Ausgaben für Lebensmittel im Vergleich

Guten Tag Ihr Wissenden,

gerade habe ich im SPIEGEL gelesen, dass die Deutschen durchschnittlich magere 11,7 Prozent für Nahrungsmittel ausgeben. Gibt es dazu Vergleichszahlen aus Ländern wie Italien, Frankreich oder der Türkei?

Freundliche Grüße aus Mainz,

Hans-Jürgen Schneider

keine Zahlen, aber
… aus einem Bericht von ca. letztem Jahr weiss ich, dass in DE die Lebensmittelpreise in der EU am niedrigsten sind. Alldieweil hier große Ketten mit starkem Mitbewerb sich gegenseitig und bei Liefertanten die Preise drücken. Während es in IT z.B. viele kleine Läden unabhängig und konkurrenzarm hat.

Gruß

Stefan

Hallo Hans-Jürge,

beim Siebeck war mal anlässlich des Gammelfleisch-Skandals zu lesen, dass die Franzosen 25-30 % ihrer Lebenshaltungskosten für Fressereien und Saufereien ausgeben. Und dass die für ihr Geld auch sehr gute Qualität erwarten. Der Rest geht nach Deutschland, bei denen heisst nämlich die Devise: „Hauptsache billig“.
So war der Tenor seines Artikels.

Tschüss
Bernd

Danke Stefan,

aber darum geht es garnicht. Kein Mensch wird gezwungen, billige Lebensmittel zu kaufen. In Ländern mit mehr Esskultur, ich nannte Frankreich, Italien und die Türkei, geben auch ärmere Menschen prozentual viel mehr Geld für Lebensmittel aus. Dies ist mir bereits bekannt, nur hätte ich gerne genaue Zahlen. Bei uns führt der Weg von der Geiz-ist-geil-Mentalität direkt zum Gammelfleisch.

Gruß, Hans-Jürgen

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Hallo H.J.
Wende dich an
http://www.bzneuwied.de
das ist die Fortbildungsschule des Lebensmittelhandels.
Ich glaube man wird Dir helfen
Gruß Dieter

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Hallo Bernd,

darf ich hieran

für Fressereien und Saufereien

erhebliche Zweifel anmelden?

Gefressen wird in F von ausgesprochen selten. Mach mal den Versuch und postiere Dich eine Weile neben der Fleischtheke in irgendeinem E-Leclerc-Markt: Du wirst viele Hausfrauen sehen, die nicht grad in Gold und Brokat daherkommen - aber wenn ihnen ein Stück von der Art gezeigt wird, wie es in D reißenden Absatz findet, weils 3 Cent billiger ist, bestellen sie dem Fleischer einen schönen Gruß an seinen Hund.

Die „Convivialité“ spielt sicherlich eine enorme Rolle - aber wenn sich so ein Mahl, in dem sicher jeder einzelne etwa das Dreifache von dem zu sich nimmt, was er bräuchte, über sechs Gänge und drei bis vier Stunden hin zieht, kann man von Fressen wohl kaum reden.

Was das Saufen betrifft: Wie in den anderen Mittelmeeranrainerländern auch, wird zwar sehr viel Wein konsumiert (heute nicht mehr so wie früher), aber es gibt eine soziale Kontrolle, die traditionell sehr gut gegriffen hat: Besoffene, insbesondere an der Öffentlichkeit, findet man erst seit etwa 15 Jahren in den jüngeren Jahrgängen. Mir gefallen Feiertage wie Silvester in F, vornehmlich auf dem Land, recht gut, weil praktisch alle Leute aller Generationen Tanzen können und das auch tun. Ein Fest, welches wie manche deutschen Anlässe hauptsächlich oder ausschließlich zum Saufen veranstaltet wird, habe ich in F nie gesehen und kann es mir auch nicht gut vorstellen.

Selbstverständlich sind die Franzosen keine Heiligen, aber mit solchen nationalen Stereotypen redet man immer von Mehrheiten und Durchschnitten. Und die sind in F, wie ich meine, vom Fressen und Saufen sehr weit entfernt.

Schöne Grüße

MM

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Statistik
Hi,

nur so als Gedanke dran gehängt - da von Prozenten
die Rede ist, könnte die Schlußfolgerung aber durchaus
sein, dass die Deutschen mehr für Miete/Wohneigentum
und Auto etc. ausgeben (müssen).

Gruß
Elke

Konsumausgaben der Privathaushalte
Hallo Hans-Jürgen,

hier die Vergleichszahlen für Nahrungsmittel & alkoholfreie Getränke:

http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page?_pageid…

Viele Grüße
Diana

Hallo Diana,

vielen Dank für die Recherche - da schlummern Schätze, aber sie sind bisweilen ein bissel umständlich zu heben.

