Aussprache Özkan - und andere

Hallo,

die erste deutsche Ministerin mit „türkischen Wurzeln“ heißt Aygül Özkan. Aygül ist ja kein Problem, aber wie spricht man Özkan richtig aus? In Deutschland ist es ja üblich, ausländische Namen so auszusprechen, wie es im Herkunftsland richtig ist.

In diesem Fall geht es um das z, alles andere ist wohl klar. Die gleiche Frage stellt sich ja bei Mesut Özil und bei Cem Özdemir.

Wobei bei Mesut zusätzlich offen ist, ob das s stimmlos oder stimmhaft auszusprechen ist, und wie man bei Cem das C ausspricht: Nach dem, was man im TV so hört, müsste er Schem oder Tschem heißen. Was aber stimmt?

Grüße
Carsten

Auch Hallo,

die erste deutsche Ministerin mit „türkischen Wurzeln“ heißt
Aygül Özkan. Aygül ist ja kein Problem, aber wie spricht man
Özkan richtig aus? In Deutschland ist es ja üblich,
ausländische Namen so auszusprechen, wie es im Herkunftsland
richtig ist.

Ay im Türkischen wird wie im Deutschen das Ei ausgesprochen.
Steht im Türkischen ei wird das e-i also ein e und danach ein i ausgesprochen.

Ein z wird wie ein s ausgesprochen. Hier also Öskan.

Die gleiche Frage stellt sich ja bei Mesut Özil und bei Cem
Özdemir.

Mesut bleibt Mesut und aus Özil wird Ösil

Hat das C ein Komma unten im Buchstaben (will jetzt nicht nach den Sonderbuchstaben im PC suchen) wird das tsch (wie Tschechien) ausgesprochen.

Wobei bei Mesut zusätzlich offen ist, ob das s stimmlos oder
stimmhaft auszusprechen ist, und wie man bei Cem das C
ausspricht: Nach dem, was man im TV so hört, müsste er Schem
oder Tschem heißen. Was aber stimmt?

Cem spricht man Dschem - also wie in Deutschland Dschunke.

Mein Türkisch ist zwar sehr stark eingerostet, aber ich muss auch öfters über die Sprecher in den Medien schmunzeln.

Übrigens: der männliche Vorname Nejat wird Neschat ausgesprochen oder Yusuf als Jusuf.

Die Türken schreiben viele neue Begriffe phonetisch. Aus Boutique wird dann eine Butik und aus dem Taxi ein Taksi.

Gruß
Ingrid

Hallo Ingrid,

Ein z wird wie ein s ausgesprochen. Hier also Öskan.

Die gleiche Frage stellt sich ja bei Mesut Özil und bei Cem
Özdemir.

Mesut bleibt Mesut und aus Özil wird Ösil

also ich persönlich weiß ja, wie Du das meinst. Aber allzu genau ist „s bleibt s und z wird s“ dann doch nicht. Denn genau zwischen diesen beiden „deutschen“ s liegt ja der Unterschied: das eine ist stimmhaft, das andere stimmlos. Um das etwas deutlicher auszudrücken:

Mesut = [s] = s wie in Fest
Özil = [z] = s wie in Phase

Eine ähnliche Anfrage hatten wir übrigens schon einmal vor ein paar Wochen: /t/tuerkisches-z/5942833

Gruß,
Stefan

Moin,

Mesut = [s] = s wie in Fest
Özil = [z] = s wie in Phase

Wobei jetzt noch zu klären wäre, ob das Türkische ein Äquivalent zur deutschen Auslautverhärtung kennt oder nicht - sprich, ist das „z“ in Özkan ein stimmhaftes oder stimmloses „s“?

Gruß

Kubi

Hallo Kubi,

Wobei jetzt noch zu klären wäre, ob das Türkische ein
Äquivalent zur deutschen Auslautverhärtung kennt oder nicht -
sprich, ist das „z“ in Özkan ein stimmhaftes oder stimmloses
„s“?

also ich bin kein ausgewiesener Experte für Türkisch. Aber nachdem, was ich hier gelesen habe (http://fr.wikipedia.org/wiki/Dévoisement_final#En_turc), schließt die Auslautverhärtung im Türkischen die Frikative nicht ein. Als Beispiel für diese Regel fiele mir u.a. das Wort gözleme ein (http://www.forvo.com/search/gözleme/).

Soviel zur Theorie. Im konkreten Fall Özkan bin ich mir, ehrlich gesagt, mittlerweile nicht mehr so sicher. Denn wenn ich mir z.B. folgenden Fernsehbeitrag anschaue (http://www.youtube.com/watch?v=MyTKQufX7SU), höre ich da weder ein klares [z] noch ein klares [s] heraus.
Hinzu kommt die theoretische Überlegung, dass Frau Özkan, die ja nun in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, vielleicht ihren Namen „deutsch“, also mit klarer Auslautverhärtung aussprechen könnte…

Gruß,
Stefan

Moin,

aufgrund deiner Antwort habe ich jetzt auch noch mal ein bißchen gegoogelt und festgestellt, daß sich die Seiten nicht einig sind. Manche sagen, das Türkische hat Auslautverhärtung, andere sprechen statt dessen von Inlauterweichung.

