Ausbildungsbetrieb wechseln sinnvoll?

Hallo,

anfang August habe ich meine Ausbildung als Fachinformatiker Fachrichtung Systemintegration begonnen, allerdings habe ich davor schon ein Praktikum über mehrere Monate im selben Betrieb absolviert.
Zu Beginn meiner Zeit im Unternehmen hatte ich den Eindruck, dass ich meine Ausbildung gerne dort machen möchte. Die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht, das Arbeitsklima war angenehm, es gab keine Konflikte etc.
Seitdem hat sich das Arbeitsklima aber derart verschlechtert, dass ich mich regelrecht zur Arbeit zwingen muss. Zum Vergleich: Mein absolviertes Praktikum war unentgeltlich. Fünf Monate lang habe ich dort gearbeitet ohne Geld dafür zu bekommen. Aber auch wenn ich kein Geld bekommen habe, hat mir die Arbeit Spaß gemacht und ich bin sehr gerne dort hin gegangen.
Nun bekomme ich meine Ausbildungsvergütung, hätte also einen zusätzlichen Ansporn zur Arbeit zu gehen. Allerdings fällt dieses Argument nicht ins Gewicht. Das Arbeitsklima hat sich stark abgekühlt und scheint immer noch schlechter zu werden. Mein Ausbilder hat den Betrieb Ende September verlassen. Seitdem gibt es nur noch einen weiteren Techniker im Unternehmen, der aber nicht dazu berechtigt ist mich auszubilden. Die Arbeitsbereiche meines Ausbilders wurden demnach auf uns beide verteilt. Mein Arbeitgeber hat es in einem Gespräch mit mir so formuliert: „Sie sind zwar Auszubildender, aber sie werden als normaler Mitarbeiter angesehen“. Das bedeutet, ich darf mir selbstständig alles anhand einer lückenhaften Netzwerkdokumentation des Unternehmens beibringen. Auf Hilfe meines Kollegen kann ich auch nicht immer zurückgreifen, da dieser selbst viel um die Ohren hat.
Es kommt immer häufiger vor, dass mir Aufgaben gegeben werden, die ich nicht imstande bin zu lösen, weil mir jegliches Wissen über Funktionsweise usw. fehlt.
Als mein Ausbilder die Firma verlassen hat, sagte mein Arbeitgeber, dass ich mir wegen meiner Ausbildung keine Sorgen machen solle, dass er die Ausbildung übernehmen werde. Ich habe nicht nur Zweifel daran, dass er dazu berechtigt ist mich auszubilden. Die Ausbildungsinhalte kann er mir nämlich nicht vermitteln, da er gar kein Techniker, geschweige denn Informatiker, ist.
Ich bin nur noch im Stress und bin mit meinen Aufgaben völlig überfordert, die eigentlich nicht einmal so richtig was mit meinem Beruf zu tun haben.

Daher kam mir die Idee, dass ich meine Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen könnte. Die Vorstellung, dass ich am Ende einer dreijährigen, unzufriedenstellenden Ausbildung nur ungenügend ausgebildet bin und mir meine Zukunft damit verbaue.

Ist das so einfach möglich? ich habe gelesen, dass ich mich jetzt für einen anderen Ausbildungsplatz bewerben könnte und wenn ich dann einen habe und sofort übernommen werden würde, meinen derzeitigen Ausbildungsplatz fristlos kündigen kann.
Eine Konfrontation mit meinem Arbeitgeber möchte ich mir in der Hinsicht möglichst ersparen…

Reichen meine Gründe für einen Ausbildungsplatzwechsel nicht aus oder habe ich etwas grundsätzlich missverstanden?

Du siehst das schon richtig. Guck mal hier:

http://www.azuro-muenchen.de/azubi-beratung/faq-von-….

Viel Erfolg!

Melde dich schnellstmöglich bei der IHK in deinem Ort und schildere dem für Ausbildung zuständigen Leuten deinen Fall. Der Betrieb muss nämlich der IHK einen Ausbilder nennen. Wenn er es wie in deinem Fall nicht kann, hast du es einfacher, den Betrieb zu wechseln.

