Ausnutzen von Senilität - kann man da helfen?

Hallo,
habe eine 93-jährige Oma, die alleine lebt, relativ fit ist, aber allmählich merkt man, daß sie abbaut.
Ihr Lebenspartner ist seit einigen Jahren tot und sie will alleine bleiben. Auf keinen Fall eine Betreuung oder gar ein „Heim“!! Sie lebt ca 700 km von ihren nächsten Verwandten entfernt!

Es hat sich nun herausgestellt, daß inzwischen wohl einige „Parasiten“ sie mehr oder weniger regelmäßig und systematisch ausnehmen. Da meine Oma ziemlich vermögend ist, geht es dabei um teilweise recht erhebliche Beträge.

Kann man irgendetwas tun, um alte Menschen vor solchen Parasiten zu beschützen? Sie geben sich als Freunde oder Helfer aus und verlassen das Haus mit einem netten, völlig übertriebenen „Taschengeld“ (als Dankeschön fürs Helfen). Zufällig stellt Oma dann immer wieder mal fest, daß plötzlich auch von ihrem Bargeld ein paar Hunderter oder sogar Tausender fehlen. Aber sie unternimmt nichts, um das zu ändern.
Gibt es irgendwelche Fachleute oder Beratungsstellen, die weiter helfen können? Oder müssen wir den Dingen einfach ihren Lauf lassen?
Liebe Grüße
Petra

Hallo Petra,

da kann man und muss sogar eine Menge tun. Da die alte Dame offensichtlich nicht mehr über die nötige Urteilsfähigkeit verfügt, müsste sich ein Betreuer um sie kümmern. Dieser könnte dafür sorgen, dass die Gelddinge in Ordnung kommen. Mehrere Tausender im Haus???

In Eurem Ort oder wenigstens in der Kreisstadt gibt es sicherlich jede Menge Beratungsstellen, die da weiterhelfen können. Caritas, Diakonie, die Kreisverwaltung, beim Amtsgericht könnte man Euch auch fürs Erste weiterhelfen.

Liebe Grüße
Hagazussa

Na das ist doch schon mal ein guter Anfang. Da werde ich mich gleich mal schlau machen. Vielen Dank für deine Antwort.
Wer noch nie mit sowas zu tun hatte, steht manchmal ganz schön hilflos da…
Liebe Grüße
Petra

Hallo,

lass dich mit einverständniss deiner Oma als Betreuerin einsetzen,das läuft übers Gericht.

mit freundlichen Grüßen

zztop

1 Like

Hallo,

das ist das Beste Beispiel dafür, wie wichtig und nötig ein Betreuer ist, der sich um die finanziellen Angelegenheiten deiner Großmutter kümmert. Sonst wird ihr noch der letzte Pfennig abgeknöpft.

Solche Phänomene sind leider sehr oft. Da tauchen plötzlich Großneffen und -nichten auf, irgendwelche dubiosen entfernten Verwandte, wenn es was zu holen gibt. Menschen, wie deine Großmutter müssen vor solchen Menschen geschützt werden.

Wie hier schon geschrieben, erste Anlaufstelle ist das Amtsgericht. Betreuung beantragen, Vermögen verwalten.
Sonst ist irgendwann nichts mehr da.

Gruss GDA

Hallo,

jetzt einmal ganz ketzerisch gefragt:

Die eigenen Enkelkinder sind weit, weit weg und kümmern sich nicht um die Großmutter.

Was macht es da aus, wenn ‚irgendwann nichts mehr da‘ ist, die Oma aber einen schönen Lebensabend hatte, weil sich irgendwelche entfernten Verwandten sich liebevoll um sie gekümmert haben - selbst wenn dies vielleicht vorrangig aus monetärem Interesse geschah?

Geht es nur darum, das Erbe zusammenzuhalten?

Gruß

=^…^=

4 Like

Deine ketzerische Frage ist vollkommen berechtigt. Dazu später. Darüber habe ich mich mit den anderen Enkeln bereits unterhalten.

