Auslöser der Reformation in wenigen Sätzen

Moin zusammen,

vorweg: ich studiere Geschichte (M.A. grade begonnen). Jetzt hänge ich über ner Studienarbeit und versuche seit geraumer Zeit, die (vielschichtigen) Gründe und Auslöser der Reformation in einen kurzen Absatz zu packen. Ich möchte das nur kurz erwähnen, weil das wichtig für den weiteren Verlauf der Arbeit ist. Und ich kriegs einfach nicht hin. Das war so ein großer Berg Geschehnisse und Umstände, die die Reformation vor sich herschiebt, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Ernsthaft.

Und damit niemand auf die Idee kommt, ich würde hier um „richtige“ Hausaufgabenhilfe bitten, von mir ein paar Stichpunkte:

  • Bauernaufstände (soziale Differenzierung, Feudalwesen, Leibeigenschaft, stärker im Südwesten durch starke territoriale Zersplitterung etc.)
  • Normierung von Herrschaftsrechten (Verhältnis von Reich und Territorien)
  • Buchdruck (rasche Verbreitung von Wissen, stärkerer Dialog, humanistische Strömungen aus Italien)
  • Reichsreformdiskussion, Aufstände von Städtern, Krisenbewusstsein
  • Ablassstreit
    und so weiter und so fort.

Nur, wie bringe ich das in vernünftige (wenige!) Sätze? Puh… Zu Hülfe, sprach Iphigenie…

Grüße und lieben Dank schonmal,
Sarah

Hallo!

… Auslöser der Reformation …

Was mir dazu spontan einfällt:

  1. Zu jener Zeit gab es noch sehr verbreitet den klerikalen Feudalismus. ( -das bedeutet ungefähr: Wenn du nicht meiner/der Meinung bist, lasse ich dich einen Kopf kürzer machen oder enteigne/enterbe ich dich.-)

  2. Es gab die Praxis, die „Botschaft Gottes“ dem „Volk“ auf Latein zu vermitteln.
    ( -durch die Übersetzung der Bibel durch Luther, wurde es allen deutsch sprechenden/verstehenden Menschen, zum ersten mal überhaupt ermöglicht, deren Inhalt wirklich zu verstehen ( -es gab nicht viele „Aufgeklärte“, Adlige und Klerikale, sondern vor allem Bauern im Volk- ). In der Folge fanden Predigten zunächst in der „lutherischen/reformierten Kirche“, in deutscher Sprache statt, die der „normale“ Mensch verstehen konnte und damit fing eben auch Aufklärung an. Das mit der Übersetzung, machte schule für ganz Europa, die Welt und in der katholischen Kirche viel, viel später- )

  3. Die Erfindung des Buchdruckes und damit die Verbreitung von „Wissen“, war der Anfang zur Aufklärung aus neuzeitlicher Sicht ( -Stichwort in dem Zusammenhang auch Deismus- ). Nicht zuletzt wird deshalb die Epoche in der Nachfolge der Reformation aus heutiger Betrachtung auch Aufklärung genannt.

Gruß

Widor

Hallo!

Hi auch,

  1. Zu jener Zeit gab es noch sehr verbreitet den klerikalen
    Feudalismus. ( -das bedeutet ungefähr: Wenn du nicht
    meiner/der Meinung bist, lasse ich dich einen Kopf kürzer
    machen oder enteigne/enterbe ich dich.-)

Öhm, nein, bedeutet es nicht. Ein klerikaler Feudalismus wäre ein Lehensverhältnis zwischen Klerus und Bevölkerung (Bauern, Leibeigene).

  1. Es gab die Praxis, die „Botschaft Gottes“ dem „Volk“ auf
    Latein zu vermitteln.
    ( -durch die Übersetzung der Bibel durch Luther, wurde es
    allen deutsch sprechenden/verstehenden Menschen, zum ersten
    mal überhaupt ermöglicht, deren Inhalt wirklich zu verstehen (
    -es gab nicht viele „Aufgeklärte“, Adlige und Klerikale,
    sondern vor allem Bauern im Volk- ). In der Folge fanden
    Predigten zunächst in der „lutherischen/reformierten Kirche“,
    in deutscher Sprache statt, die der „normale“ Mensch verstehen
    konnte und damit fing eben auch Aufklärung an. Das mit der
    Übersetzung, machte schule für ganz Europa, die Welt und in
    der katholischen Kirche viel, viel später- )

Das ist durchaus richtig. Allerdings ist dies schon die Reformation selbst, nicht einer der Auslöser.

  1. Die Erfindung des Buchdruckes und damit die Verbreitung von
    „Wissen“, war der Anfang zur Aufklärung aus neuzeitlicher
    Sicht ( -Stichwort in dem Zusammenhang auch Deismus- ). Nicht
    zuletzt wird deshalb die Epoche in der Nachfolge der
    Reformation aus heutiger Betrachtung auch Aufklärung genannt.

Ja, Buchdruck. Klar, aber leider immer noch kein verwertbares Material…

Gruß

Grüße und danke

Widor

Sarah

P.S.: Tschuldigung, dass ich deine Antwort so zerpflückt hab, aber die hilft mir leider nicht weiter. Für die Bemühungen gibts trotzdem ein * von mir.

Vielleicht nochmal an alle: Mir ist durchaus klar, welche Prozesse abliefen, aber ich kann sie einfach nicht in zwei drei prägnante Sätze packen. Das ist das Problem. Es ist kein Verständnis-, sondern ein Formulierungsproblem. Hätte ich Schwierigkeiten mit dem Verständnis, müsste ich mir sonst ja auch dringend Gedanken um die richtige Studienwahl machen :wink:

Hallo Sarah!