… ist aus der Ferne sehr schwer zu beurteilen.Oder mal einfach durchhalten und nicht nur auf tolle Umstände warten. Die gibt es nach der Lehre auch nicht auf Garantie :smile:)
Komischerweise…das ist meine Erfahrung schaffen das alle „Ausländer“ …mit einer tollen Einstellung zur Ausbildung und auch bei der späteren Anstellung. Komisch…oder ?
Alles Gute.

Also ich kenne es aus vielen Betrieben, dass man eher günstige Arbeitskräfte sucht, die schon alles können oder es sich selbst bei bringen. Richtig ist das sicherlich nicht.

Wenn du dich dort garnicht mehr wohlfühlst wende dich in erster Linie an die IHK. Die sind für den korrekten Ablauf zuständig und können auch sagen, ob sonst wer im Betrieb eine Ausbildereignung hat. Die können dir dann zur Not auch helfen einen anderen Betrieb zu finden.

Grundsätzlich ist es möglich den Ausbildungsplatz zu wechseln. Ich kenne auch jemanden der das so gemacht hat. Ich würde mich an deiner Stelle aber nicht darauf stützen dass der Betrieb keinen Ausbilder mehr hat, weil am Schluss hat dein Chef doch den Wisch bei der IHK unterschrieben gekriegt, er sei Ausbilder und dann ist das Argument direkt wieder weg. Sondern ich würde wie du es schon geschrieben hast aufführen dass die Ausbildung an sich gar nicht stattfindet du stattdessen als billige Arbeitskraft „missbraucht“ wirst.
Eine Rechtsauskunft möchte ich dir an der Stelle aber auf keinen Fall geben dafür ist das Thema zu heiß.
Kontaktiere mal die IHK und bitte um Beratung in der Sache, wie du das formal richtig angehst.
Wobei du ja gerade noch in der Probezeit bist bis Ende Oktober glaub ich, daher könntest du ja einfach so fristlos kündigen, sofern es vor dem 30.10. noch mit einer neuen Ausbildungsstelle klappt.

ich hoffe das konnte dir wenigstens ein bisschen Mut geben, auch wenn ich dir versprechen kann dass in unserem Beruf fast immer die Azubis spätestens im 2. Lehrjahr als vollwertige Mitarbeiter angesehen werden.

viele grüße, Christina

Gruß!
Diese Frage könntest du doch eher an einen Fachmann im arbeitsrechtlichen Gebiet richten, ich (wir) sind ja Technikheinis.
Aber sei’s drum: Habe auch mal eine Firma zum Berufsakademie-Praxispartner gemacht, d.h. dieser Betrieb wurde extra dafür zertifiziert meine Fachrichtung ausbilden zu dürfen, weil ich erst Praktikum dort hatte, aber noch gern studieren wollte anstatt „nur“ eingestellt zu werden. Dieser Zertifizierung lagen offensichtlich keine richtigen Prüfungen zugrunde oder was, jedenfalls hatte ich versucht dort Wirtschaftsinformatiker zu werden ohne dass dort Jemand nur annähernd irgendwas davon wusste (Verwaltungsbetrieb

Gehe zur IHK, die dich a) ja irgendwann rüft und b) den Betrieb überprüfen kann

dann erfährst du, ob der Betrieb dich derzeit überhaupt rechtlich ausbilden kann.

Fachlich ist es zwar gut mal ins Wasser geworfen zu werden, aber ein Azubi ist und soll ja kein vollständiger Mitarbeiter sein.

Ein Wechsel ist ggf. als sinnvoll zu sehen.

Nimm Beratung und Hilfe - seitens IHK, Berufschullehrer etc. in Anspruch. Je nach Alter greifen ebenso gesetzlich Bestimmungen zum Jugensschutz - etc. lass dich beraten „Wissen ist Macht“

Freiraum zur Umorientierung sind wichtig. Du brauchst ja auch Zeit um dies alles zu klären - daher mag auch eine Auszeit (krankmeld.) mal nötig sein.