Man sieht an der Tabelle grob zwei Effekte:

(1) Bei relativ niedrigeren verfügbaren Einkommen sind anteilig die Ausgaben für Ernährung höher. Was einleuchtend ist, alldieweil man zuletzt aufs Essen verzichten kann.
(2) Es gibt offenbar einen davon unabhängigen Effekt von „Malbouffe“, der sich z.B. in UK ziemlich deutlich zeigt.

Für das angesprochene Verhältnis F-D reicht wahrscheinlich schon (1) aus, die Präferenzen liegen offenbar nicht so sehr weit von den deutschen weg; die frz. Zahlen finde ich überraschend.

Noch ein paar Zahlen aus F, die meine Äußerungen betr. „Gott in F“ ein bissel relativieren: Durchschnittliche Dauer des frz. Abendessens (Hauptmahlzeit) 2001 = 34 Minuten; aber immerhin geben 2001 84% der übergewichtigen Franzosen an, sie äßen „zu schnell“.

(nach: „le Quid“ 2005)

Schöne Grüße

MM

Hallo,

(1) Bei relativ niedrigeren verfügbaren Einkommen sind
anteilig die Ausgaben für Ernährung höher. Was einleuchtend
ist, alldieweil man zuletzt aufs Essen verzichten kann.

das ist nicht unbedingt eine zutreffende Schlußfolgerung. Vielmehr kann es auch sein, daß in den Ländern des ehemaligen Ostblocks (und das sind ja die mit den höchsten Quoten) der Preisanstieg nach dem Mauerfall gerade bei den Grundnahrungsmitteln mitunter erheblich war, weil die Preise vorher einer besonders starken Regulierung unterlagen. Die Einkommen stiegen aber dort nicht unbedingt im gleichen Maße, so daß das (zumindest teilweise) auch eine höhere „Lebensmittelquote“ erklären könnte.

Für das angesprochene Verhältnis F-D reicht wahrscheinlich
schon (1) aus, die Präferenzen liegen offenbar nicht so sehr
weit von den deutschen weg; die frz. Zahlen finde ich
überraschend.

Ich eigentlich nicht. Mir ist vor einiger Zeit eine Studie über den Weg gelaufen, nach der die Franzosen bei Umfragen immer wieder betonten, was für einen großen Wert sie auf ihre Eßkultur legen. In Folgeuntersuchungen mit einer abgewandelten Fragestellung (um die Probanden nicht gleich darauf zu stoßen, worum es wirklich ging) stellte sich dann heraus, daß viele Franzosen derartige Antworten gaben, weil es eine Imagesache ist: Franzosen müssen gut und gepflegt essen, weil das ihr Ruf verlangt.

Tatsächlich ist aber die Eßkultur in den letzten ~ 20 Jahren dort ziemlich den Bach runtergegangen. Die vorgenannten Untersuchungen fanden - wenn ich mich recht entsinne - im Auftrag von Herstellern von Convenience-Produkten statt, die geklärt haben wollten, wieso trotz der - nach eigenen Angaben - hohen Eßkultur in Frankreich sämtliche testweisen Einführungen derartiger Produkte große Erfolge waren.

In Frankreich liegt der Anteil der Haushalte, die Convenience-Produkte kaufen, inzwischen über 50% (wenn ich mich recht entsinne, ist der Anteil in Europa nur in GB höher).

Gruß,
Christian

Servus Christian,

diese These würde für die fraglichen Ostblock-Länder bedeuten, dass die Leute nur aus Gewohnheit weiterhin das essen, was sie essen? Ich denke schon, dass da das Budget eine Rolle spielt: Wenn ein Rumäne vor der Wahl steht, erst in zehn-fünfzehn Jahren ein Auto oder schon heute ein Auto, aber kein Brot zu haben, wird es nahe liegen, dass er nicht bloß aus Gewohnheit die erste Alternative wählt.

Wenn ich mich an die Struktur meiner Ausgaben als Student erinnere, dürften dabei trotz meiner Liebe zu Stamm I in der „Förstermensa“ die Ausgaben für Lebensmittel bei 30-40% meiner verfügbaren Mittel gelegen haben, schlicht weil da weniger Bewegung möglich ist als in anderen Dingen.

– Die völlig sinnlosen Folgen der Subventionierung der Lebensmittelpreise in den RGW-Ländern wie Fensterputzen mit Schnaps oder Vieh mit Brot füttern, weil das billiger ist als Futtergetreide, sind ziemlich schlagartig gleich 1989-90 verschwunden und haben wohl heute keine Nachwirkungen mehr.