Es geht hier leider nicht um sich liebevoll kümmernde stief-schwieger-schwippschwager-Verwandte sondern um Menschen, die die alte Dame so lange belagern und belästigen, sich wahrscheinlich so lange bei ihr beklagen und ausweinen, bis sie ihnen Geld gibt, um endlich ihre Ruhe zu haben. Sie mag am liebsten allein sein, was wir (richtigen Verwandten) auch respektieren. Wenn man sie besuchen möchte und sei es nur auf einen Kaffee, hat sie selbst dazu meist keine Lust. Sie beklagt sich über diese Leute, die ihr ständig auf die Pelle rücken. Vor einem Paar hat sie sogar Angst. Nur das allein macht mir Sorgen.
Und da wir alle weit weg wohnen, finde ich die Idee mit dem Betreuer vor Ort sinnvoll und die einzig effektive Maßnahme. Wer von uns sollte sich sonst darum kümmern können - aus der Ferne?
Uns ist bekannt,daß ein großer Teil des Erbes (oder alles???) an eine wohltätige Stiftung gehen soll. Das hat Oma schon vor vielen Jahren gesagt. Wir haben außerdem kein Interesse am Erbe - ja, es gibt noch Menschen, die lieber ihren Seelenfrieden haben, anstatt sich um Geld zu prügeln und damit jahrelang durch Prozesse und Hasstiraden zu belasten.
Trotzdem danke für den Denkanstoß.

2 Like

Bringt leider wenig, da ich aus 700 km Entfernung nicht viel machen und nicht schnell handeln könnte.

Hallo Petra,

ein Betreuer scheint in dem hier vorliegenden Fall ja nur für Vermögensangelegenheiten nötig zu sein. Das könnte man auch aus der Ferne machen. Der Betreuer müsste dann mit den Banken usw. Kontakt aufnehmen und sicherstellen, dass einerseits der Unterhalt für die alte Dame gesichert ist, andererseits der Geldhahn aber dann zu ist, wenn die Schnorrer auftauchen. Sonst ist irgendwann einmal das größte Vermögen futsch - und die nächsten Angehörigen können gucken, wie sie für Omas Unterhalt (womöglich später einmal Heimunterbringung) sorgen.

Bei den Beratungsstellen und auch beim Betreuungsgericht kennt man solche Fälle und kann für die konkrete Situation auch konkreten Rat erteilen. Schaut die Sache womöglich nach Betrug oder andere kriminelle Aktivitäten aus, sich bei der Kripo klug machen. Zum Enkeltrick gibts mittlerweile zahllose Varianten.

Viel Glück und starke Nerven
Hagazussa

Hallo Petra,

ich widerspreche den hektischen Forderungen nach einem Betreuer erst einmal energisch!

Die Frau ist 93 Jahre alt und nach deinen Aussagen noch recht fit. Das klingt nicht so, als ob sie nicht mehr geschäftsfähig wäre.

Sie ist vermögend. In dem Zusammenhang sollte daran erinnert werden, dass es ihr Geld ist und Angehörige keinerlei Anspruch darauf haben. Wenn Oma beschließt, ihr Geld zu verjubeln, ist das ihr Privatvergnügen.

Die Angehörigen sind 700 km weit weg und kümmern sich offenbar nicht so dolle. Nun gibt es da offenbar Personen, die dieses Vakuum ausfüllen. Die Oma ist grundsätzlich zufrieden und zeigt ihre Dankbarkeit dadurch, dass sie großzügig Taschengeld verteilt. Das ist bis dahin absolut in Ordnung und berechtigt im Zweifel keinen Angehörigen, auch nur laut Luft zu holen. Wenn Oma Gesellschafter und Kümmerer braucht und die bezahlt, dann ist das ihre Angelegenheit!

Bis hierhin erst einmal Schnitt. Bis hierhin sollte man sich das mal mit aller Konsequenz vor Augen führen. Eine Alternative zum jetzigen Zustand wäre nur dann akzeptabel, wenn man Oma eine solche vernünftig anbieten könnte: d.h. ein knkretes Angebot für Gesellschaft und Hilfe, das sie akzeptieren kann und will.

Der einzige Punkt, der in der Geschichte ein Augenmerk verdient, ist der Umstand mit den größeren Bargeldmengen, die offenbar Füße bekommen.

