«... ausser Abschied und Traktanden»

Hallo

Wenn z.B. ein Projekt «beerdigt» wird, dann fällt es «ausser Abschied und Traktanden».
Was damit gemeint ist, verstehe ich wohl.
Bloss kann ich nicht verstehen, wie sich eine Redensart einbürgern kann, die grammatikalisch derart verquer komponiert ist.

War es vielleicht einmal ein Jux, indem jemand die zwei Wendungen gekreuzt hat, nämlich z.B. «… fällt ausser Betracht» und «… fällt aus den Traktanden»? Und beim Nachplappern ging vielleicht einfach irgendwann das schelmische Grinsen und Augenzwinkern verloren, das so ein Sprach-Wolpertinger begleiten sollte.

Habt Ihr eine Erklärung dafür?

Danke Euch!
scalpello

Servus,

so verquer find ich die Formulierung nicht:

„Abschied“ sind die Vorlagen, die zu verabschieden sind; „Traktanden“ diejenigen, die zu behandeln sind.

Wenn etwas gänzlich von der Tagesordnung verschwindet, taucht es weder hier noch da mehr auf.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Das ist richtig, was Blumepeter schreibt:
Ein Abschied ist eine Beschgluss, der verwirklicht werden muss. Auch heute noch werden Gesete ver"abschiedet", und die bindenden Beschlüss der Reichstag im alten deutschen Reich waren die Reichstagsabschiede.
Und ein „tractandum“ ist etwas „zu Verhandelndes“ (Das ist ein Gerundivum).
Dieser Ausdruck ist also durech und durch korrekt; etwas altfränkisch zwar, aber etwas nicht zu Beanstandendes.

Gruß - Rolf

Noch nicht ganz klar
Hallo

Danke für die Antworten.
Ihr erklärt mir die Substantive – soweit klar.

Meine Frage bezog sich mehr auf die Verbalkonstruktion: «fallen ausser…».
Normalerweise sagt man doch «fallen aus…»

Haben wir hier diesen altfränkischen Anteil?

Grüsse
scalpello

Hallo,

Meine Frage bezog sich mehr auf die Verbalkonstruktion:
«fallen ausser…».
Normalerweise sagt man doch «fallen aus…»

vielleicht kann dies zur Klärung dienen:

„außer
… Es kann ursprünglich, wie oben angegeben, rein lokal zur Bezeichnung der Ruhelage (‚außerhalb‘) wie der Richtung (‚aus, aus… heraus, aus… hinaus‘) gebraucht werden; heute ist eine lokale Verwendung nur noch in übertragenem Sinn möglich zur Bezeichnung eines Zustandes (außer Atem, Gefahr, Zweifel) und in formelhaften Wendungen (außer Landes, Haus). In rein lokaler Funktion ist außer im allgemeinen durch außerhalb (s. d.) ersetzt worden.“
(http://www.dwds.de/?qu=au%C3%9Fer)

Gruß
Kreszenz

Ahaaaaa!
Liebe Kreszenz

Jetzt wird endlich hell!

… Es kann ursprünglich rein lokal zur Bezeichnung der Ruhelage :frowning:‚außerhalb‘) wie der Richtung (‚aus, aus … heraus, aus … hinaus‘)
gebraucht werden

Ja, das dient zur Klärung!
Vielen Dank.

scalpello