Betreffend F frag ich mich jetzt, ob es selektive Wahrnehmung meinerseits ist, dass mir dort das Angebot auf ein anderes Nachfrageverhalten orientiert zu sein scheint als in D. Gegriffenes Exempel: Die vielleicht einfachste Form von Convenience Food, Pürierte Gemüsesuppen aus dem Tetrapack, die in F in ungefähr der Zusammensetzung, die sie bei mir in der Küche handgemacht auch hätten, an jedem Eck für ein paar Cent zu haben sind, ist mir in D noch nie begegnet, obwohl da außer Libbys u.a. auch Knorr draufsteht. Naja, vielleicht kaufe ich zu autobahnfern ein und bin daher nicht über die deutsche Palette auf dem Laufenden…

Spannend fände ich noch für F die Differenzierung (1) Paris (2) Lyon Marseille Bordeaux Lille (3) Rest: Paris hat über den Anteil an der Gesamtbevölkerung einen ziemlichen Einfluss auf den französischen Durchschnitt, aber eine Monatsmiete von 55 € / m² wird im Rest Frankreichs kaum ein Haushalt aus den vorhandenen Mitteln bestreiten müssen.

Schöne Grüße

MM

Hi Martin,

ich bin nicht ganz sicher, ob ich das gleiche
meine wie du, aber bei Plus bei den Bioprodukten
gibt es 500ml Becher im Kühlregal mit 3 sämigen Suppen,
Erbsensuppe mit Putenstreifen, Pastinakensuppe mit
Lachsstückchen und eine Thaisuppe. Meinst du sowas?

Gruß
Elke

Servus Elke,

Meinst du sowas?

nein, viel einfacher: Wenn ich z.B. Kürbissuppe oder Kartoffelsuppe oder sonst eine Gemüse-Cremesuppe mache, koch ich die Bestandteile mit Wasser, salze und würze ein bissel, kippe einen Schluck Öl dran und geh dann mit dem Pürierstab durch.

Für den französischen Markt machen die Herren Knorr, Liebig und sogar der Parvenu Lidl sowas ähnliches, aber voll mechanisiert, füllen den Stoff auf 1L-Tetrapacks und stellen das Ergebnis für etwa 1,50€/Liter ins Regal beim Händler. Das Ergebnis: Suppen mit einem Gemüseanteil von (je nach Gemüse) 35 - 60% und fast nix oder nix von der E-605-Liste, ungekühlt recht lang haltbar. Wesentlich besser als die deutschen Beutel-Trockensuppen und viel weniger teuer gekauftes Salzwasser als bei denen in der Blechdose, und zu einem Preis, zu dem ich Haushaltsmengen kaum selber machen kann.

Hiermit zurück zum Thema: Offenbar gibt es in D keinen Markt dafür; wenn die Produktionsstraße einmal steht, ists ziemlich gleichgültig, ob man hundert Tonnen mehr oder weniger durchlaufen lässt - von daher würde es naheliegen, dass man das Produkt, wenn es mal da ist, möglichst überall anbietet, wo die Vertriebslogistik hinreicht. Ein plausibles Motiv für das Fehlen am deutschen Markt wäre hier wieder die deutsche „Centwirtschaft“: Klar sind die Produkte gemessen am absoluten Preis relativ teuer, aber gemessen an dem, was sie bieten, die billigste vollwertige „Convenience“-Mahlzeit, die ich kenne: Eigentlich sehr gut geeignet für Working Poor, die Geldaufwand nicht gut durch Zeitaufwand ersetzen können, weil sie weder Zeit noch Geld übrig haben.

Wieauchimmer: Wenn wir einmal nach Strasbourg in die Buchhandlung gehen, kommen wir jedesmal als echte Westwallzigeuner bepackt mit Rucksäcken und Taschen voll von diesen Suppen-Tetrabricks wieder…

Schöne Grüße

MM

Hi Martin,

nein, viel einfacher: Wenn ich z.B. Kürbissuppe oder
Kartoffelsuppe oder sonst eine Gemüse-Cremesuppe mache, koch
ich die Bestandteile mit Wasser, salze und würze ein bissel,
kippe einen Schluck Öl dran und geh dann mit dem Pürierstab
durch.

Mit anderen Worten: Kürbismus, leicht gewürzt.
Jau, hat was.

Gruß
Elke

Servus,

Mit anderen Worten: Kürbismus, leicht gewürzt.

oder Kartoffel/Lauch, oder Ratatouille für die Schnabeltasse, oder Sellerie/Karotten usw. usw.

Aber das letzte Wort ist ja diesmal für Dich, hab ich grad gemerkt! - außerdem geht uns grade die „-kultur“ flöten.

Schöne Grüße

MM