Hier kann man sich mal mit Oma hinsetzen und mit ihr gemeinsam überlegen, wie man das Problem in den Griff bekommt. Denn das will sie ja vielleicht auch nicht. Da sollte man ihr raten, dass es unklug ist, solche Geldmengen im Haus zu haben, sie wird vielleicht nicht wirklich betuppt werden wollen.

Aber hier nach einem Betreuer zu rufen halte ich aufgrund der geschilderten Angaben für anmaßend, für unverschämt! Wenn die Frau das Geld hat und nicht ins (verdammt teure(!)) Heim will, dann ist es wirklich ihr Privatvergnügen.

Denn so, wie das hier rüber kommt, ist das Engagement, der Dame so zu helfen, dass es nach ihren Wünschen geht, gleich Null. Nur wenn es ums Geld geht, bricht der Aktionismus durch?

Das Recht auf Selbstbestimmung verliert man nicht automatisch, nur weil man Älter wird. Das Recht auf Selbstbestimmung beinhaltet auch, Fehler und Dummheiten zu machen. Sonst müsste jeder für nicht mehr geschäftsfähig erklärt werden, der heute noch auf Onlineabzocke und ähnliches rein fällt…

LG Petra

OK. Das lese ich jetzt erst. Insofern relativiere ich meinen anderen Beitrag ein wenig, lasse ihn aber trotzdem wegen der grundsätzlichen Aussage mal stehen.

Wenn das so ist, wie du hier beschreibst, ist der Betreuer dennoch der völlig falsche Weg!

Was ist die Situation: Oma fühlt sich durch diese Leute selbst bedrängt und unwohl, kann aber offenbar nur nicht nein sagen. Ansonsten ist sie aber völlig fit. Schaden: Unwohlsein der Oma und Geld, was eigentlich in die Stiftung soll, geht flöten.

Die vermeintliche Lösung Betreuer würde nur dann was bringen, wenn man der Oma die Geschäftsfähigkeit absprechen würde! Mal abgesehen davon, dass es - zum Glück - nicht so leicht ist, jemandem die Geschäftsfähigkeit abzusprechen. Hier die gleiche Frage, die ich bereits schon einmal gestellt habe: Rechtfertigt die Schwäche, nicht „Nein“ sagen zu können, die (salopp formuliert) „Entmündigung“? Bei einem 40, 50jährigen würde jeder sagen: Der / die ist bescheuert, dass er so was tut. Der / die muss vielleicht mal zum Seelenklemptner. Aber es käme keiner auf die Idee, nach einem Betreuer zu rufen. Das ist Altersdiskriminierung!

Die Lösung kann hier nur mit Oma gemeinsam gefunden werden. Wenn sie selbst leidet unter der Situation, dann muss sich halt mal irgendeiner von der buckligen Verwandtschaft die Zeit nehmen, um mit Oma eine Lösung zu finden, die ihr wirklich hilft.

LG Petra

1 Like

Hallo,

der gerichtlich bestellte Betreuer dürfte in der Tat hier nicht der gangbare Weg sein, denn eine Betreuung setzt voraus, dass jemand nicht mehr in der Lage ist, seine Dinge selbst zu regeln. Danach klingt die Geschichte hier nicht. Ganz abgesehen davon würde auch bei angeordneter Vermögenssorge ein Taschengeld ausgezahlt welches sich am Vermögen und Einkünften orientiert, und dieses Geld wäre dann „netten Menschen“ genau so ausgeliefert wie bisher.

Besser scheint mir der Weg über einen vertrauenswürdigen Menschen im räumlichen Umfeld, der ggf. durchaus auch für Bezahlung, sich der alten Dame annimmt, sie regelmäßig besucht, von ihr immer erreicht werden kann, und der sich dann solcher Dinge annimmt. D.h. Leute abweist, die da bitten und betteln, gemeinsam bespricht welche Bargeldmenge im Haus sein sollte, diese z.B. mittels Möbeltresor auch sichert, … Anlaufstellen um solche Menschen zu finden könnten die Kirchengemeinde oder Wohlfahrtsverbände sein. In vielen Städten gibt es auch Freiwilligeninitiativen und Vermittlungen, … Vielleicht hat man auch vor Ort Kontakt zu jemandem der wirtschaftlich erfahren und seriös ist, wie ein Kaufmann, Steuerberater, Anwalt, … Wenn das Vermögen ohnehin in eine Stiftung fließen soll, könnte man natürlich auch in dem Umfeld suchen. Als ich noch in unserer Bürgerstiftung aktiv war, habe ich mich z.B. auch um so einen Fall gekümmert.