Zunächst ist Dein zerpflücken meines Beitrages ( -der war halt spontan- ) in Teilen durchaus berechtigt.

Zu 1.:

Zugegeben, da habe ich mich zu später Stunde bei meiner Erläuterung ( -das ist jeweils immer der Klammerzusatz- ) doch sehr banal ausgedrückt und wohl auch nicht korrekt.

Sie sollte zum Ausdruck bringen, dass die kirchliche Gerichtsbarkeit zur damaligen Zeit, sich noch so ziemlich alles Erlauben konnte ( -Stichwort „Inquisition“- ).

Zu 2.:

Es gab die Praxis, die „Botschaft Gottes“ dem „Volk“ auf Latein zu vermitteln.

Diese Tatsache fand vor der Reformation statt und für lange Zeit danach auch weiterhin in der katholischen Kirche.

Zu 3.:

Ja, Buchdruck. Klar, aber leider immer noch kein verwertbares Material…

Das verstehe ich jetzt nicht.

Wie auch immer, kann/„darf“ ich Dir ja hier keinen fertigen Text zu den Auslösern der Reformation liefern - aber lies Dir mal den Wikipediabeitrag zu Luthers 95 Thesen durch und hier vor allem den Unterpunkt „Bedeutung“:

http://de.wikipedia.org/wiki/95_Thesen

Gruß

Widor

Hallo Sarah!

Noch etwas:

Wenn Du mal „Auslöser der Reformation“ als Phrase bei Google eingibst, dann sollte/müsste, nur mal als Beispiel, der erste gelistete Link folgender sein:

http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/fileadmin/Red…

Die Stichpunkte in vollständige Sätze zu fassen, sollte für Dich wohl keine Schwierigkeit darstellen.

Und der zweite gelistete Link, gibt ebenfalls Auskunft über die Auslösung der Reformation:

http://de.wikipedia.org/wiki/Reformation#Ausl.C3.B6ser

Gruß

Widor

1 Like

Hallo cinor,
entschuldige, daß ich als Fachfremde mich zu diesem Deinem Thema einmische, aber als Freund jener Epoche wage ich das …

Ich glaube, die Reformation ereignete sich (fast explosionsartig) als Ergebnis vielfältiger Strömungen, die den wesentlichen Ausgangspunkt in der totalen Veränderung des Weltbildes vom mittelalterlich-hierarchischen zum neuzeitlich- aufgeklärten hatte.

Diese kurze Blütezeit der Renaissance mit ihrem Aufstrahlen von Wissenschaft, Kunst, Philosophie usw., mit Einbezug heidnischer Autoren (Aristoteles) und arabischer Erkenntnisse (z.B. Astronomie, Heilkunst, Naturwissenschaften) veränderte den Blick des Menschen nicht nur auf sich selbst und seine Freiheitsmöglichkeiten, sondern auch auf seine Beziehung zu Gott und: zu dieser Welt. Und so kam Perspektive in das irdische Leben wie in die Kunst wie in die Wissenschaft …die Gedanken zu Freiheit und Selbstverantwortung waren geboren, verstanden, aufgenommen worden.

In einem (wie ich es sehe) zweiten Schritt, dem Eintritt dieser Gedanken und ihrer Verarbeitung im Sinne von weltlicher Macht und Einfluß, fielen in diese aufkeimende Hoffnung, in diese Blütezeit des Geistes, Frost und Elend des dreißigjährigen Krieges mit Verwüstung, Pest und Cholera, Hunger und Tod. Wo war Hilfe? Das gestürzte Weltbild konnte keine Hoffnung mehr vermitteln.

Daß dieser neue Glaube zugleich neue Machtperspektiven für viele der Füstentümer Europas bot, war so etwas wie ein dynamisches Beförderungsmittel für Gedanken und Weltvorstellungen, für die die Zeit reif war. Die Empörung über das gottlose Treiben der Borgias in Rom, das Treiben des Klerus vielerorts usw., tat ein Übriges.
Es hatte schon zuvor viele Male häretische Bewegungen gegeben, dieses Mal aber fiel die Saat der Gedanken auf einen vielfältiger vorbereiteten Boden und sie traf auf auf reale Notwendigkeiten.

Du weißt das alles - ich habe keine große Hoffnung, es könnte Dir so viel weiterhelfen, aber ich konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, etwas zu einer der gewaltigsten Epochen europäischer Geschichte zu sagen …

Beste Wünsche für Deine Arbeit! Welch lohnendes Gebiet! S.I.

Hallo cinor,
entschuldige, daß ich als Fachfremde mich zu diesem Deinem
Thema einmische, aber als Freund jener Epoche wage ich das …

Hey, warum solltest du das nicht wagen? Ob nun jemand sich mit dem Thema beruflich oder privat auseinandersetzt, ist doch eigentlich unerheblich. Wer Spaß daran hat, ist meist besser informiert…

Du weißt das alles - ich habe keine große Hoffnung, es
könnte Dir so viel weiterhelfen

Doch, das hast du. Das ist (recht) kurz und prägnant. Mit den Inputs von Widor zusammen bekomme ich endlich was sinnvolles hin. Muss nur noch zwei drei historische Fachbegriffe einbauen, damit der Prof auch zufrieden ist :wink:

Beste Wünsche für Deine Arbeit! Welch lohnendes Gebiet!

Dankeschön! Jetzt noch 4 Seiten dieser Arbeit fertigschreiben und der Bachelor ist endlich offiziell. Juhu :smile:

S.I.

Sarah

Lieben Dank! Schau mal in meinen Antwortpost auf semperidem.

Grüße
Sarah