Ausrüstung der Landsknechte/Reisläufer

Hallo!
ich habe schon gegoogelt, auch hier http://www.kriegsreisende.de/neuzeit/landsknechte.htm sehr gute Informationen gefunden, aber ich möchte genauer wissen - was wurde als Alltagsgepäck mitgeführt, zumal wenn sich ein Trüppchen von wenigen Mann abspaltete und durch die Gegend zog (abseits der Zivilisation), ohne Frauen, die das Gepäck schleppten und auch ohne Gäule?

Essbesteck, also Messer und Löffel, trug man am Gürtel, nehme ich an, Proviant im Schnappsack, aber hatten die auch Bratspieß und einen Kessel oder Topf zum Kochen, den sie dann mitschleppten?

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

natürlich könnte ich dir ganz trivial antworten, dass das von Grüppchen zu Grüppchen ganz auf die Umstände ankam und verschieden gewesen sein mag :wink:.

Aber jedenfalls war es damals so, dass Landsknechte abseits des Heeres und ohne Krieg mangels jeglicher Einkünfte oft dem Verhungern näher waren als dem Überleben. Wenn eine Gruppe Bratspieß und Topf besessen haben sollte, dann bestimmt nicht lange, weil jeglicher brauchbarer Besitz eher früher als später in Essbares eingetauscht wurde.

Gruß
Hardey

Hallo, Hardey!

natürlich könnte ich dir ganz trivial antworten, dass das von
Grüppchen zu Grüppchen ganz auf die Umstände ankam und
verschieden gewesen sein mag :wink:.

Bestimmt, aber „Trends“ wird es gegeben haben :smile:

Aber jedenfalls war es damals so, dass Landsknechte abseits
des Heeres und ohne Krieg mangels jeglicher Einkünfte oft dem
Verhungern näher waren als dem Überleben.

„Meinem“ Trüppchen geht es gut, sie sind Reisläufer und gehören zu einem größerem Kontingent zur Zeit der Kriege um das Herzogtum Mailand. Sie befinden sich auf einer speziellen Mission und sind mit Proviant versehen, allerdings zu Fuß unterwegs und müssen ihren Kram schleppen. Ich kann mir die „wilden Gestalten“ in ihren geschlitzten, gebauschten, aufgemotzten Klamotten und sperrigen Waffen nur schwer mit klappernden Pötten auf dem Buckel vorzustellen :smile: Außerdem wollte ich vermeiden, etwas hinzuschreiben, was es „einfach nicht gegeben hätte“.

Ein altmodisches Geschichten, aber wegen Zeit- und Lokalkolorit interessant:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3365/40

Danke Dir und Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Landsknechte galten im späten Mittelalter auch als „Lumpensammler“, ganz einfach aus dem Grund, weil sie zum Beispiel keine einheitliche Uniform ihr Eigen nannten. Zu ihrer Ausrüstung gehörten neben einem Schild und einem „Bidenhänder“, also einer mit beiden Händen zu haltenden Schwertwaffe, in späterer Zeit auch Hakenbüchsen und Musketen. Waren sie, wie etwa im „Fränkischen Krieg“ 1523 in größeren Einheiten unterwegs, trugen sie zumeist mit Fuchsschwänzen verzierte Hellebarden und Spieße. Natürlich waren auch Frauen bei ihren Zügen dabei, die sogenannten „Marketenderinnen“, die die Fußtruppen unter anderem bekochten. Wenn du möchtest, kann ich dir gerne einige bildliche Darstellungen zukommen lassen! Zeitgenössische Abbildungen findest du unter anderem in meinem Wikipedia-Artikel zum Fränkischen Krieg (http://de.wikipedia.org/wiki/Wandereisen-Holzschnitt…).

Liebe Grüße,

Adrian Roßner

Hallo!
Ich habe mir Deinen Artikel durchgelesen und die Abbildungen angeschaut - sehr interessant!

Was Abbildungen von den Reisläufern angeht, so bekommt man Treffer in der Google-Bildersuche, z.B. von Niklaus Manuel Deutsch. Sehr detailgetreu, aber so banale Alltagsgegenstände schleppt keiner mit
:smile: „Meine“ Reisläufer sind in Geheimmission unterwegs, fünf Mann, eine Gefangene - ich könnte mir vorstellen, dass man einen Karren dabei gehabt hätte oder ein Packpferd.

Andererseits bin ich vielleicht auf dem Holzweg. Schließlich sind mein Mann und ich auch drei Wochen durchs „wilde“ England getigert und haben alles auf dem Buckel geschleppt: Zelt, Schlafsäcke, Klamotten, Kochgeschirr (allerdings nicht aus Gusseisen), Wasser und Vorräte … Und die Reisläufer/Landsknechte waren bestimmt kräftiger und ausdauernder als wir Zivilisationskrüppel :wink:

Ich stolpere dauernd über solche Stellen in Romanen. Vieles ist ja durchaus möglich, sogar wahrscheinlich, aber ob man es „damals“ wirklich so gehandhabt hat, ist die Frage. Andere Zeiten, andere Sitten. Und behangen mit schweren Waffen plus Gepäck, ist man nicht mehr sehr wehrhaft. Überdies kann ein Packpferd als Proviant auf dem Huf betrachtet werden - auch nicht schlecht.

Gruß,
Eva

P.S.
Ich wollte noch anmerken, dass nicht nur Marketenderinnen mit den Landsknechten mitzogen, da waren ihre Frauen, Schwiegermütter, die Kinder waren dabei. Oft waren es Familienväter, die sich aus Not verdingten und die Familie kam mit oder es wurde unterwegs geheiratet oder wenigstens eine eheähnliche Gemeinschaft *g* gegründet. Da gibt es sehr interessante Literatur.

Gruß,
Eva

Hallo Eva,

Du musst immer berücksichtigen, dass Landsknechte meist aus den niederen Ständen stammende Söldner gewesen sind und ergo auch keine „Top-Ausbildung“ genossen haben, die es ihnen ermöglicht hätte, ihre Routen wie heutige Elite-Soldaten vorauszuplanen. Insofern waren bei allen Zügen, die über eine gewissen Entfernung hinaus reichten, grundsätzlich längere Wagenkolonnen mit dabei, mit deren Hilfe Ausrüstungsgegenstände leicht zum Ziel transportiert werden konnten. Zusätzlich dazu, führten natürlich auch Landsknechtsheere Artillerie mit sich (wie du auf den „Wandereisen-Schnitten“ sehen kannst). Bei „Reisläufern“ handelt es sich übrigens ebenfalls um Söldnerheere, die aber in diesem Falle meist auf Seite der Eidgenossen kämpften. Eine berühmte Schlacht, in der beide Versionen, Landsknechte und Reisläufer, einander gegenüberstanden, war die bei Dornach!

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen!

Adrian Roßner