Gruß vom Wiz

1 Like

guter Hinweis…
Hallo Wiz,
habe den Eindruck, so wie du und Pomeranze, daß es auf keinen Fall auf eine Entmündigung hinauslaufen sollte. Die Frau ist immerhin geistig noch fit.
Eine Vertrauensperson in der Nähe zu finden ist daher sicher eine sehr gute Lösung.
Wir sind mittlerweile auch so weit, daß unsere Oma einen Safe im Haus hat und die Haustürschlüssel hat erneuern lassen. Ein erster wichtiger Schritt für die eigene Sicherheit. Nun kann sie etwas sicherer sein, daß das Geld keine Füße mehr bekommt.
Danke für deinen Tipp.
LG
Petra

Hallo,
du sprichst mir aus der Seele. Ich bin ganz deiner Meinung. So lange es geht, sollte unsere Oma sich so in ihrem Leben bewegen, wie es ihr gefällt. Wir stehen auch in Kontakt mit ihr und sind der Meinung, daß sie im Kopf klarer ist, als man uns weismachen wollte.
Fakt ist, daß wir Hinweisen nachgegangen sind, die sich nur teilweise bestätigt haben.
Sie hat unseren Rat beherzigt und neue Haustürschlösser einsetzen lassen. Außerdem gibt es inzwischen eine Safe im Haus.
Ich lehne genau wie du einen überzogenen Aktionismus ab, der möglicherweise aus reiner Hab- oder Geldgier entstehen kann.
Danke für deinen Beitrag. Hat mir sehr geholfen und uns bestätigt in unserer Einstellung.
Liebe Grüße
Petra

Hallo Petra,

das klingt ja deutlich vernünftiger und besser als der erste Beitrag vermuten liess :wink:

Man kann auch alten Damen noch gut das Rückgrat stärken. Was sie in der Situation wichtig braucht ist eine Be / Wiederstärkung ihres Selbstbewusstseins. Und vielleicht auch die Selbsterkenntnis, dass sie vielleicht doch nicht arg so alleine sein mag, wie sie sagt. Denn sonst wäre vielleicht dieses Bedürfnis für Hilfe überschwänglich zu danken auch nicht gekommen. Insofern ist es sicher ein guter Weg, nicht nur selbst den Kontakt noch mal aufzufrischen, sondern für jemanden vor Ort zu sorgen, an den sie sich wenden kann.

LG Petra

Noch ein Hinweis…
Hallo Petra,

ich möchte noch einmal die ketzerische Stimme aus dem Hintergrund sein:

Erzählungen von verschwundenem Geld oder fremden Menschen, die Angst machen, sind nicht untypisch für eine beginnende Demenz. Auch und gerade dann, wenn die Person ansonsten geistig noch sehr fit wirkt.

Habt ihr Enkelkinder nicht die Möglichkeit, vielleicht einmal an einem Wochenende persönlich nach dem Rechten zu sehen?

Grüße

=^…^=

1 Like

Hallo Petra,

lass Dich mal beraten, wie es mit einem Betreuer vor Ort ausschaut. Kreisverwaltung, Diakonie, Caritas usw. können Dir die entsprechenden Auskünfte geben. Der Aufgabenkreis eines Betreuers kann sich auf das beschränken, was unbedingt notwendig ist. Betreuung heute und Entmündigung gestern sind zwei Paar Stiefel.

Zudem gäbe es dann vor Ort einen Ansprechpartner, an den sich die alte Dame, die Verwandten und eventuell auch Ärzte und Behörden wenden können, wenn etwas passiert.

Der Betreuer arbeitet ausschließlich im Interesse des Betreuten, muss also keine Rücksichten auf Verwandte usw. nehmen. Betreuung ist eine arbeitsintensive Sache, da tut niemand etwas, was gar nicht nötig ist.

Liebe Grüße
Hagazussa