Meinen tun sie aber anscheinend alle, daß stimmlose Konsonanten im auslaut bei der Anhängung von Suffixen oft stimmhaft werden. Der wesentliche Punkt dabei ist allerdings: die Erweichung wird immer geschrieben. Nach dem, was ich bis jetzt gefunden habe, bleibt das türkische immer bei einer phonetischen Schrift, so daß ich jetzt mal davon ausgehe, daß das „z“ in der Türkei stimmhaft bleibt, weil es sonst „s“ geschrieben würde.

Dein Hinweis auf Frau Özkans deutschen Lebenslauf ist aber natürlich richtig. Letztlich kann sie nur selbst sagen, wie es sich bei ihr verhält.

Gruß

Kubi

Hallo Kubi,

ist ja eigentlich erbärmlich, wie wir lauter Menschen, die im Türkischen allenfalls über eine Halbbildung verfügen, hier über Auslautverhärtung diskutieren.

Ich möchte trotzdem noch meinen Mostrich dazugeben:

Der wesentliche Punkt dabei ist allerdings:
die Erweichung wird immer geschrieben. Nach dem, was ich bis
jetzt gefunden habe, bleibt das türkische immer bei einer
phonetischen Schrift,

Ja, aber das, was ich bis jetzt gefunden habe, bezieht sich immer nur auf Wort-Auslaute. Wie sieht es aber aus, wenn im Inneren eines Wortes stimmhafte auf stimmlose Laute treffen? Bleibt es dann bei der phonetischen Schreibweise?
Familiennamen haben ja immer eine Bedeutung. Wenn es sich hierbei jetzt um eine Zusammensetzung aus göz (mit [z]) und kan handelt, würde man dann bei Auslautverhärtung wirklich *göskan schreiben? So etwas habe ich bislang nur im Kroatischen gesehen (iz-pasti = ispasti), und irgendwie trau ich der türkischen Sprache das nicht zu. Aber solange sich hier kein Experte findet, bleibt diese Frage wohl ungeklärt.

Liebe Grüße
Immo

Hallo Immo,

ist ja eigentlich erbärmlich, wie wir lauter Menschen, die im
Türkischen allenfalls über eine Halbbildung verfügen, hier
über Auslautverhärtung diskutieren.

ach wieso? Freundliche Diskussionen unter Leuten mit einem (un-)gesunden Halbwissen sind mir irgendwie lieber als die ganzen Zickereien, die es in den letzten Wochen hier so gab. :wink:

Ja, aber das, was ich bis jetzt gefunden habe, bezieht sich
immer nur auf Wort-Auslaute. Wie sieht es aber aus, wenn im
Inneren eines Wortes stimmhafte auf stimmlose Laute treffen?
Bleibt es dann bei der phonetischen Schreibweise?

Ja, tut es. Beispiel: kitap („Buch“; Nom. Sg.), kitapta (Lok. Sg.), kitaba (Dat. Sg.).

Familiennamen haben ja immer eine Bedeutung. Wenn es sich
hierbei jetzt um eine Zusammensetzung aus göz (mit [z]) und
kan handelt, würde man dann bei Auslautverhärtung wirklich
*göskan schreiben?

Also Gözkan scheint tatsächlich eine Zusammensetzung aus öz („wahr“, „rein“) und kan („Blut“) zu sein. Naja, aber das hilft uns Pseudoexperten ja insofern nicht weiter, als dass wir ja in der Theorie schon festgestellt hatten, dass der [z]-Laut im Türkischen generell nicht von der Auslautverhärtung betroffen ist…

Ergo: Wer meldet sich freiwillig, um im Büro der Frau Ministerin anzurufen und nachzufragen? :wink:

Gruß,
Stefan

Hallo,

soweit ist alles graue Theorie (und recht unterhaltsam zu lesen). Nun kommen wir halt mal zur Praxis.

Ich hatte vor Jahren einen Arbeitskollegen der hieß (was in der Türkei nicht selten ist) Öztürk.

Wenn er sich am Telefon gemeldet hat oder von seinen türkischen Kollegen angesprochen wurde, hörte man eindeutig Ößtürk.

Ich habe 15 Jahre mit einem Istanbuler Türken (hatte Gymnasium und Hochschulbildung und stammt aus einer Akademikerfamilie) gelebt, sehr viel Zeit in Istanbul verbracht, und ich hörte das Z wie in Deutschland das „scharfe s“.

In Deutschland leben nicht wenige Türken. Davon wird es einige geben, die in Istanbul (dort spricht man das „Hoch-Türkische“) aufgewachsen sind und die man fragen kann.

Noch immer kann ich (den Test haben wir voriges Jahr mit Türken gemacht) einen Türkischen Text so vorlesen, als wäre ich eine Türkin. Funktioniert, obwohl ich einen großen Teil des Wortschatzes und der Grammatik in den vergangenen Jahren vergessen habe. Mit meiner Aussprache der bei mir noch vorhandenen „Floskeln“ kann ich am Telefon jeden Türken täuschen.

Gruß
Ingrid

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