat wohl mit der Geschichte zu tun. Es ist ja erst zehn Jahre her, dass die Psychotherapieausbildung die heutige Form angenommen hat. Vorher gab es überhaupt nur private Institute mit mehr oder weniger Engagement der Ausbilder, aber auf jeden Fall engagierteren Teilnehmern, weil die weniger geknechtet wurden. Sehr viele Institute sind dann nach 1999 eingegangen. Einige haben sich zu den heutigen Ausbildungsakademien gemausert. Irgendwer muss das ganze ja finanzieren. Der Staat gibt den aufgeblähten Rahmen vor. Aus all dem ist dann diese kostspielige Angelegenheit erwachsen. Es gibt aber Reformbemühungen.
Liebe Grüße
Lea

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