Gruss
und viel Erfolg bei deiner Entscheidung
D.
Gruss
D. Möller

Hallo,

das hört sich ja schlimm an. Ich teile Deine
Einschätzung, dass das mit der Ausbildung
in diesem Betrieb nichts mehr wird.
Schau mal in Deinem Ausbildungsvertrag nach,
ob da eine Probezeit vereinbart wurde. Die
beträgt meist 3 Monate.
Innerhalb dieser Zeit kannst Du jederzeit ohne
angaben von Gründen kündigen. Aber Du musst die
Kündigungsfrist (2Wochen) einhalten.
Ist keine Kündigungsfrist vereinbart, kannst Du auch
jederzeit kündigen. Unter Einhaltung der Kündigungsfrist (4Wochen zum 15. oder 30. eines Monats).
Eine neue Ausbildungsstelle gibt keinen Grund für eine
fristlose Kündigung. Fristlos Kündigen kann man nur, wenn man geschlagen, bestohlen oder psychich fertig gemacht wird.
Rede mit Deinem Chef. Erkläre ihm Deine Situation und Deine Sicht der Dinge. Was kann er Dir schon tun? Ein bisschen motzen vielleicht. Aber er wird sich schon wieder einkriegen. Ich glaube nicht, dass sich was an der betrieblichen Situation ändert. Du kannst auch mal mit dem Ausbildungsberater der IHK reden. Die haben auch immer mal Firmen an der Hand, die Azubis mit Deinen Problemen übernehmen.
Aber an Deiner Stelle würde ich zuerst mit dem Chef reden und ihm dann die Kündigung auf den Tisch legen.
Warte nicht erst ab, bis Du eine andere Stelle gefunden hast. Wenn Du Dich wo anders bewirbst, gib das
Praktikum an, aber nicht den Ausbildungsanfang. Hört sich immer schlecht an.

Viel Erfolg

Hallo,

auf jeden Fall sollte aich etwas Gravierendes ändern.

Ggf. gibt es hier Tipps und Rat:

Entscheidend ist, ob der Arbeitgeber selber einsieht, dass der aktuelle Zustand nicht haltbar ist oder ob er nicht auf die Azubi-Arbeitskraft verzichten möchte.

Im ersten Fall wird eine einvernehmliche Lösung mit dem Arbeitgeber sehr wahrscheinlich möglich sein (z.B. beim Thema Kündigungsfristen).

Im 2. Fall ist vermutlich erstmal der Beweis erforderlich, dass eine ordnungsgemäße Ausbildung nicht möglich ist. Ob das Fehlen eines Ausbilders ausreicht, kann ich nicht beurteilen (besonders, wenn der Arbeitgeber z.B. behauptet, er suche fieberhaft einen geeigneten Nachfolger als Ausbilder).

Alles Gute für die Ausbildung!

Gruß

RHW

Klar kannst du wechseln. Schau in deinen Vertrag und kündige unter Einhaltung der Frist. Parallel sprich mit deinem Chef, ob er dich fristlos aus dem Vertrag entlässt. Unterzeichne aber vorher erst den neuen Vertrag!!! und: für die Zukunft lerne, das sensible im Job abzustellen, sonst kommst du nicht weiter! Deswegen mein Rat überlege dir gut ob du einen sicheren Job, der vielleicht nicht die totale Erfüllung ist gegen eine unsichere berufliche Zukunft eintauschen willst.
All the Best

Hallo,

also deine Gründe reichen meiner Meinung nach vollkommen aus, um den Ausbildungsbetrieb zu wechseln. Jedoch - wie du gesagt hast - solltest du zuerst was finden und dann erst kündigen. Du bist ja jetzt noch in der Probezeit oder habe ich das falsch verstanden? Dann wird es auch kein Problem sein, kurzfristig zu kündigen.

Viel Glück