Hallo Fachleute,
Hallo Pauline,
da ich Deutsch mehr oder weniger als Fremdsprache gelernt
habe, stoße ich bei Wörtern aus einer fremden Sprache hier in
Deutschland immer wieder auf Aussprachen, die ich nicht
nachvollziehen und so auch nicht ohne weiteres an andere bzw.
Lernende weitergeben möchte. Zu diesen Merkwürdigkeiten
gehören z. B. „Gouda“,„Puzzle“, „Zucchino“ oder „Saint“. Ich
höre immer eine Mischung aus der Originalsprache und
Deutsch.
Für diese Wörter hat sich wohl die Aussprache „Gauda“, „Pussel“ (stimmhaftes „s“ trotz kurzem „u“) und wahlweise „Zuchini“ oder „Zuckini“ durchgesetzt (mit -o hinten sagt es kaum jemand). Das Wort „Saint“ dürfte im Deutschen kaum vorkommen, außer bei fremden Namen.
Meinen Fragen sind:
a) Wo kann ich die richtige deutsche Aussprache erfahren oder
kann ich DaF-Studierenden sagen: „egal, irgendwie“?
Im Duden steht, wie man die Wörter ausspricht. Es gibt auch noch den Aussprache-Duden, der ist da wahrscheinlich etwas genauer.
b) Warum ist das so oder besser ausgedrückt, warum werden die
Wörter nicht wie im Herkunftsland (oder mindestens annähernd
so) ausgesprochen oder einfach das geschriebene Wort in
deutsch abgelesen?
Das erstere ist meist tatsächlich der Fall. Man kann nicht erwarten, dass jeder Deutschsprecher jedes Wort genauso akzentfrei und gut wiedergibt, wie ein Muttersprachler der Sprache, aus der das Wort stammt. So fällt es vielen Deutschen schwer, ein R zu rollen, bei „Feng Shui“ die Töne und die Vokale richtig auszusprechen, bei „Borschtsch“ den letzten laut korrekt wiederzugeben, oftmals fehlt auch einfach das Wissen um die „richtige“ Aussprache, die meisten wissen nicht, dass man in fremden Sprachen doppelte Konsonanten auch doppelt ausspricht (nur als Beispiel). So werden die Wörter quasi automatisch angepasst, bis sie ins Lautschema des Deutschen passen. Bei manchen Wörtern setzt sich allerdings doch eine undeutschere Aussprache durch, z.B. bei „Sex“, das mit einem stimmlosen /s/ anfängt, was im Deutschen eigentlich nicht möglich ist. So sprechen wir die Fremdwörter einfach mit guter Näherung deutscher Phoneme aus, sprechen das deutsche R in spanischen Lehnwörtern, sagen „Fäng Schuie“, „Borschtsch“, usw.
Manchmal (seltener) entwickelt sich eine Aussprache nach dem Schriftbild. Es wurden die „Pommes“ genannt und „Puzzle“ habe ich auch schon mal als „Putzl“ gehört. Viele sagen „Wortschester-Soße“, einfach weil sie nicht wissen (woher auch?!), dass die Stadt „Wuster“ ausgesprochen wird. Bei „Gouda“ wird das ähnlich sein — ich kenne die Originalaussprache auch nicht, und das Wort sieht verlockend aus, es als „Gauda“ zu sprechen. Heute wird man vermutlich gar nicht verstanden, wenn man das Wort „richtig“ ausspricht. Wobei richtig ja fürs Deutsche anders sein kann, wie gesagt.
Ein schönes Wort ist auch „Raggu Feng“. 
Das ist aber in jeder Sprache so, dass Fremdwörter lautlich angepasst werden. Je älter das Fremdwort, desto sprachlich angepasster im Allgemeinen.
c) Auf welche Regel kann verwiesen werden oder nach welcher
Regelhaftigkeit werden diese Neuschöpfungen gebildet?
Es sind ja keine Neuschöpfungen, sondern tatsächlich regelhafte Angleichungen an die deutsche Phonotaktik. Ich kenne kein Regelwerk und keine linguistische Studie darüber, aber grob gesagt wird’s so sein:
Man nehme das Wort in Originalaussprache und ersetze jeden fremden Laut, den es im deutschen nicht gibt, und jede Kombination, die der deutschen Phonotaktik widerspricht, durch deutsche Laute bzw. passe sie der deutschen Phonotaktik an. Das ist in den meisten Fällen, was wirklich passiert…
Ein Beispiel (weil ich Beispiele so mag):
дружба = Freundschaft auf Russisch; Umschrift = družba. Aussprache in etwa [ˈdruˑʒbɐ]. Der Laut [ʒ] ist im Deutschen recht selten, und in silbenfinaler Position nicht möglich, daher wird der Laut stimmlos gesprochen, der letzte Laut [ɐ] existiert im Deutschen, aber wird je nach Dialekt anders gesprochen und auch bei russischen Wörtern nicht als solcher wahrgenommen. Ausgehend von der Schreibweise wird hier also [a] bzw. [aː] gesprochen. Das halblange gespannte [uˑ] wird als kurz empfunden und daher kurz gesprochen. Kurze u’s sind im Deutschen fast immer ungespannt, daher [ʊ]. In einigen Dialekten (v.A. in Ostdeutschland) gibt es die Lautkette [dr] am Wortanfang ebenfalls nicht — sie wird stimmlos gesprochen. Ein Zungenspitzen-R gibt’s ebenfalls nicht, deswegen wird das normale deutsche Zäpfchen-R draus.
Daher spricht man das Wort hier in Sachsen z.B. [ˈtʁʊʃba(ː)] aus.
Vielen Dank im Voraus und schöne Feiertage
Pauline
Liebe Grüße auch dir!